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Standpunkte „Never first on the patient“

Olaf Weichert, Schulleiter einer Helios Simulations- und Notfallakademie
Olaf Weichert, Schulleiter einer Helios Simulations- und Notfallakademie Foto: Sandra Greins

Schwere Verletzungen, Herzstillstand oder Notkaiserschnitt mit Komplikationen – Mediziner stehen immer wieder vor kritischen Herausforderungen. Damit das medizinische Personal in Notfallsituationen besonnen und richtig handelt, sollten Ernstfälle an Patientensimulatoren trainiert werden, meint Olaf Weichert.

von Olaf Weichert

veröffentlicht am 22.09.2020

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Ärztinnen, Ärzte und Pflegende stehen tagtäglich unter enormem Druck – geht es in ihrem Job doch im wahrsten Sinne um Leben und Tod. Bereits ein zu langes Zögern oder eine leichte Unaufmerksamkeit können mitunter schwere gesundheitliche Folgen für die Patienten haben. Dazu kommen die Situationen, die unerwartet und besonders kritisch sind und dem medizinischen Personal alles abverlangen. Vor allem weniger erfahrene Ärztinnen, Ärzte und Pflegende sind in solchen Situationen auch mal überfordert.

Um möglichen Unsicherheiten und Stress vorzubeugen, bieten sich Simulationstrainings an. An modernsten Full-Scale-Patientensimulatoren, mit denen komplexe medizinische Situationen realitätsnah in Szenarien abgebildet werden, lassen sich Notfälle trainieren. Gleichzeitig können die medizinischen Fachkräfte die Zusammenarbeit im Team stärken und verbessern. Simulationstrainings werden deutschlandweit in speziell ausgestatteten Simulationszentren angeboten. 

In Notsituationen richtig handeln 

Ziel ist es, dass Ärztinnen, Ärzte und Pflegende in kritischen Situationen die richtigen Entscheidungen zum Wohle der Patienten treffen. In der geschützten Lernatmosphäre mit leistungsfähiger Audio-Video-Technik und professioneller Nachbesprechung werden realitätsnahe Szenarien und Situationen erlebt, die den Trainierenden alles abverlangen und ihnen das Erproben von Strategien zur Bewältigung von Notfällen ermöglicht. Fehler sind dabei erlaubt und ermöglichen in der Reflexion ein vertieftes Lernen. So gewinnen die Teams die nötige Sicherheit und handeln im realen Notfall richtig und bewusst. 

Neben den medizinischen Inhalten werden in Simulationstrainings unter Beachtung der menschlichen Faktoren, wie Fehleinschätzung oder Unaufmerksamkeit, die sichere Kommunikation und Maßnahmen zur Fehlervermeidung im Team geübt. Regelmäßige Simulationstrainings erhöhen die Behandlungsqualität, die Patientensicherheit und die Zufriedenheit des medizinischen Personals. 

Erstklassige Fachliche Weiterbildung mit Simulationstrainings  

Die medizinisch anspruchsvollen und teils hochtechnisierten Fachbereiche erfordern regelmäßige und maßgeschneiderte Fort- und Weiterbildungen. Dank modernster Technik können im Simulationstraining Notfälle nicht nur realitätsnah dargestellt, sondern auch ganz besondere Einblicke gewährt werden: So bieten beispielsweise moderne Techniken den Teilnehmenden mit einer Augmented Reality-Brille den Geburtsvorgang aus einer ganz besonderen Perspektive – sie sehen dabei live, was genau im sonst verborgenen Mutterleib während des Geburtsvorgangs passiert und lernen so begreifbar nah, warum Therapiemaßnahmen zum Erfolg führen. 

Simulationstrainings können in nahezu allen Fachbereichen durchgeführt werden und sind in Bereichen, wie Anästhesie, Endoskopie, Geburtshilfe, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Rettungsdienst bereits vielerorts Teil der Regelausbildung. Neben dem Training in Simulationszentren gibt es auch die Möglichkeit, sogenannte Inhouse-Trainings zu buchen. In solchen Fällen kommt ein ausgebildetes Team mit dem gesamten Simulations-Equipment in die entsprechende Klinik. 

Simulationstraining als Bestandteil der ärztlichen Weiterbildung 

Auch bei den Entscheidungsträgern in Politik und Medizin wird das Potenzial von Simulationstrainings gesehen. Einige Landesärztekammern haben daher Simulationstrainings für bestimmte Fachbereiche – Allgemeinmedizin, Anästhesie und Notfallmedizin – in die Weiterbildungsverordnung aufgenommen. Ein Teil der Ärztlichen Weiterbildung kann somit in einem Simulationszentrum geleistet werden und bietet einen enormen Qualitätsschub für die Aus-, Fort und Weiterbildung der Ärzteschaft. 

Gemäß dem Grundsatz „Never first on the patient“ bieten Simulationstrainings die optimale Voraussetzung, um medizinische Fachkräfte auf ihren Einsatz vorzubereiten. Ziel sollte es nun sein, die Trainings in die Weiterbildungsverordnungen aller Länder aufzunehmen und für weitere medizinische Fachbereiche regelhaft zu etablieren. 

Dr. Olaf Weichert, Leitender Arzt und Schulleiter der Helios Simulations- und Notfallakademie am Standort Krefeld.

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