Heute vor 25 Jahren trat das EEG in Kraft. Es ist das wirkungsvollste Instrument in der Geschichte der deutschen Energiepolitik. Die von Beginn an verpflichtende Abnahme und Vergütung von Strom aus erneuerbaren Energien führte nicht nur zu einer Demokratisierung der Energieversorgung, die mittlerweile von Millionen Bürgerinnen und Bürgern, Landwirten, Genossenschaften, Stadtwerken bis hin zu großen Projektierern gesichert wird.
Die Energiewende im Stromsektor hat auch – wie bei keinem anderen Energieträger – zu unvergleichlichen Kostendegressionen bei den Anlagen geführt, allen voran von Wind und Solar. Die Vergütung von Photovoltaik sank beispielsweise von mehr als 50 auf wenige Cent je Kilowattstunde. Deshalb haben viele Dutzend Länder das Erfolgsinstrument EEG in den letzten Jahrzehnten kopiert.
Die Erneuerbaren lieferten im Jahr 2024 ganze 58 Prozent der deutschen Bruttostromerzeugung (Quelle: AG Energiebilanzen). Seit der Einführung des EEG haben sich die vermiedenen Treibhausgas-Emissionen durch erneuerbare Energien in Deutschland zudem mehr als vervierfacht. Auch die ökonomischen Effekte, die mit dem EEG verbunden sind, sind enorm.
Erneuerbare als Standortchance
Gut 400.000 Menschen sind mittlerweile entlang aller Wertschöpfungsstufen in der Branche beschäftigt. Aufgrund der dezentralen Struktur der Erneuerbaren entstehen diese Arbeitsplätze nicht nur in Ballungszentren, sondern auch in ländlich geprägten Regionen. Damit bieten sie gerade auch in den vom Strukturwandel betroffenen Ländern die Chance, Industriearbeitsplätze zu erhalten und somit Wirtschaftskraft und Attraktivität der Regionen zu steigern. Alleine 2023 wurden über 37 Milliarden Euro an Investitionen in den Ausbau der Erneuerbaren getätigt. Wachsend kommen Speicher, Sektorenkopplungstechnologien wie grüner Wasserstoff, Wärmepumpen, e-Autos und neue Geschäftsmodelle der direkten Versorgung vor Ort hinzu.
Erneuerbare haben auch insgesamt einen positiven Effekt auf das Wachstum in Deutschland. Denn der Ausbau löst Investitionen aus, die sich positiv auf die Einkommen auswirken, er spart Importe fossiler Energien ein und erhöht Einnahmen durch den Export von Erneuerbare-Energien-Anlagen und Komponenten. Der BEE hat jüngst berechnet, dass Stromkundinnen und -kunden bis 2028 zudem um etwa 15,1 Milliarden Euro durch den Einfluss des EEG auf die Börsenstrompreise entlastet werden können.
Auch der Rückhalt in der Bevölkerung ist ungebrochen. Nach aktuellen Erhebungen der Agentur für Erneuerbare Energien unterstützen 80 Prozent der Deutschen den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der beste Weg dafür ist der Erhalt der breiten Akteursvielfalt. Hierzu leistet das EEG einen entscheidenden Beitrag, indem es auch für kleinere Akteure die Möglichkeit schafft, Projekte mit günstigen Krediten zu finanzieren. Somit können auch Bürgerinitiativen die notwendigen Investitionssummen aufbringen.
Kosten senken
Eine unterbrechungsfreie Absicherung der Investitionen in Erneuerbare-Anlagen ist der Schlüssel für den weiteren Erfolg. Denn trotz der einzigartigen Erfolgsgeschichte werden immer wieder Rufe nach einem Stopp des EEG laut. Dabei ist das EEG ein wirkungsvolles Absicherungssystem für Investitionen. Die sogenannte Gleitende Marktprämie in Form einer festen Mindestvergütung bietet Anlagenbetreiben eine Risikoabsicherung durch Banken, auf deren Grundlage sie Projekte wirtschaftlich effizient finanzieren können.
