In Deutschland gibt es rund 50.000 Linienbusse, die tagtäglich Millionen Menschen befördern. Es wird zu wenig ausgesprochen: Doch ohne diese Leistung würden Wirtschaft und Gesellschaft im Land schweren Schaden nehmen. Umso wichtiger ist es, eingeschlagene Modernisierungspfade konsequent zu Ende zu gehen.
Ende 2025 werden nur etwa zwölf Prozent der Flotte, knapp 6.000 Fahrzeuge lokal emissionsfrei fahren. Angesichts der dringend notwendigen Verminderung von CO2-Emissionen ist dies ein Anfang, der jedoch deutlich beschleunigt werden muss. Nun ist allen bekannt, dieser Entwicklung wurde zwischenzeitlich der Stecker gezogen.
Die öffentliche Verkehrsbranche hielt in der Vergangenheit, was sie zugesagt hatte, nachdem Brüssel und Berlin ehrgeizige Vorgaben gemacht hat – und zeigt dabei, was möglich ist: Rund 3.500 Busse mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb sind im Einsatz, weitere 2.500 wurden verbindlich bestellt. Dennoch bremsen unzureichende, gekappte Fördermittel und politische Unsicherheiten die dringend benötigte Transformation.
Elektrokurs beibehalten – davon profitiert auch die Wirtschaft
Statt auf emissionsfreie Fahrzeuge umzusteigen, müssen viele Verkehrsunternehmen aus wirtschaftlichen Zwängen wieder Diesel- oder Gasbusse beschaffen – in den kommenden Jahren rund 1.400 Stück. Zudem verzögert vor dem Hintergrund der unsicheren oder verspäteten Finanzierung die Beschaffung von gut 1.000 lokal emissionsfreien Bussen um mindestens ein Jahr, knapp 680 dieser Busse sogar um mehr als drei Jahre. Es ist eine Binse: Transformation braucht Verlässlichkeit.
Diese Entwicklung schadet nicht nur dem Klimaschutz, sondern auch der Wirtschaft. Investitionen in E-Busse und deren Ladeinfrastruktur fließen überwiegend in deutsche und europäische Unternehmen und sichern hochwertige, zukunftsfähige Arbeitsplätze. Im ganzen Land – und vor Ort. So meldet die Industrie in Bezug auf die angeschafften Elektrobusse beeindruckende Zahlen: Deutsche Hersteller konnten ihren Marktanteil von 2018 bis 2023 von unter 20 auf über 60 Prozent erhöhen. Von den geförderten E-Bussen stammten vor etwa einem Jahr fast alle aus deutscher oder europäischer Produktion.
VDV fordert Erhöhung der GVFG-Mittel
Wir müssen der Mobilitätspolitik in Deutschland wieder eine Richtung geben. Um den Rückschritt aufzuhalten, fordert der Branchenverband VDV eine umfassende Anpassung der Finanzierungsinstrumente. Der VDV schlägt daher eine Aufstockung der GVFG-Mittel auf insgesamt vier Milliarden Euro jährlich ab 2025 vor: Eine Milliarde mehr für den Neubau und die Sanierung der Verkehrsinfrastruktur sowie zusätzlich eine Milliarde Euro für die Erweiterung des GVFG-Förderkataloges zur Elektrifizierung der Busflotten und den Ausbau der Betriebshöfe, um die weggefallene Bundesförderung zu kompensieren. Das ist ein Förderprogramm für den Wirtschaftsstandort Deutschland, für die deutsche Industrie. So kann der Transformationsprozess im Nahverkehr entscheidend vorangebracht werden.
Was noch nicht mehrheitlich verstanden worden ist: Die Transformation im Nahverkehr ist keine technische Herausforderung mehr, sondern eine Frage des politischen Willens. Die Verkehrsunternehmen und die Industrie haben ihre Hausaufgaben gemacht.
Jetzt braucht es den Mut der Politik, die notwendigen Mittel bereitzustellen, um nachhaltige Mobilität auf die Straße zu bringen und die ökonomischen und ökologischen Ziele nicht nur anzustreben, sondern auch zu erreichen. Das ist gut angelegtes Geld. Wir wissen, dass jeder investierte Euro in den öffentlichen Verkehr eine Wertschöpfung von 2,10 Euro generiert. Die kommende Bundesregierung ist gefordert.