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Energie & Klima

Klimaschutz Harald Welzer im Background-Interview: die wichtigsten Aussagen

„Wir haben gar keine Klimaschutzpolitik“, sagt der Sozialpsychologe Harald Welzer im Tagesspiegel-Interview. „Hätten wir eine, hätten wir immer weniger Emissionen“ – das Gegenteil sei der Fall. Welzer fordert auch ein Umdenken der Gesellschaft, die sich selbst belüge.

von Background Redaktion

veröffentlicht am 20.01.2019

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Der Sozialpsychologe Harald Welzer, Direktor der „Stiftung Zukunftsfähigkeit – Futurzwei“, sieht die Verantwortung für die mangelnden Fortschritte beim Klimaschutz vor allem bei der Politik. „Hätten wir eine Klimaschutzpolitik, hätten wir immer weniger Emissionen – haben wir aber nicht, im Gegenteil“, sagte Welzer im Tagesspiegel-Interview. „Und solange wir die Reduktion nicht haben, wird sich der Planet weiter aufheizen.“ 

Die Politik setze beim Klimaschutz auf „magisches Denken“. „Man setzt auf Konferenzen, hofft darauf, dass symbolische Verträge das Klima ganz mächtig beeindrucken – und hält sklavisch an der Wachstumslogik fest“, so Welzer. „Wie ein Süchtiger, der den Stoff braucht und doch weiß, dass dieser Stoff ihn zerstört, sagt: Nächstes Jahr höre ich auf. Das Problem ist: Es gibt kein alternatives Konzept, um eine andere Ökonomie zu etablieren, die nachhaltig und zugleich in der Lage wäre, unseren zivilisatorischen Standard zu sichern.“ 

Es sei die Herausforderung des 21. Jahrhunderts, die freie und sichere Gesellschaft auf eine andere materielle Basis zu stellen. Westliche Gesellschaften hätten sich immer durch soziale Bewegungen modernisiert, durch die Frauenbewegung, die Bürgerrechtsbewegung, die Ökobewegung. „Dieses Bewegungsmoment fehlt derzeit“, sagte Welzer. Dafür gebe es aber eine neu heranwachsende, politisch engagierte Generation. „2018 gab es, anders als in den Jahren zuvor, wieder sehr viele Demos und einen großen Anteil junger Leute dort.“

Bislang würden die Menschen in einer Lebenslüge leben, so der Sozialpsychologe. „Diese Lebenslüge ist keine individuelle, sondern eine gesellschaftliche. Die Leute sind mit zwei Botschaften konfrontiert. Einerseits soll alles immerzu weiterwachsen, sollen die Leute mehr konsumieren, mehr Autos kaufen, mehr Fleisch essen, mehr Kreuzfahrten buchen. Das ist die Benutzeroberfläche unseres Alltags“, sagte Welzer.

„Auf der anderen Seite kriegen sie gesagt: Wir haben ein Problem, wir produzieren zu viele Emissionen, es wird zu heiß auf der Erde. Insofern stecken sie in der Falle, leben in einer permanenten Dissonanz: Sie haben Schuldgefühle, wenn sie ihr Flugticket buchen, buchen es aber trotzdem“, so Welzer weiter. Tsp

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