Ursprünglich war der „Enter-Tainer“ in der Pandemie eine Notlösung für fehlenden Platz für Tests, Impfungen, Corona-Informationen. Es handelt sich um einen Container, den wir auf unkomplizierte Weise direkt vor das Rathaus mitten im Zentrum von Linz aufgestellt haben. Wir haben ihn mit unserem Design aufgeputzt und so stand er da an einem der besten Plätze in Linz. Gleich unter dem Fenster des Bürgermeisters und auch meinem Fenster. Corona ist zum Glück nicht mehr das alles bestimmende Thema, aber irgendwie habe ich mir mit einem Team kreativer Köpfe gedacht, an so prominenter Stelle könnten wir doch unsere Arbeit als Verwaltung präsentieren. Irgendwie müssen wir das weiterhin nutzen.
Gedacht, gemacht und so hatten wir eine neue „Bühne“ für die Verwaltung. Ein Container, in dem alle Geschäftsbereiche aus dem Magistrat Linz und auch unserer Beteiligungen ihre Vielfalt und Projekte präsentieren können. Insgesamt 26 haben daher seit Mai 2022 den Enter-Tainer bespielt. Nach und nach hat sich der Enter-Tainer als niederschwellige Plattform für Projekt-, Veranstaltungs- und Unternehmenspräsentationen etabliert. Er dient aktuell als „Schaufenster“ für Leistungen der Stadt Linz und hat sich in das bestehende Veranstaltungssetting am Hauptplatz eingefügt.
Die Programmierung des Enter-Tainers
Was tut sich Spannendes, Neues, Interessantes, Ungewöhnliches in unserer Stadt? Innovationen, Kinderprogramme, aber auch kulturelle Highlights verwandeln den 13 Quadratmeter großen Raum in ein Miniaturveranstaltungszentrum. Vor allem erfüllt der Enter-Tainer eine Mission: Er sorgt für Abwechslung für die Linzer:innen und alle Besucher:innen der Landeshauptstadt. Diese Bühne der Stadt ermöglicht es, mit jenen Menschen zu interagieren, die am Hauptplatz Erledigungen machen, am Freitag den Wochenmarkt besuchen oder in eine der Straßenbahnen umsteigen müssen. Man kann länger oder kürzer in unsere Angebote eintauchen und auch in den Dialog mit unseren Mitarbeiter:innen kommen.
In Linz gibt es bereits seit 2019 den Innovationshauptplatz, den ich im Kontext eines anderen Projekts an dieser Stelle schon einmal angesprochen habe. Der Innovationshauptplatz steht einerseits für unser Innovationsbüro und anderseits für unsere Partizipationsplattform und für einen Pop-up-Store für junge Unternehmer:innen in der Stadt. Für mich ist der Enter-Tainer ein weiteres Beispiel für gelebte Partizipation und Dialog. Hier geht es aber eben nicht nur um Innovation, sondern auch um ganz alltägliche Themen einer Stadt. Einmal präsentiert sich die Berufsfeuerwehr, einmal die Kindergärten, dann unsere LGBTIQ-Beauftragte oder unsere Kulturbetriebe.
Mit den wechselnden Themen verwandelt sich gleichzeitig der Enter-Tainer – in eine Spielwiese, ein Labor, einen Garten. Teilweise wird sogar der Raum davor zur Bühne.
Der Botanische Garten der Stadt Linz ließ den Enter-Tainer aufblühen. Die Pflanzen und Düfte sollten die Passant:innen an Urlaub erinnern und die Arbeit der Gärtner:innen sichtbar machen. (Foto: Stadt Linz)
Im Advent wurde der Enter-Tainer kurzerhand zum Adv-Enter-Tainer und hat für strahlende Augen und Freudentränen gesorgt. Bei der Sachspendenaktion „Linz für Linz“ wurde nämlich für bedürftige Linzer:innen gesammelt – mit Erfolg. Tausende Produkte wurden von hilfsbereiten Bürger:innen zum Adv-Enter-Tainer gebracht und von unseren Mitarbeiter:innen entgegengenommen. Als Dankschön gab es kleine Schokoladen für die Spender:innen. Dadurch konnten 40 große Umzugskartons für wohltätige Organisationen wie die Volkshilfe Oberösterreich, den Sozialmarkt Linz und die Tiertafel der Pfarre Linz-St. Peter gespendet werden. Eine Sammelaktion mit vielen berührenden Momenten für das Team Magistrat Linz.
