Standpunkte Das Deutschlandticket darf kein Spielball werden




Das Deutschlandticket steht zwei Wochen vor der nächsten Sonder-Verkehrsministerkonferenz erneut zur Debatte. Dabei ist das Ticket ein Symbol für moderne, soziale und klimafreundliche Mobilität – und für gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land. Dieses Erfolgsmodell darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.
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Jetzt kostenfrei testenDas Deutschlandticket ist mehr als ein Fahrschein – es ist ein Versprechen: Mobilität für alle, unabhängig von Wohnort und Geldbeutel. Für uns, die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, ist dieses Ticket ein entscheidender Baustein für gleichwertige Lebensverhältnisse, soziale Teilhabe und die Verkehrswende. Doch dieses Versprechen steht auf der Kippe.
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind Flächenländer. Die Menschen hier leben nicht nur in Städten, sondern vor allem in ländlichen Regionen, oft weit entfernt von Ballungszentren. Hier ist Mobilität eine Grundvoraussetzung für Arbeit, Ausbildung, medizinische Versorgung und gesellschaftliche Teilhabe. Das Deutschlandticket hat vielen einen echten Impuls gegeben, den ÖPNV mehr zu nutzen: Pendlerinnen und Pendler, Auszubildende, Seniorinnen und Senioren, Familien und Touristen profitieren tagtäglich.
Das Ticket ist für uns in den Flächenländern mit weiten Wegen und dünner Besiedlung wichtig. Es verbindet die Ostseeküste mit dem Binnenland, macht Urlaubsorte lebendig, Universitätsstädte und kleine Gemeinden erreichbar und stärkt so Wirtschaft und Tourismus gleichermaßen.
Herausforderungen trotz Erfolg und Akzeptanz
Die Resonanz ist eindeutig: Das Deutschlandticket wird genutzt, geschätzt und erwartet. Es hat Tarifgrenzen überwunden, die Nutzung von Bus und Bahn vereinfacht und einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende geleistet. Doch die Finanzierung ist gegenwärtig noch akut gefährdet.
Bund und Länder stemmen bereits enorme Summen, um das Ticket zu ermöglichen. Die aktuelle Beteiligung von jeweils 1,5 Milliarden Euro ist, angesichts angespannter Haushalte, für die Länder eine Grenze. Mehr geht nicht. Wir benötigen die Finanzmittel zur Finanzierung der bisherigen Verkehre. Unsere Erwartung ist klar: Der Bund muss künftig vorrangig die Finanzierung übernehmen und ausreichend Bundesmittel bereitstellen. Nur so bleibt das Ticket bezahlbar.
Wir in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern stehen zusätzlich noch vor einer besonderen Herausforderung. Es gibt Strecken, auf denen das Deutschlandticket so gut angenommen wird, dass wir zur Hochsaison überfüllte Züge haben.
Schon heute stoßen stark nachgefragte Linien wie der RE3 zwischen Berlin und Stralsund oder der RE7 nach Dessau an ihre Kapazitätsgrenzen. Die hohe Auslastung zeigt, wie wichtig das Deutschlandticket für die Menschen ist – und dass wir dringend zusätzliche Bundesmittel benötigen, um das Angebot schnell und bedarfsgerecht erweitern zu können. Diese Effekte muss der Bund bei der künftigen Dynamisierung der Regionalisierungsmittel konsequent berücksichtigen.
Das Deutschlandticket braucht Planungssicherheit
Wir stehen zu unserer Verantwortung und wollen das Ticket auch über 2025 hinaus fortführen. Nicht nur für ein Jahr, auch nicht nur für zwei Jahre, sondern langfristig. Das Deutschlandticket ist ein Schlüsselprojekt der Verkehrswende. Es schafft Anreize, auf Bus und Bahn umzusteigen, und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz.
Aber die Verkehrsunternehmen brauchen Planungssicherheit. Ohne eine verlässliche Finanzierung drohen Angebotskürzungen, Preiserhöhungen und ein Rückschritt bei der Verkehrswende. Das dürfen wir nicht zulassen.
Aber das gelingt nur gemeinsam. Die weitere Finanzierung muss jetzt verbindlich zwischen Bund und Ländern abgestimmt werden. Ein Hinhalten oder Verschieben gefährdet nicht nur das Ticket, sondern auch das Vertrauen der Menschen in die Politik. Die Menschen erwarten Verlässlichkeit und Planbarkeit!
Wir fordern deshalb:
- Der Bund muss künftig vorrangig die Finanzierung übernehmen und ausreichend Bundesmittel bereitstellen.
- Der Bund muss ausreichend Regionalisierungsmittel bereitstellen, um die Qualität im SPNV/ÖPNV auch in Zukunft sicherstellen zu können
- Die Finanzierung für das Deutschlandticket muss jetzt, vor der Sommerpause, verbindlich vereinbart werden.
- Das Ticket muss dauerhaft, bezahlbar und einfach bleiben.
Sonder-Verkehrsministerkonferenz entscheidend
Die kommende Verkehrsministerkonferenz am 27. Juni ist ein entscheidender Moment. Wir werden uns gemeinsam und entschlossen für eine nachhaltige Lösung einsetzen. Das Deutschlandticket darf nicht zum Spielball von Finanzierungsdebatten werden.
Es ist ein Symbol für moderne, soziale und klimafreundliche Mobilität – und für gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land. Es verbindet die Ostsee mit den Alpen, den Harz mit der Nordsee, Großstädte mit dem Land. Es verbindet uns Menschen, egal, woher wir kommen und über Tarifgrenzen hinweg.
Der Bund muss Verantwortung übernehmen. Er muss gemeinsam mit uns die Zukunft des Deutschlandtickets sichern. Dieses Erfolgsmodell darf nicht aufs Spiel gesetzt werden. Die Menschen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und ganz Deutschland zählen darauf.
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