Die Mobilitätswende ist überfällig. Der Verkehr ist bisher überwiegend vom fossilen, nicht-erneuerbaren Erdöl abhängig. Der Abbau der Ölabhängigkeit des Verkehrs ist aus klimapolitischen, gesundheitlichen (Feinstaub) und ökologischen Gründen dringlich.
Für die Mobilitätswende sind viele Strategien und Maßnahmen notwendig, die weit über technische Lösungen hinausgehen: die Umverteilung des Raums für aktive Mobilität und öffentlichen Verkehr ebenso wie andere Raum- und Siedlungsstrukturen, lebenswerte Städte ebenso wie Geschwindigkeitsbegrenzung, effizientere Fahrzeuge ebenso wie ein Umsteuern zu erneuerbaren Antrieben.
Im Mittelpunkt stehen dabei drei Strategien: Erstens der Ersatz fossiler Brennstoffe durch umweltfreundliche Antriebe. Zweitens die Verbesserung des Verhältnisses von Leergewicht zu Nutzlast (Gewicht des Fahrzeugs pro Gewicht Passagiere beziehungsweise Fracht) sowie drittens neue Mobilitätskonzepte mit dem Schwerpunkt auf Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln.
Metalle sind nur begrenzt verfügbar
Die Mobilitätswende erfordert eine zunehmende Elektrifizierung des motorisierten Straßenverkehrs, sei es direkt elektrisch oder über Wasserstoff und Brennstoffzelle. Die Elektrizität ist wiederum vollständig aus erneuerbaren Energien herzustellen.
Das aktive Phase-Out des fossilen Erdöls erfordert zugleich einen Einstieg, ein aktives Phase-In von zusätzlich benötigten Metallen. Das älteste Metall der Menschheitsgeschichte, das Kupfer, wird als Basismetall deshalb in zunehmenden Mengen gebraucht. Dauerhaft. Zwar ist Kupfer nach Gebrauch noch als Metall vorhanden, wird aber bei derzeitiger Nutzungsart nur teilweise für die Wiedereinschmelzung rezykliert. Außerdem bestehen naturgesetzlich generell Grenzen der Rezyklierbarkeit, bei Kupfer ebenso wie bei allen anderen Metallen. Zugleich nimmt der Erzgehalt der Minen im Zeitablauf tendenziell ab.
Kobalt und Lithium werden für Batterien von Elektroautos in zunehmenden Mengen benötigt. Gerade dann, wenn mit der Transformation vom fossilen Verkehr in eine postfossile Mobilität eine erhebliche Nachfrage entsteht. Bisher sind die Anteile verschwindend gering, die von Kobalt und Lithium wiedergewonnen werden. Zugleich werden mit der weitergehenden Digitalisierung der Fahrzeuge immer weniger von einem Metall und immer mehr Metalle der ganzen Palette genutzt. Zwischenzeitlich betrifft das fast alle Metalle des Periodensystems, das sind etwa 75 Prozent aller Elemente: Wir leben im „All Metals Age“.
Ohne Metalle geht es nicht, ohne Erdöl schon
Damit stellen sich für die Mobilitätswende große Herausforderungen: Es geht um die Einhaltung der Menschenrechte beim Bergbau, um ökologische Fragen, um geopolitische Risiken und um die Frage nach Quantität und Qualität der Arbeitsplätze. Die Abkehr vom fossilen Öl ist eine riesige Herausforderung. Der Übergang von dem fossilen Trio Kohle, Öl und Erdgas geht unweigerlich mit einem verstärkten Zugriff auf Metalle einher.
Der Unterschied dieser beiden Bodenschatz-Typen wird die zukünftige Menschheitsgeschichte prägen, die wirtschaftliche ebenso wie die politische. Im Gegensatz zum fossilen Erdöl können wir aus der Metallnutzung nicht aussteigen. Um es in einem Satz zusammenzufassen: Postfossil geht, postmetallisch geht nicht.
In den bisherigen Debatten zu diesen Umbrüchen kommen Metalle nur sporadisch vor. Gelegentlich, wenn die Preise von Metallen wie Kobalt oder Lithium kurzfristig stark ansteigen. Oder etwa dann, wenn ein Dammbruch wie in Brasilien die Risiken und problematischen Geschäftsgepflogenheiten von Bergbaugesellschaften sichtbar macht. Auch, wenn Nachrichten über Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen im Bergbau der Demokratischen Republik Kongo kurzzeitig in den Medien aufscheinen. Danach wird das Thema schnell wieder ausgeblendet.
Dagegen gibt es bisher nur wenige zögerliche Ansätze für die anstehende Auseinandersetzung mit der grundlegenden Herausforderung: Metalle sind nicht erneuerbare Ressourcen. Für die Mobilitätswende und die Energiewende benötigen wir vermehrt Metalle, Basismetalle wie Kupfer ebenso wie Kobalt, Lithium, Seltenerd- und andere Metalle. Wir müssen mit ihnen anders umgehen, als dies bisher in der fossil geprägten, verschwenderischen Zeit der Fall gewesen ist: haushälterisch ist hier die Devise.
Verfügbare Ressourcen müssen klug genutzt werden
Damit stellen sich Fragen: Wie viel von welchen Metallen brauchen wir wofür? Was ist wesentlich für die Mobilität? Und was davon ist Luxus, reine Unterhaltung, Verschwendung? Wie gehen wir mit den benötigten Metallen um? Wie können wir in sehr kurzer Zeit die bisherige Rhetorik von der Kreislaufwirtschaft überwinden, und ernsthaft Rahmenbedingungen schaffen, damit Metalle tatsächlich – soweit im Rahmen der Naturgesetze möglich – wiedergewonnen werden? Nicht einmalig als Sekundärrohstoffe, sondern über lange Nutzungszyklen hinweg?
Die derzeitige Politik muss dringlich und konsequent den Ausstieg aus den fossilen, nichterneuerbaren Energien voranbringen, nicht erst im Jahr 2030 und später. Zugleich sind die damit verbundenen Herausforderungen gleichzeitig und mit ebenso entschlossener Haltung anzugehen. Es geht nicht allein darum, genügend Metalle für die kommenden zwei oder drei Jahrzehnte verfügbar zu haben. Es geht vielmehr darum, die kostbaren Bodenschätze nicht länger zu verschwenden, sondern damit nachhaltiger, klug und haushälterisch umzugehen. Dauerhaft.