Standpunkte Autobahn und Nachhaltigkeit müssen kein Widerspruch sein

Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Mobilitätswende sind für viele Menschen nur Schlagworte – und passen angeblich nicht zum Betrieb oder zum Bau von Autobahnen. Ökologische Mobilität ist möglich, wenn man Innovationen Raum gibt und Neues wagt. Die österreichische Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (ASFINAG) geht erste Schritte in diese Richtung.
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Jetzt kostenfrei testenMobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen, ohne sie gibt es weder persönliche noch wirtschaftliche Versorgungssicherheit. Das hochrangige Straßennetz, sprich Autobahnen und Schnellstraßen, sind dabei ein essenzieller Bestandteil, um dieses Bedürfnis zu befriedigen. Die entscheidenden Fragen, die es zu beantworten gilt, sind: Wie kann man Betrieb und Bau einer Autobahn mit Klimaschutz und mit Nachhaltigkeit in Einklang bringen? Und welche Art von Mobilität ist wirklich nachhaltig?
Dem Stand der Technik zufolge ist der Verkehr der Zukunft elektrisch. Voraussetzung dafür ist wiederum der Ausbau der E-Ladeinfrastruktur, die genauso einfach und bequem nutzbar sein muss, wie es die herkömmlichen Tankstellen längst sind. Bedienerfreundlichkeit ist eines der Stichworte, einheitliche und unkomplizierte Bezahlmodalitäten ein anderes. Um dieses Ladenetz zur Verfügung stellen zu können, sind nicht nur große Investitionen erforderlich, sondern auch die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen.
Innovationen: Weniger Energieverbrauch, mehr Holz
Und da sind wir wieder beim Thema Innovation. Wir müssen offen für weitere alternative Antriebsmöglichkeiten sein, sei es Wasserstoff oder etwas anderes, das im Moment vielleicht noch gar keine Rolle im Bereich Mobilität spielt. Ohne Neugierde an Neuem, ohne Innovationsgeist gibt es keine Entwicklung. Und diese Entwicklung ist auch in allen anderen Bereichen rund um das Thema Autobahn notwendig, um die Worte Mobilitätswende, Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit Leben zu erfüllen.
Holz als Baustoff auf einer Autobahn einzusetzen zum Beispiel, wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. Mittlerweile gibt es in Österreich mehrere Beispiele, die zeigen, dass Holz, und dabei meine ich einheimisches Holz, als Baustoff funktioniert. Bei Brücken, bei Verkehrszeichen, bei Mauterfassungsanlagen sind verschiedene Holzarten bereits erfolgreich im Einsatz und ersetzen den davor verwendeten Stahl – und das bringt eine enorme CO2-Einsparung.
Gleiches gilt für den Energieverbrauch. Gerade in einem Land wie Österreich mit seinen vielen Bergen und den daraus resultierenden mehr als 160 Tunnel müssen Energieverbrauch und vor allem die Erzeugung von erneuerbarer Energie ganz oben auf der Prioritätenliste stehen.
Bis 2030 werden wir als Autobahnbetreiber bilanziell stromautark sein. Neben Energieeinsparung durch den Umstieg auf LED-Beleuchtung in Tunnels, setzen wir auf Photovoltaikanlagen auf Tunnelportalen, Hochbauten und Lärmschutzwänden, aber auch auf Kleinwasserkraftwerke, die durch Bergwässer gespeist werden oder Mikrowindturbinen auf Brücken.
Recycling, also die Wiederverwendung hochwertiger Rohstoffe, im Zuge einer Streckensanierung sollte ebenfalls überall längst Standard sein. Die von der EU vorgeschriebene Recyclingquote wird im österreichischen Autobahnbau nicht nur erreicht, sondern weit überschritten. Einer der Gründe dafür sind nachhaltige Ausschreibungskriterien, mit denen Auftragnehmer motiviert werden, Bauvorhaben im Sinne des Klimaschutzes abzuwickeln.
Mobilitätspartnerschaften stärken
Ein weiterer Punkt ist die Verschränkung der verschiedensten Verkehrsträger, um mit nachhaltiger Mobilität auch in die Zukunft zu fahren. Das beginnt bei dem bereits bekannten Park & Ride und Park & Drive-Plätzen, mit denen der öffentliche Verkehr, vor allem die Bahn, mit der Straße verknüpft wird, beziehungsweise der Besetzungsgrad beim motorisierten Individualverkehr erhöht wird.
Hier gilt es eben noch viel weiter zu denken, den eigenen Kleingarten zu verlassen und auch Innovationen zu ermöglichen. Beispiele dafür gibt es ebenfalls bereits, wenn man an die aktive Bewerbung umweltfreundlicher Verkehrsträger denkt, als eine wichtige Straßenverbindung in Wien durch eine notwendige Sanierung für Behinderungen gesorgt hat.
Bei Baustellen in Tirol und Salzburg hat sich auch die Einrichtung einer eigenen Fahrspur für Busse bewährt. Warum soll jemand, der den öffentlichen Verkehr nutzt, nicht bevorzugt werden, indem er am Stau vorbeifahren kann?
Das Ziel ist es ja, den Menschen und der Wirtschaft die Mobilität zu ermöglichen, die sie benötigen. Im Bereich Mobilität darf es also keine Konkurrenz geben, sondern vielmehr muss von allen Beteiligten eine Mobilitätspartnerschaft gelebt und auch weiterentwickelt werden.
Bushaltestelle direkt an der Autobahn
Ideenwettbewerbe sind da zum Beispiel der ideale Nährboden für neue Lösungen, die unsere Mobilität zukunftsfit und zukunftsfähig machen. Egal, ob beim Thema alternative Energien, beim möglichen Einsatz nachhaltiger Materialen oder im Bereich der multimodalen Mobilität: Unbekannte, innovative Lösungen sind mögliche Bausteine für eine noch bessere nachhaltige Mobilität.
So werden nutzerfreundliche Umstiegsmöglichkeiten zwischen motorisiertem Individualverkehr und öffentlichem Verkehr, die gemeinsame Nutzung bestehender Infrastruktur – etwa durch eine Schnell-Bushaltestelle direkt an der Autobahn wie in der Steiermark – zu Mobilitätslösungen, die eine kundenfreundliche Mobilität ermöglichen. Und diese kann man nur gemeinsam erreichen.
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