In dieser Kolumne wurde schon oft über die Modellkommunen Smart Cities (MPSC) geschrieben. Auch Leipzig ist – zusammen mit den Städten Hamburg und München im Projekt Cut 1 – Teil von insgesamt 73 geförderten MPSC-Kommunen. Zentrales Ziel des Förderprogramm ist es, Ergebnisse und Erkenntnisse innerhalb der MPSC-Community und auch mit anderen deutschen Städten zu teilen. Die Arbeitsergebnisse der MPSC-Kommunen „dienen als vielfältige Lernbeispiele deren Erkenntnisse und Ergebnisse im Rahmen eines umfassenden Wissenstransfers in die Breite aller Kommunen getragen werden.“, heißt es in der Projektbeschreibung. Der Tagesspiegel Background berichtete bereits darüber und so entstand im Rahmen dieser Kolumne auch ein Text hierzu von Gesa Ziemer.
Wissensaustausch im Fokus
Neben dem Wissenstransfer, der zwischen den Städten stattfinden soll, ist die Modellhaftigkeit ein genanntes Ziel des Fördermittelgebers. Das heißt, die entwickelten Produkte und Lösungen müssen übertragbar sein und nachgebildet werden können. Dabei stehen vor allem die Fragen im Raum, ob es Kommunen oder Akteure mit ähnlichen Problemen und Bedarfen gibt – und wie groß das Potenzial der Übertragbarkeit ist.
Zusammengefasst möchte der Fördermittelgeber, dass Kommunen sich über ihre Erfahrungen austauschen. Lösungen sollen von der einen in eine andere Kommune übertragbar sein. Als Voraussetzung dafür formulierte das BMWSB auch die Anforderung in die Förderrichtlinie, dass neu entstehende digitale Anwendungen den Open-Source-Standard erfüllen müssen. So, ließe sich eine Breitenwirkung der geförderten Smart-City-Maßnahmen erreichen. Das klingt nach einem plausiblen Plan, dem sich Leipzig als Projektpartner als MPSC-Kommune ebenfalls verpflichtet sieht.
Fragen, die geklärt werden müssen
Doch wann sind Transfer und Replikation erfolgreich? Reicht es als Nachweis für unseren erfolgreichen Wissenstransfer, dass wir mit anderen Städten über Urbane Digitale Zwillinge gesprochen haben? Was genau zeichnet eine erfolgreiche Replikation aus? Reichen Workshops, bei denen über die Übertragung einer technischen Lösung gesprochen wurde? Wenn tatsächlich eine Anwendung von einer Stadt in die andere übertragen wurde? Muss diese erfolgreich laufen und wenn ja, wie lange? Und wie wird der Nutzen von Transfer und Replikation überhaupt bewertet?
In Leipzig tüfteln wir aktuell an einem Replikationsbauplan für die Lösungen, die wir mit Hamburg und München im Cut-Projekt entwickeln. Doch auch wir sind noch auf der Suche nach sinnvollen Methoden und Formaten für den Wissenstransfer und die Replikation mit anderen Kommunen. Dabei testen wir den Transfer im laufenden Prozess beispielsweise mit der Cut-Akademie und fragen uns, wie wir in unseren Projekten Wissen erzeugen und festhalten können und in welcher Form es nachhaltig weitergegeben werden kann. Eine weitere zentrale Frage lautet, an wen genau wird Wissen eigentlich weitergegeben aus den Projekten? Müssen die Ergebnisse auch verständlich sein für Entscheidungsorgane wie Stadträte oder Bürgermeister:innen? Und müssen die Ergebnisse pro Zielgruppe deshalb unterschiedlich aufbereitet sein?
Warum langfristig denken wichtig ist
Irgendwann laufen die Smart-City-Projektförderungen mitsamt den befristeten Stellen aus. Das Wissensmanagement ist also nicht nur Grundlage für den Transfer in andere Städte, sondern dient auch der Kompetenzsicherung innerhalb der eigenen Stadt.
Wichtig ist, dass Wissenstransfer und Replikation dauerhaft gedacht werden, so dass das Projektwissen tatsächlich weitergenutzt werden kann. Um ein einheitliches Verständnis zu erreichen, ist es ausschlaggebend, den Fokus mehr auf die verwendeten Methoden und ihre Wirksamkeit zu diskutieren, damit diese als gemeinsame Standards in den Smart-City-Stufenplan des BMWSB einfließen können.
Dieser Artikel wurde von Elisabeth Breitenstein, Projektmanagerin im CUT Leipzig und Beate Ginzel in Zusammenarbeit verfasst. Beate Ginzel leitet das Referat seit dem Jahr 2019. Zuvor war sie Abteilungsleiterin im Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbau. Ginzel war zehn Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft an der Universität Leipzig und als Architektin in Deutschland, den Niederlanden und Tansania tätig.
Bisher von ihr in dieser Rubrik erschienen: „Wie wir das digitale Leipzig organisieren“, „Wettbewerbe als Win-Win-Situation“, „Die Zivilgesellschaft als Fundament der resistenten Stadt“, „Klimaschutz und Digitalisierung: ein (fast) perfektes Tandem“, „Eine Woche voller Daten“, „Digitale Identitäten: Leuchtturmprojekt des Bundes und Pilotprojekt in Kommunen“, „Digitale Identitäten: Wie Leipzig testet“ sowie „Digitalstrategien und Stadtplanung bedingen einander“, „Energiewende ohne hitzige Diskussionen?“ und „Wie wir unsere Stadtverwaltung KI-fit machen“.