Die Idee, eine kommunale Smart-City-App zu entwickeln, klang verlockend: Wir entwickeln eine elegante Lösung, die uns integrierte Services über eine moderne Benutzeroberfläche bietet und die Fortschritte der digitalen Transformation unserer Stadt sichtbar macht.
Ein halbes Jahr nach dem Start soll daher die „Leipzig App“ im Fokus dieser Kolumne stehen. Die Stadtverwaltung Leipzig hat das Ziel, kontinuierlich neue digitale Dienste für die Leipzigerinnen und Leipziger bereitzustellen. Smartphones, 5G-Netzwerke und Künstliche Intelligenz (KI) treiben diese Entwicklung voran und schaffen ein Umfeld, in dem eine städtische App für uns alle unverzichtbar wird. Sie erleichtert den Zugang zu zahlreichen städtischen Dienstleistungen, Informationen und bietet allen die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung unserer Stadt mitzuwirken.
Was eine gute städtische App braucht und bringt
Eine gut durchdachte städtische App stellt ihren Nutzenden eine breite Palette an digitalen – möglichst transaktionalen – Diensten zur Verfügung: von interaktiven Karten und Terminvereinbarungen über Veranstaltungskalender bis hin zur Parkplatzsuche. Wir brauchen hierfür eine konsolidierte Datenbasis und interoperable IT-Systeme – was auch in Leipzig eine nicht zu unterschätzende Herausforderung für das App-Team im Referat Digitale Stadt ist.
Doch im Umkehrschluss heißt das, jede Integration eines Dienstes in die App zieht gleichzeitig die Steigerung der Effizienz unserer Verwaltung nach sich und wir bauen bürokratische Hürden ab. Selbst komplexe Verwaltungsprozesse werden durch die Integration von Formularen und Dokumenten in die App vereinfacht und beschleunigt. Das spart nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern wertvolle Zeit, sondern entlastet auch die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Doch es geht nicht nur um Effizienz. Mit der Leipzig App schaffen wir Schritt für Schritt eine Plattform, auf der Leipzigerinnen und Leipziger im Mitmach-Bereich ihre Anliegen äußern und an städtischen Entscheidungsprozessen teilnehmen können.
Auf der Suche nach dem Use-Case und relevanten Akteuren
Was wir auf alle Fälle von Beginn an verhindern wollten, war, dass die Leipzig App, wie andere Stadt-Apps als eine Linksammlung funktioniert. Um diesen Fallstrick zu vermeiden, haben wir von Anfang an auf eine enge Zusammenarbeit gesetzt. Schon in der Planungsphase haben wir die verschiedenen städtischen Akteure – mit ihrem spezifischen Fachwissen und ihren Anforderungen – zusammengebracht.
Stadtmarketing und Tourismus beispielsweise haben ganz andere Erwartungen an die App als die Ämter für Verwaltungsdigitalisierung, die unter anderem das Onlinezugangsgesetz umsetzen müssen. Unsere Herausforderung bestand deshalb darin, die Bedürfnisse aller Nutzerinnen und Nutzer zu identifizieren und die relevanten Akteure einzubinden. Orientierung fanden wir dabei in der „Digitalen Agenda“, den integrierten Stadtentwicklungskonzepten und dem Digitalisierungsfahrplan der Stadt Leipzig.
Seit Februar 2024 ist unsere Leipzig App in ihrer ersten Ausbaustufe verfügbar. Sie bietet den Leipzigerinnen und Leipzigern beispielsweise die Möglichkeit, sich über städtische Themen informiert zu halten, unkompliziert Kontakt zur Stadtverwaltung aufzunehmen, Wegweiser zu städtische Services zu nutzen, Termine zu buchen, Mängel zu melden und bei Katastrophenwarnungen und extremen Wetterlagen informiert zu werden.
Ein wichtiger Schritt zu einem digitalen Rathaus
Der Blick in die Zukunft zeigt: Die Leipzig App wird weiterentwickelt, um immer mehr Bürgerservices bequem und sicher über das Smartphone zugänglich zu machen – von der Antragsstellung, Veranstaltungsbuchung bis zur Zahlungsabwicklung. Auch der digitale Bibliotheksausweis und der Leipzig-Pass sollen in einer integrierten Wallet verfügbar sein. Zudem werden Informationen zu städtischen Veranstaltungen noch prominenter und umfassender dargestellt und künftig stadtteilbezogen auffindbar sein.
Mit unserer Leipzig App haben wir einen weiteren Zugang zu öffentlichen Informationen und Dienstleistungen geschaffen, um den Erwartungen der Nutzenden an gebündelte, mobile Angebote noch besser gerecht zu werden. Ebenso begleiten wir mit der App die digitale Transformation unserer Stadt, indem wir bedürfnisorientierte und örtlich flexible digitale Angebote schaffen.
Unser Fazit: Die Leipzig App ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem digitalen Rathaus. Sie bringt uns als Stadtverwaltung näher zu den Bürgerinnen und Bürgern, fördert die Teilhabe und verbessert die Effizienz städtischer Dienstleistungen. Und unser Lieblingsservice im Sommer sind die Informationen zum öffentlichen City WLAN an den Leipziger Seen und Parks und den Abkühlungsorten der Stadt.
Dieser Text ist in Zusammenarbeit mit Lukas Schroll, Sasha Becker und Elizabeth Orta entstanden. Beate Ginzel leitet das Referat seit dem Jahr 2019. Zuvor war sie Abteilungsleiterin im Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbau. Ginzel war zehn Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft an der Universität Leipzig und als Architektin in Deutschland, den Niederlanden und Tansania tätig.
Bisher von ihr in dieser Rubrik erschienen: „Von der Strategie zum Tagesgeschäft“, „Wie wir das digitale Leipzig organisieren“, „Wettbewerbe als Win-Win-Situation“, „Die Zivilgesellschaft als Fundament der resistenten Stadt“, „Klimaschutz und Digitalisierung: ein (fast) perfektes Tandem“, „Eine Woche voller Daten“, „Digitale Identitäten: Leuchtturmprojekt des Bundes und Pilotprojekt in Kommunen“, „Digitale Identitäten: Wie Leipzig testet“ sowie „Digitalstrategien und Stadtplanung bedingen einander“, „Energiewende ohne hitzige Diskussionen?“ , „Wie wir unsere Stadtverwaltung KI-fit machen“ und „Wie gelingen Replikation und Wissenstransfer in Smart Cities?“ und „Mit Daten zur klimafesten Stadtentwicklung“.