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Energie & Klima

Standpunkte Klimafreundliche Wärme für alle möglich machen

Rüdiger Lohse, Valentina Fröhlich, René Scharr-Hochegger
Rüdiger Lohse, Valentina Fröhlich, René Scharr-Hochegger, Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz EDL_Hub Foto: DENEFF

Die Ankündigung im Koalitionsvertrag, das Heizungsgesetz zurückzunehmen, sorgt für Verunsicherung. Doch zugleich bestätigt der Vertrag: Bezahlbares Wohnen, effiziente Wärmeversorgung und beschleunigte Modernisierung sollen zentral bleiben – müssen aber in Einklang gebracht werden. Dazu fordern Rüdiger Lohse, Valentina Fröhlich und René Scharr-Hochegger von der DENEFF innovative Ansätze und empfehlen „Social Contracting“.

von Rüdiger Lohse, Valentina Fröhlich, René Scharr-Hochegger

veröffentlicht am 17.04.2025

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Die Wärmewende in Wohngebäuden muss alle mitnehmen. In Deutschland leben viele Haushalte mit einem Jahreseinkommen unter 40.000 Euro in unsanierten Gebäuden. Diese Haushalte sind besonders von hohen Heizkosten betroffen. Gleichzeitig scheitern notwendige Modernisierungen oft an der Finanzierungsfrage: Eigentümerinnen scheuen Investitionskosten – leider oft selbst für einfachere Modernisierungsmaßnahmen, während Mieter steigende Warmmieten fürchten. Die Folge: Modernisierungsstau – fossile Wärmeerzeuger werden weiter betrieben und die Klimaziele rücken in weite Ferne.

Der Koalitionsvertrag der zukünftigen Bundesregierung zeigt, dass Union und SPD die Herausforderung der sozial gerechten Ausgestaltung der Wärmewende sehen. Nur die Lösungen bleiben mehr als vage. Auch schaffen Ankündigungen, den politischen Rahmen schon wieder teilweise umzukrempeln, kein neues Vertrauen – das wäre aber jetzt dringend notwendig.

Innovatives Finanzierungsmodell Social Contracting

Neben Stabilität sind jetzt genau deshalb Ansätze gefragt, die die Wärmewende nach vorne denken. Hier setzt das Social Contracting an. Dieses innovative Finanzierungsmodell bietet eine pragmatische und schnell umsetzbare Möglichkeit, um einkommensschwache Haushalte insbesondere im Mietwohnungsbestand gezielt zu erreichen und gleichzeitig das Modernisierungstempo zu erhöhen. Es kombiniert klimafreundliche Wärmeversorgung mit einem sozial gerechten Finanzierungsmodell – und macht die Wärmewende für alle bezahlbar.

Das Ergebnis: Modernisierte, energieeffiziente Wärme ohne finanzielle Mehrbelastung für Mieterinnen und Mieter mit geringem Haushaltseinkommen. Das Konzept funktioniert folgendermaßen:

  • Energiedienstleister als Ermöglicher: Spezialisierte Wärmeeffizienzanbieter (beispielsweise Stadtwerke oder Contractoren) übernehmen die Investitionen in Modernisierungen und erneuerbare Wärmeversorgung. Eigentümer müssen keine hohen Vorabinvestitionen leisten.
  • Finanzierung über den Wärmepreis: Die Kosten der Maßnahmen werden ratierlich über den Wärmepreis refinanziert. Damit bleibt die monatliche Belastung für Mieter konstant.
  • Unterstützung durch den Social Climate Fund: Investitionskostenzuschüsse aus dem Europäischen Social Climate Fund oder der Widmung von Mitteln aus dem neuen Infrastrukturfonds können dafür sorgen, dass die finanzielle Belastung niedrig bleibt und sich die Gesamtkosten aus Kaltmiete und Heizkosten trotz Investitionen nicht erhöhen.
  • Langfristige Absicherung: Zweckgebundene Zuschüsse und einfache Nachweise, etwa über Wohnberechtigungsscheine oder Quartiersmietenspiegel, stellen sicher, dass einkommensschwache Haushalte langfristig entlastet werden.
  • Hilfe zur Selbsthilfe: Energiedienstleister haben ein hohes Eigeninteresse an einem effizienten Betrieb der Maßnahmen. Das hilft auch den Mieterinnen und Mietern mit knappem Einkommen – mit professioneller Hilfe.

Social Contracting ist mehr als ein Finanzierungsinstrument – es ist ein großer Hebel für eine gerechte und klimaneutrale Zukunft: Mieterinnen profitieren durch gleichbleibende Warmmieten bei Modernisierungen. Vermieter können modernisieren, auch ohne Eigeninvestitionen zu tätigen. Die Modernisierungsaktivität nimmt zu, weil finanzielle Hürden abgebaut werden.

Wir kommen den Klimazielen entscheidend näher, indem fossile Heizsysteme auch in schwierigeren Fallgruppen durch effiziente und CO2-freie Alternativen ersetzt werden. Die soziale Akzeptanz steigt, weil einkommensschwache Haushalte gezielt entlastet werden.

Potenzial der Energiedienstleister nutzen

Wir brauchen jetzt die politischen Weichenstellungen für eine gleichermaßen investitionsfreundliche wie sozial gerechte Wärmewende – das umfasst auch marktgerechte Novellen der Wärmelieferverordnung sowie der AVBFernwärmeV. Die Ankündigungen dazu im Koalitionsvertrag bieten Anlass für vorsichtigen Optimismus. Social Contracting kann ein Schlüsselinstrument sein, um die Ziele der neuen Regierung zu erfüllen: Es verbindet Klimaschutz mit sozialer Gerechtigkeit und kann verhindern, dass niemand bei der Wärmewende abgehängt wird, wenn es breit zum Einsatz kommt.

Die künftige Bundesregierung sollte Social Contracting als festen Bestandteil der Wärmewendepolitik verankern, um das Potenzial der Energiedienstleister bei der Umsetzung der Wärmewende zu nutzen – für eine faire, effiziente und klimafreundliche Zukunft. Die Technologie ist da, das Kapital ist da – jetzt braucht es die richtigen politischen Entscheidungen.

Das DENEFF EDL_HUB ist ein Zusammenschluss von Unternehmen der Energiedienstleistungsbranche mit dem Zweck, zu Energiewende und Dekarbonisierung beizutragen. In einem Policy-Papier schlägt das EDL_HUB „Social Contracting“ vor, einen Ansatz zu einer sozial gerechten und klimafreundlichen Wärmewende.

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