Obwohl Plastikmüll eine der größten ökologischen Herausforderungen unserer Zeit darstellt, zeigen die kürzlich von der Ellen MacArthur Foundation (EMF) veröffentlichten Statistiken nur geringe oder gar keine Fortschritte bei der Erreichung der im Global Plastics Commitment festgelegten Ziele. Alle großen Marken haben sich verpflichtet, bis 2025 hundert Prozent der von ihnen verwendeten Verpackungen recycelbar, kompostierbar oder wiederverwendbar zu machen, 26 Prozent der Verpackungen aus recyceltem Material herzustellen und die Menge des verarbeiteten Neuplastiks um 20 Prozent zu verringern (von 11,9 auf 9,5 Millionen Tonnen).
Wie andere Kommentatoren bereits angemerkt haben, ist dies nicht nur ein Schlag für die EMF, sondern auch für die Kohlenstoffemissionsziele im Allgemeinen. Die EMF hat, wie viele andere NGOs und Interessengruppen auch, ihre Kampfkraft eingebüßt, weil ihre Abhängigkeit von der Unterstützung durch die großen Unternehmen zwangsläufig bedeutet, dass sie sich in deren Tempo bewegt – was klar aus den Statistiken hervorgeht. Es ist eine gute Sache, die Zusammenarbeit zwischen allen Parteien zu fördern, aber das wird nicht zur Fähigkeit führen, Veränderungen voranzutreiben.
Wenn man dafür bezahlt wird, ein Problem zu lösen, besteht der inhärente Konflikt darin, dass man möglicherweise nie den Anreiz hat, das Problem zu lösen und sich selbst arbeitslos zu machen. Will man das Plastikproblem ernsthaft lösen, ist das für eine NGO sozusagen eine selbstzerstörerische Haltung. Das ist auch für die Weltklimakonferenzen, die Konzentration auf die Kreislaufwirtschaft und die Entkarbonisierung ein unangenehmer Hintergrund.
Immer mehr Regulierungen gegen ein großes Umweltproblem
Bei Kunststoffverpackungen liegen die funktionalen Vorteile auf der Hand. Sie halten Lebensmittel und Getränke sicher und frisch und tragen dazu bei, dass Kunden ihre Produkte in bestem Zustand erhalten. Sie verlängern die Haltbarkeit um Wochen und sogar Monate und verringern die Lebensmittelverschwendung, die an sich schon für acht bis zehn Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Nach dem Ende ihrer Nutzungsdauer sind sie jedoch auch Teil des gesamten Umweltproblems, das wir dringend bewältigen müssen, indem wir herkömmliche Kunststoffe und Verpackungsdesigns durch die jetzt verfügbaren praktikablen Alternativen ersetzen.
Das Problem des Kunststoffabfalls als Teil der Kreislaufwirtschaft anzugehen, wirkt dabei als positiver Gegenwind. Wir wissen, dass die britische Regierung an ihrem System einer erweiterten Herstellerverantwortung für Verpackungsabfall arbeitet, das darauf abzielt, die Kosten für die Sammlung, Sortierung und Verarbeitung von Abfall über Gebühren wieder an die Hersteller weiterzugeben. Das ist in Frankreich bereits der Fall, ähnliche Systeme gibt es auch in anderen Ländern. Auch von anderer Seite stehen wir unter Veränderungsdruck, zum Beispiel durch die Gesetzgebung und die Plastiksteuer in entwickelten Märkten wie Nordamerika und Europa und die kürzlich vorgeschlagene EU-Regulierung gegen Verpackungen und Verpackungsmüll.
Widerstände in Wertschöpfungsketten brechen
Dennoch gibt es nach wie vor Widerstand gegen Veränderungen und die Einführung bahnbrechender neuer Materialien, die dazu beitragen würden, die Verwendung herkömmlicher Kunststoffe drastisch zu reduzieren. Im Laufe der Jahre wurde das Problem auch dadurch verschlimmert, dass jede Partei die Verantwortung nach unten oder nach oben in der Lieferkette weitergab – ein eigenes Kreislaufsystem, aber nicht das, das wir wollen. Der Abfallsektor muss neue Technologien viel schneller und mit weniger Widerstand annehmen. Schließlich bietet die Abfallraffination auch Geschäftsmöglichkeiten. Es ist an der Zeit, dass die Branche Teil der Lösung wird und aufhört, mit dem Finger auf alle anderen zu zeigen – auch auf die Verbraucher.
Ebenso müssen die globale Marken in ihren globalen Lieferketten flexibler sein und aufhören, auf die fehlende Abfallinfrastruktur in den Entwicklungsländern zu verweisen und zu behaupten, sie könnten nicht anders, weil diese Märkte das nicht verkraften würden. „Das Geheimnis des Vorankommens besteht darin, anzufangen“ – Mark Twain hatte mit diesen Worten ja so Recht.
Grundsätzlich neu nachdenken und Wandel vorantreiben
Auch glaube ich, dass die herkömmliche Sichtweise der Abfallhierarchie nicht wirklich zum Kern des Problems vordringt. Verringern, wiederverwenden, recyceln und verwerten sind allesamt sehr wichtige Aktivitäten, aber sie stellen nicht die Tatsache in Frage, dass wir all das Verpackungsmaterial, das Tag für Tag verwendet wird, nicht wirklich brauchen. Dabei geht es nicht nur um die Reduzierung des Gewichts oder der Kunststoffmenge in Verpackungen, sondern um ein viel grundsätzlicheres Nachdenken über deren Verwendung, die verpackten Gegenstände und die dafür eingesetzten Materialien.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Tatsache, dass noch niemand einen wirklichen Ersatz für konventionellen Kunststoff entwickelt hat oder kurz davor zu stehen scheint, einen solchen zu finden. Für die Puristen könnte dies bedeuten, dass wir noch Jahrzehnte davon entfernt sind – für die Rettung unserer Umwelt wird uns bis dahin die Zeit davongelaufen sein.
Pragmatiker wie ich sind der Meinung, dass es bereits praktikable, funktionelle und umweltfreundliche Optionen gibt, die, auch wenn sie nicht perfekt sind, genutzt werden können, um den Wandel voranzutreiben. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein gewisser Wandel besser ist als gar kein Wandel – der Status quo ist eine katastrophale Option.
Wenn wir wollen, dass sich die Zahlen verbessern, müssen wir die Ausreden und Argumente der Vergangenheit hinter uns lassen und neue Technologien einsetzen, die alle funktionalen Vorteile haben, ohne die Nebenwirkungen. Widerstand wird nur zur sicheren Zerstörung unserer Umwelt führen.