Der preissenkende Effekt der Erneuerbaren ist für die Volkswirtschaft positiv, führt aber andererseits zur Steigerung der EEG-Differenzkosten. Dies ist die finanzielle Lücke zwischen den nach EEG-Ausschreibungen zugesagten Vergütungen und den tatsächlichen Marktwerten. Diese Differenz zwischen Finanzzusagen und Marktwerten trägt der Bundeshaushalt.
Steigende Differenzkosten lassen sich nicht durch eine Begrenzung des Zubaus erneuerbarer Energien stoppen. Dieser würde neben dem Verfehlen der Klimaziele vor allem höhere Stromkosten aufgrund des verstärkten Einsatzes von teuren fossilen Stromerzeugern bewirken. Gleichzeitig würde Vertrauen in die politische Zielerreichung verloren gehen und Verunsicherung im Bereich privatwirtschaftlicher Investitionen entstehen. Die Antwort ist die Stärkung von Flexibilität auf Erzeugungs-, Übertragungs- und Verbrauchsseite.
Flexibilität anreizen
Um den marktgetriebenen Ausbau von Flexibilitäten zu erhöhen, sind jetzt, wie von Union und SPD vorgesehen, die Stromnebenkosten zu senken, zudem variable Netzentgelte und dynamische Stromtarife einzuführen, Elektrolyseure und Power2Heat zu entlasten und Hemmnisse des Speicherausbaus abzubauen. Insgesamt stärkt der Grundsatz „Nutzen statt Abregeln“ das Gesamtsystem.
Auch die Nutzung der Erneuerbare-Energien-Potentiale auf der Erzeugerseite, inklusive flexibilisierter Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie und grüner KWK, unterstützt die kosteneffiziente Integration der Erneuerbaren ins System. Die Überbauung von Netzverknüpfungspunkten und der weitere Netzausbau ergänzen das smarte Energiesystem der Zukunft.
Steigende Kosten entstehen bei politischer Untätigkeit, während Anpassungsmaßnahmen nach Einschätzung des BEE bis 2028 ein Einsparpotenzial von bis zu fünf Milliarden Euro bieten. Die EEG-Vergütung sollte dabei nicht länger zeitlich begrenzt werden, sondern erst nach erreichter Einspeisemenge durch Überführung von einer zeit- in eine mengenbasierte Absicherung. Es sollte keine ÜNB-Vermarktung bei negativen Strompreisen geben, um das teure Redispatch zu begrenzen.
Ein gleichmäßiger Ausbau der Erneuerbaren über ganz Deutschland (zum Beispiel mehr Windanlagen im Süden) ist ebenso wichtig wie die Begünstigung der besonderen Auslegung der Erneuerbaren (zum Beispiel Schwachwindanlagen und PV mit Ost-/West-Ausrichtung).
Das EEG in die Zukunft führen
Als weitere Handlungsempfehlungen für das EEG plädiert der BEE dafür – wie von der EU erwartet – im ersten Schritt einen CfD-Mechanismus einzuziehen. Hier besteht Zeitdruck, dies bis Ende 2026 beihilferechtlich genehmigt zu haben. Anschließend lässt sich das EEG Schritt für Schritt weiter als marktliches Absicherungssystem für Investitionen ausrichten.
Auch die Zielpfade im EEG dürfen jetzt nicht infrage gestellt werden. Die Nachfrage nach erneuerbarem Strom wird erheblich steigen, vor allem durch den Ausbau von (KI-) Rechenzentren, Wärmepumpen, E-Mobilität, Wasserstoffhochlauf und wirtschaftliche Erholung. Der BEE erwartet aufgrund dieser Entwicklungen einen erheblichen Anstieg des Bruttostromverbrauchs von aktuell 510 Terawattstunden (TWh) auf rund 700 TWh bis zum Jahr 2030. Wer den Ausbau jetzt verlangsamt, riskiert nicht nur Energieknappheit, sondern auch Unsicherheit bei Unternehmen. Der wirtschaftliche Schaden wäre enorm.
Das EEG ist und bleibt für die weitere Entwicklung der Erneuerbaren im Stromsektor das zentrale Instrument. Es braucht keinen „Neustart der Energiewende“, sondern die Weiterentwicklung zu einem System mit systemsetzenden Erneuerbaren, die die Versorgung günstig, verlässlich und heimisch sichern. Das EEG hat noch viele gute Jahre vor sich.