Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist nicht nur eine betriebliche Notwendigkeit, sondern ein essenzielles Versprechen an die Fahrgäste und das Personal. Wenn Menschen in den Bus oder die Bahn steigen, müssen sie darauf vertrauen können, dass sie sicher und geschützt ans Ziel kommen. Ebenso wichtig ist es, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ÖPNV wissen, dass ihre Arbeit in einer sicheren Umgebung stattfindet.
In einer Zeit, in der der ÖPNV eine Schlüsselrolle beim Erreichen unserer Klimaziele und der Verminderung des Autoverkehrs spielt, ist Sicherheit das Fundament, auf dem diese Ambitionen ruhen. Ohne ein stabiles, positives Sicherheitsgefühl wird der ÖPNV niemals sein volles Potenzial entfalten können, werden unsere Städte und Kommunen nicht verkehrssicherer, werden Luftreinhalteziele nicht erreicht, bleibt der Raum in weniger lebenswerten Städten unfair verteilt. Und dem ÖPNV fehlen Einnahmen für Angebotsverbesserungen.
Die Realität der Sicherheitslage im ÖPNV
Die objektive Sicherheitslage im ÖPNV ist insgesamt zufriedenstellend, auch wenn anderslautende Schlagzeilen dies gelegentlich nicht erkennen lassen. Zahlen unter anderem des Bundeskriminalamts zeigen, dass in Großstädten weniger als zehn Prozent der relevanten Straftaten im ÖPNV stattfinden. Diese niedrigen Zahlen sind zu einem großen Teil der kontinuierlichen Präsenz von Fahr- und Sicherheitskräften sowie der umfangreichen Videoüberwachung zu verdanken.
Dennoch gibt es Herausforderungen. Besonders auffällig ist die Gewalt gegenüber dem Personal im ÖPNV. Untersuchungen des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung belegen, dass Beschäftigte im ÖPNV signifikant häufiger Opfer von Gewalt werden als andere Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst. Verbale Angriffe sind besonders häufig, und auch wenn körperliche Übergriffe seltener sind, bleibt die Bedrohung real und prägt das Arbeitsumfeld. Doch nur sichere Mitarbeitende können gute Gastgeber im ÖPNV sein.
Subjektive Sicherheit: Das Gefühl zählt
Zur objektiven Sicherheit liegen gut vergleichbare Zahlen – beispielsweise aus der Kriminalstatistik – vor. Das Sicherheitsgefühl ist subjektiv geprägt und stark von individuellen Eindrücken und Erfahrungen beeinflusst. Viele Menschen fühlen sich insbesondere nachts unsicher im ÖPNV. Diese Unsicherheit wird durch mediale Berichterstattung über einzelne Vorfälle verstärkt und führt dazu, dass manche Fahrgäste den ÖPNV meiden.
Ein wesentlicher Faktor für die subjektiv erlebte Sicherheit ist die Art und Weise, wie Menschen im ÖPNV auf engem Raum zusammenkommen. Unangenehmes Verhalten von Mitfahrenden, wie lautes Grölen oder das Ignorieren von Regeln, beeinträchtigt das Gefühl der Sicherheit erheblich. Die freien Zugangsmöglichkeiten zu Fahrzeugen und Haltestellen erschweren es zudem, solche Situationen zu vermeiden bzw. zu kontrollieren.
Praktische Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit
Um die Sicherheit im ÖPNV weiter zu verbessern, sind vielfältige Maßnahmen notwendig. Eine sichtbare Präsenz von Sicherheitspersonal ist hierbei unerlässlich, denn sie wirkt nicht nur präventiv, sondern stärkt auch das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste. Der Ausbau der Videoüberwachung in Fahrzeugen und an Haltestellen hat sich ebenfalls als bewährtes Mittel erwiesen, um Straftäterinnen und Straftäter abzuschrecken und Straftaten zu verfolgen. Helle, saubere und gut gestaltete Haltestellen und Bahnhöfe sowie Fahrzeuge sind unerlässlich für die Sicherheit, genauso wie die schnelle Beseitigung von Graffiti und Vandalismus.
Die Förderung der Zusammenarbeit mit Polizei und Ordnungsamt ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Abgestimmte, möglichst auch gemeinsame Einsätze und eine schnelle Reaktion auf Vorfälle sind essenziell, um einen sicheren ÖPNV zu gewährleisten. Schließlich ist es erforderlich auch sichere Räume für Menschen mit schwierigen sozialen Lagen durch die Kommunen in enger Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen zu schaffen. Es braucht geeignete und zentrale Orte, abseits des ÖPNV, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Das reduziert die Belastung des öffentlichen Verkehrssystems sowie der öffentlichen Plätze.
Sicherheit als Gemeinschaftsaufgabe
Um diese Maßnahmen umzusetzen, ist eine klare Unterstützung durch die Politik notwendig. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fordert daher eine Erhöhung der Fördermittel für Sicherheits- und Sozialprojekte im ÖPNV. Investitionen in Sicherheitsmaßnahmen müssen aus Sicht des Branchenverbandes von staatlicher Seite unterstützt werden. Außerdem müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen so gestaltet sein, dass Sicherheitskräfte effektiv arbeiten können und Fahrgäste sich sicher fühlen.
Langfristige Sicherheitsstrategien sollen präventive Ansätze beinhalten, Gewalt und Vandalismus bereits im Keim ersticken. Sicherheit im ÖPNV kann nicht allein von den Verkehrsunternehmen gewährleistet werden. Es ist eine koordinierte Anstrengung aller Akteure erforderlich – von Politik und Verwaltung über die Polizei bis hin zu sozialen Organisationen. Verkehrsunternehmen müssen in wirksame Sicherheitsmaßnahmen investieren, von der Videoüberwachung bis hin zu Deeskalationstrainings für das Personal. Doch sie sind keine Polizeibehörden und können allein keine umfassende Sicherheit garantieren.
Fazit: ein gemeinsames Ziel für mehr Sicherheit
Die Gewährleistung von Sicherheit im ÖPNV ist eine gemeinsame Aufgabe, die Engagement und Zusammenarbeit aller erfordert. Nur so können wir ein Umfeld schaffen, in dem sich Fahrgäste und Personal gleichermaßen sicher fühlen. Sicherheit im ÖPNV ist nicht nur eine Frage der Technik oder der Präsenz von Sicherheitspersonal – es ist ein Versprechen, das wir an unsere Gesellschaft geben. Dieses Versprechen gilt es zu halten, um das volle Potenzial des ÖPNV als Rückgrat der nachhaltigen Mobilität zu entfalten.