Die zeitnahe Umstellung der gesamten Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien stellt eine der größten Herausforderungen der Energiewende dar. Denn erst 19 Prozent der Wärmeerzeugung sind – im Unterschied zu über 50 Prozent beim Strom – erneuerbar. Wärme macht aber die Hälfte des gesamten deutschen Energieverbrauchs aus. In der Industrie, bei der sogenannten Prozesswärme – also Wärme zum Beispiel zum Trocknen, Schmelzen, Dampferzeugen – sind es sogar nur rund acht Prozent. Dabei verbraucht allein dieser Bereich so viel Energie, wie die gesamte Stromerzeugung beträgt. Die Herausforderung ist also allein schon von der Dimension her gewaltig, aber auch auf der Zeitschiene: In sechs Jahren will Deutschland 50 Prozent erneuerbare Wärme verbrauchen und in 21 Jahren komplett klimaneutral sein.
Die Frage ist deshalb, wie wir unsere Klima- und Energieziele erreichen, möglichst ohne Kollateralschäden an Wirtschaft und Wohlstand. Bislang stellt Holz zwei Drittel der erneuerbaren Wärme bereit. Holz wird sicher nicht die Wärmeversorgung allein defossilisieren können. Aber ein nachhaltiger Ausbau wird zu den Wärme- und Klimazielen beitragen müssen. Dies zeigt beispielsweise auch die Wärmestudie 2045 des Bundesverbandes Erneuerbare Energien.
Energie aus Holz ist und bleibt eine anerkannte erneuerbare Energie, deren vielfältige Anwendungsfelder beim Fachkongress Holzenergie am 23./24. September ausführlich dargestellt und diskutiert werden. Alle relevanten Rechtstexte haben nachhaltige Holzenergie als erneuerbare Energieform verankert, angefangen bei der Erneuerbare Energien Richtlinie der EU, bis hin zum EEG, Gebäudeenergiegesetz und Wärmeplanungsgesetz. Holz ist nicht nur nachwachsend und damit erneuerbar im wahrsten Sinne des Wortes, auch die CO2-Bilanz ist ausgeglichen. Es wird nämlich nur so viel CO2 freigesetzt, wie zuvor aus der Atmosphäre aufgenommen wurde.
Holz ist nicht gleich Holz
Das Argument, das energetisch genutzte Holz sollte besser verbaut oder anderweitig stofflich genutzt werden, führt in die Irre, da Holz nicht gleich Holz ist. Energetisch verwertetes Holz erfüllt entweder nicht die Qualitätsanforderungen an eine stoffliche Verwertung, oder logistische Gründe sprechen dagegen. So können beispielsweise die bei der Landschafts- und Waldpflege anfallenden Hölzer und Äste nicht als Konstruktionsholz verbaut werden. Und sowohl Papier- als auch Holzwerkstoffindustrie nutzen seit Jahren immer weniger an (qualitativ minderwertigerem) Holz: Seit 2010 ist der Einsatz von Holz für die Papierherstellung von über 10,5 Millionen Festmetern auf 8,8 Millionen zurückgegangen. Die Schließung des Papierwerks Plattling zeigt exemplarisch, dass mit dem Rückgang der Papierindustrie der regionale Absatz des sogenannten Faserholzes oft nicht mehr gegeben ist und sich seinen Weg in die energetische Nutzung sucht.
Ein ähnliches Bild findet sich bei der Holzwerkstoffindustrie, die europaweit die Produktion von 2021 bis 2023 von 63,7 auf 56,5 Millionen Kubikmetern reduziert hat. Allein in Deutschland verzeichnete die Spanplattenproduktion im selben Zeitraum einen Rückgang von knapp einer Million Kubikmetern auf nur noch knapp über fünf Millionen. Die energetische Verwertung dient damit als Auffangmöglichkeit für die nicht mehr stofflich verwertbaren Holzsortimente und sichert den Waldeigentümern eine Finanzierungsquelle für den Waldumbau zur Anpassung an den Klimawandel.
Bei der Altholzverwertung wird oft auf das Ausland verwiesen, wo höhere Anteile als in Deutschland stofflich genutzt werden. Bei einem Rückgang der Produktion in der Holzwerkstoffindustrie stellt sich einerseits die Frage, wo die jedes Jahr acht bis zehn Millionen Tonnen Altholz denn eigentlich hinsollen. Andererseits wird hier unterschlagen, dass es für bestimmte Altholzsortimente auch ein Gebot der thermischen Verwertung gibt, da das Altholz aus Gründen des Verbraucherschutzes und der Schadstoffbelastung nicht stofflich verwertet werden darf.
Inneneinrichtungen, die aus Altholz, das mit halogenorganischen Verbindungen, Holzschutzmitteln, Arsen, Blei oder PCB belastet sind, hergestellt werden, kann sich schließlich keiner wünschen. Untersuchungen an der Hochschule Rottenburg haben gezeigt, dass Spanplatten bereits nach einmaliger Nutzung Schadstoffe in solch hohen Konzentrationen enthalten, dass sie die Grenzwerte für die stoffliche Verwertung bereits heute schon nicht mehr einhalten. Die energetische Verwertung dient also nicht nur der sauberen Energieerzeugung, sondern auch der Ausschleusung der Schadstoffe aus dem Kreislauf durch die fachmännische Verwertung und Deponierung der Aschen.
