Für Tech-Startups steht schnelles Wachstum an erster Stelle. In einem Markt, der von Innovation und Geschwindigkeit lebt, ist es keine Überraschung, dass viele junge Unternehmen den Fokus auf zügige Produktentwicklung, rasantes Wachstum und schnelle Weiterentwicklung richten.
Doch in der Eile, das nächste „große Ding“ zu schaffen, bleibt eines oft auf der Strecke: Informationssicherheit, Datenschutz und eine nachhaltige Compliance. Ein Fehler, der nicht nur für das Start-up selbst, sondern auch für deren Investoren – Venture-Capital-Fonds (VCs) – teuer werden kann. Diese bezeichnen sich zwar als Risikokapitalgeber, das Wort „Risiko“ bezieht sich aber auf das Geschäftsmodell und ganz klar nicht auf die Sicherheit der Produkte und deren Infrastrukturen. Unternehmen, die keine solide Sicherheitsstrategie implementieren, sind verwundbar – mit der Folge, dass neben Reputation und operativer Handlungsfähigkeit auch das Investment selbst gefährdet ist.
Informationssicherheit: Ein blinder Fleck für Investoren
VCs investieren nicht nur in Ideen, sie investieren in kompetitive Unternehmen, die sich in einem zunehmend komplexen und regulierten Markt behaupten müssen. Fehlt es an Informationssicherheit, wird genau dieses Wachstum zur Schwachstelle. Ein Sicherheitsvorfall zerstört schnell das bei jungen Unternehmen ohnehin fragile Vertrauen von Kunden und Partnern. Hinzu kommt, dass mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und der kommenden NIS-2-Richtlinie gleichzeitig regulatorische Konsequenzen folgen, Bußgelder drohen und die Unternehmer sich um vieles kümmern müssen, nicht zuletzt um ihr eigentliches Geschäft. Besonders in sensiblen Branchen wie Fintech, Healthtech oder Human Resources, in denen der Datenschutz und die Datensicherheit höchste Priorität haben, kann ein einziger Vorfall bereits existenzbedrohende Ausmaße annehmen.
Phishing-Angriffe oder unabsichtliche Verstöße gegen die DSGVO gehören zu den häufigsten Ursachen für Sicherheitsvorfälle. Wie aber können VCs also sicherstellen, dass ihre Portfoliounternehmen von Anfang an geschützt sind?
Ein strukturiertes Vorgehen: ISO 27001, SOC 2 oder TISAX®
Eine Antwort liegt in einem strukturierten und bewährten Informationssicherheitsansatz, wie der ISO 27001. Dieser international anerkannte Standard für Informationssicherheitsmanagementsysteme (ISMS) bietet Investoren die Gewissheit, dass ein Startup nicht nur auf schnelle Skalierung setzt, sondern auch die Sicherheit seiner Daten und Systeme ernst nimmt. Eine ISO-27001-Zertifizierung zeigt, dass ein Unternehmen in der Lage ist, Risiken zu erkennen, zu managen und vor allem sie zu minimieren – und das in einer komplexen digitalen Welt.
Ähnlich verhält es sich mit SOC 2, einem Prüfungsstandard, der die Kontrollen in Bezug auf Sicherheit, Verfügbarkeit, Integrität der Verarbeitung, Vertraulichkeit und Datenschutz bewertet, sowie TISAX® (Trusted Information Security Assessment Exchange), einem Standard für die Automobilindustrie, der die Informationssicherheit in Lieferketten gewährleistet.
Doch es geht um mehr als nur den Schutz vor Cyberangriffen. Die Zertifizierung verschafft Portfoliounternehmen auch einen klaren Wettbewerbsvorteil, indem sie Kunden, Partnern und Behörden zeigen, dass Sicherheit ein zentraler Bestandteil ihrer Unternehmenskultur ist. Dies schafft Vertrauen und demonstriert Professionalität und Seniorität im Markt. Da Datenschutz und Cyberrisiken immer stärker in den Fokus von Aufsichtsbehörden und Verbrauchern rücken, kann dies den entscheidenden Unterschied ausmachen und zu besserem Geschäft führen.
Informationssicherheit als Teil der VC-Strategie
Für VCs bedeutet das, auf Unternehmen zu setzen, die nicht nur technologisch innovativ sind, sondern auch langfristig wettbewerbsfähig bleiben. Die Bedrohungslage, besonders durch den missbräuchlichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), nimmt stetig zu. Technologien wie KI oder IoT (Internet of Things) bieten Angreifern beispiellose Möglichkeiten, Sicherheitslücken auszunutzen. Unternehmen, die hier auf Informationssicherheit verzichten, riskieren weit mehr als nur kurzfristige Umsatzeinbußen – sie setzen ihre gesamte Existenz aufs Spiel.
Der Druck von Regulierungsbehörden wächst ebenfalls. Mit Normen wie dem speziell auf den Schutz von KI-Entwicklungen abzielenden Standard ISO 42001 und der Umsetzung des KI-Gesetzes in Europa wird deutlich, dass Unternehmen ihre Sicherheitsstandards nicht nur aus betrieblicher Notwendigkeit, sondern auch aus regulatorischen Gründen anpassen müssen. Unternehmen, die diese Standards frühzeitig einführen, haben daher nicht nur einen technischen, sondern auch einen strategischen Vorteil gegenüber ihren Wettbewerbern.
Der Schlüssel zum Erfolg: Frühzeitig handeln
Die Aufgabe von VCs ist eindeutig: Sie müssen sicherstellen, dass ihre Portfoliounternehmen frühzeitig auf Informationssicherheit setzen, bevor Risiken zu echten Problemen werden. Dazu gehört, sie von Anfang an gezielt in Sicherheitsfragen zu unterstützen. Automatisierte Systeme zum Management von Informationssicherheit bieten zu diesem Zweck gerade für kleinere Unternehmen eine effektive und kostengünstige Möglichkeit, schnell die nötigen Zertifizierungen zu erlangen und sich sicher aufzustellen.
Informationssicherheit ist in unserer Zeit kein optionales Nice-to-Have mehr – sie ist ein Muss. VCs, die frühzeitig auf Informationssicherheit setzen und Standards wie ISO 27001 oder SOC2 als Voraussetzung für ihre Investitionen machen, schützen nicht nur ihr Kapital – sie stärken auch die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Portfoliounternehmen. Unternehmen, die Sicherheit ernst nehmen, sind widerstandsfähiger, agiler und haben bessere Chancen, sich in einem Markt durchzusetzen, der immer stärker von Regulierungen und Sicherheitsbedenken geprägt ist. Zudem signalisiert eine Zertifizierung nach außen Vertrauen und Glaubwürdigkeit, was zu besseren Geschäftsbeziehungen und Marktchancen führt.
Unternehmen, die ihre Daten und Systeme durch Zertifizierungen wie ISO 27001, ISO42001, ISO27701 oder SOC2 absichern, sind besser gewappnet für die Herausforderungen der Zukunft, den regulatorischen Mindestanforderungen – und liefern den VCs, die sie unterstützen, die besten Chancen auf eine erfolgreiche Exit-Strategie.
Kilian Schmidt ist CEO & Co-Founder bei Kertos.