Geringer Aufwand, starke Wirkung
Natürlich braucht es auch für diese Einrichtung ein Team, das sich darum kümmert und die Organisation übernimmt, aber wir versuchen es halbwegs pragmatisch anzugehen – und vor allem auch alle in die Pflicht zu nehmen! Der Dialog geht uns alle in der Verwaltung an und daher müssen auch alle Bereiche mitmachen. Wegducken gilt nicht, jeder hat wohl etwas zu zeigen.
Wie auch beim Pop-up-Store des Innovationshauptplatzes erfolgt eine monatliche Vergabe des Enter-tainers. Es gibt ein standardisiertes Setting der Möblierung und der technischen Infrastruktur, wie Info-Screen und einer kleinen Outdoor-Sitzgelegenheit, um den öffentlichen Raum davor einbeziehen zu können. Für die Inhalte sind die einzelnen Bereiche selbst verantwortlich, aber bei Bedarf machen mir kleine Kreativworkshops, es ist ja nicht immer ganz einfach den eigenen Behördenbereich kreativ in Szene zu setzen. Als Unkostenbeitrag (für Druckwerke und Ähnliches) bekommen die Aussteller:innen rund 500 Euro zur Verfügung gestellt. Damit wollen wir verhindern, dass das Budgetargument vorgeschoben wird.
Solche Projekte stärken die Verwaltung
Ein ganz besonderes Element des Enter-Tainers ist zudem noch der spontan ins Leben gerufene Podcast „Stadtcafé Linz“. Unsere Bühne gibt es seitdem auch als Hörerlebnis. Zu jedem Thema, das wir dort präsentieren, gibt es eine Folge und die Themenverantwortlichen kommen zu Wort. Direkt am Container ist ein QR-Code angebracht, der zum Podcast führt.
Diese Kommunikationsbühne hilft uns, unsere Leistungen als Stadt zu kommunizieren und in den Dialog mit der Bevölkerung zu treten, aber es stärkt auch den Teamgeist. Gemeinsam planen wir die jeweilige Gestaltung, den Content, die Arbeitseinteilung und es helfen sich unterschiedlichste Teams wechselseitig. Für mich ist der Enter-Tainer deshalb auch ein extrem wirksames Instrument, um unsere sinnstiftende Arbeit in der Verwaltung auch an unsere Mitarbeiter:innen zu kommunizieren. Der Zusammenhalt und das Sichtbarmachen eigener Erfolge ist nämlich gerade in Zeiten eines sehr volatilen Arbeitsmarktes wichtig.
Ulrike Huemer leitet als Magistratsdirektorin seit 2020 die Verwaltung der österreichischen Stadt Linz. Zuvor war sie viele Jahre CIO der Stadt Wien. Die Verwaltungsplattform Apolitical zählte sie im Jahr 2019 zu den 100 einflussreichsten Personen im Bereich digitale Verwaltung.
Bisher von ihr in dieser Rubrik erschienen: Verwaltung als „Mix aus Max Weber und Elon Musk“, „IT-Projekte ohne Paartherapie“, „Prozessmanagement ist alternativlos“, „Keine Angst vor Microsoft“, „Ein traditioneller Markt wird digital“, „Blackout-Vorbereitung ist ein Gebot der Stunde“, „Unser Stadtklima als warnende Ausstellung“ und „Wie wir in Linz unsere Daten organisieren“.