Umweltbundesamt richtet Schaden an
Holzenergie ist also mehr als „nur“ saubere Energieerzeugung. Dennoch hat das Umweltbundesamt (UBA) das Thema für sich als kampagnenfähig entdeckt. Auf die Ankündigung des UBA, Holzenergie mit öffentlichkeitswirksamen Kampagnen zu bearbeiten, „um bestehende Fehlannahmen in der Bevölkerung zu korrigieren“, hatte letztes Jahr ein Verbändebündnis vor einem Missbrauch des Themas – und vor Verschwendung von Steuergeldern – gewarnt. Insofern war es jetzt wenig überraschend, dass das UBA in seinem CO2-Rechner für Holz einen CO2-Emissionsfaktor eingeführt hat. Völlig unbeeindruckt von aller fachlicher Kritik und dem breiten Appell von 550 Fachwissenschaftlern, die in einem offenen Schreiben an die Spitzen der EU bereits vor zwei Jahren betonten: „Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ist im Hinblick auf die Ökosystemprozesse CO2-neutral.“
Den Schaden, den das UBA damit anrichtet, trägt das Klima, indem Verbraucher und Unternehmen verunsichert werden und die Wärmewende weiter ins Stocken gerät. Die Erdgas-Lobby wird es dem UBA danken. Damit leistet das UBA auch einem Politik- und Behördenverdruss Vorschub, in dem es sich offen gegen das hart errungene Gebäudeenergiegesetz stellt und die federführenden Parlamentarier düpiert.
Die Folge andauernder Querschüsse gegen die Energiewende ist, dass sich große Teile der Gesellschaft vom Thema abwenden und die Unterstützung dafür sinkt, wie die aktuelle Akzeptanzumfrage der Agentur für Erneuerbare Energien zeigt. Nicht zuletzt geht in der vom UBA befeuerten Debatte um die Klimawirkung von Holz auch unter, welche Belastung ein mit einem Emissionsfaktor verbundener CO2-Preis für Wirtschaft und Bürger hätte. Würden die durch Holzenergie vermiedenen fossilen CO2-Emissionen von jährlich 34 Millionen Tonnen im Emissionshandel bepreist, käme eine Zusatzbelastung von 1,4 Milliarden Euro jährlich zusammen. Umso wichtiger ist deshalb, dass das Wirtschaftsministerium umgehend klargestellt hat, dass für Holz kein CO2-Preis kommen wird.
Forderung nach Selbstversorgung abwegig
Ein letztes Hilfsargument gegen Holzenergie betrifft mögliche Importe bei vermehrter energetischer Holznutzung. Für eine Exportnation mag dieses Argument allein schon wunderlich genug sein, umso schräger wird es jedoch, wenn man sich die offiziellen Handelsstatistiken anschaut. Danach exportiert Deutschland mehr Holzhackschnitzel und auch Pellets, als es importiert. Der Waldumbau zur Klimaanpassung und steigende Laubholzanteile in den Wäldern werden in den nächsten Jahren zudem die energetisch verwertbare Holzmenge noch weiter erhöhen.
Die von Umweltorganisationen prophylaktisch aufgemachte Forderung nach einer Selbstversorgung bei einem erneuerbaren Energieträger mutet vor dem Hintergrund von mehr als 90 Prozent Importen bei fossilen Energien und einem massiven Ausbau von Wasserstoffimporten geradezu kurios an.
Und schließlich gilt auch für Holzimporte, dass diese ab einer gewissen Größengrenze nur mit einer Nachhaltigkeitszertifizierung als erneuerbare Energie anrechenbar sind. Diejenigen, die darüber klagen, dass die Zertifizierung noch nicht streng genug sei, verschweigen dabei, dass für keine andere erneuerbare Energieform derartige Anforderungen gestellt werden und die zusätzlichen Auflagen letzten Endes Bürokratie und vor allem auch Kosten für die Energiewende bedeuten.
Unterm Strich muss man festhalten, dass es nicht ausreicht, die Herausforderungen der Wärmewende nur zu bewundern oder mit irgendwann theoretisch wirtschaftlichen Lösungen zu argumentieren. Unter dem Deckmantel eines falsch verstandenen Klimaschutzes den Wald stilllegen zu wollen und einem Waldidyll à la Peter Wohlleben nachzuträumen, wird auch der Herausforderung nicht gerecht, ein Industrieland klimaneutral umzubauen. Wir müssen die Wärmewende so gestalten, dass Klimaneutralität für Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger auch wirtschaftlich möglich bleibt. Ohne den Ausbau der nachhaltigen energetischen Holznutzung wird das jedoch nicht gelingen.