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Standpunkte Die Deutsche Verwaltungscloud als strategischer Baustein für digitale Souveränität

Jörg Kremer, Abteilungsleiter bei der Fitko, und Jens Fromm, COO bei Govdigital
Jörg Kremer, Abteilungsleiter bei der Fitko, und Jens Fromm, COO bei Govdigital Foto: Fitko; Ole Heinrich

Ende März endet die Projektphase der Deutschen Verwaltungscloud (DVC). Mit Beginn der Produktphase stehen mehr als 30 Cloudservices für Bund, Länder und Kommunen zur Verfügung. Damit das strategische Instrument sein volles Potenzial für digitale Souveränität entfalten kann, sind alle gefordert. So der Aufruf von Jörg Kremer von der Fitko und Jens Fromm von Govdigital. Es brauche Mut, Veränderungsbereitschaft und Pragmatismus bei föderalen Gremien, IT-Dienstleistern und Kunden gleichermaßen.

von Jörg Kremer und Jens Fromm

veröffentlicht am 25.03.2025

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Die weltpolitische Lage zeigt es immer deutlicher: Digitale Souveränität ist essenziell für die staatliche Handlungsfähigkeit – sie ist längst keine abstrakte Vision mehr. Gerade die öffentliche Verwaltung muss in der Lage sein, IT-Infrastrukturen unabhängig und sicher zu betreiben.

Der deutsche IT-Planungsrat hat die Weichen für eine souveräne Verwaltungs-IT gestellt: 2019 wurde die Arbeitsgruppe „Cloud Computing und Digitale Souveränität“ gegründet und 2020 folgte die Deutsche Verwaltungscloud-Strategie (DVS). Sie bildet die Grundlage für eine föderale Cloudinfrastruktur mit gemeinsamen Standards und offenen Schnittstellen. In den folgenden Jahren haben das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), die Fitko (Föderale IT-Kooperation) und Govdigital gemeinsam mit öffentlichen IT-Dienstleistern erste technische und organisatorische Konzepte erprobt, um die Umsetzung der Deutschen Verwaltungscloud (DVC) vorzubereiten.

Mit der 41. Sitzung des IT-Planungsrats im Jahr 2023 wurde die Fitko mit der Leitung des Umsetzungsprojekts Deutsche Verwaltungscloud beauftragt. Zum 31. März 2025 endet die Projektphase wie geplant und die DVC wird als Produkt des IT-Planungsrats weitergeführt. Damit wurde in kurzer Zeit eine solide Grundlage für die Nutzung von souveränen Cloudservices in der deutschen Verwaltung geschaffen.

Die DVC – ein standardisierter Rahmen für Cloudservices

Die DVC schafft einen einheitlichen Marktplatz, auf dem Verwaltungen von Bund, Ländern und Kommunen Cloudservices von öffentlichen IT-Dienstleistern rechtskonform und standardisiert beziehen können.

Mit dem Produktstart im April stehen im Cloud Service Portal (CSP), mit dessen Aufbau Govdigital beauftragt wurde, schon mehr als 30 Cloudservices in den Bereichen Software as a Service (SaaS), Infrastructure as a Service (IaaS) und Plattform as a Service (PaaS) zur Verfügung. Das Portfolio wächst dabei kontinuierlich und es konnten bereits die ersten Bestellungen verzeichnet werden.

Die Vorteile liegen dabei auf der Hand: Alle Services sind in einem einheitlichen Erscheinungsbild leichtgängig und sicher abrufbar. Dadurch entsteht erstmals eine transparente Vergleichbarkeit von Cloudservice-Angeboten für die öffentliche Verwaltung. Der Austausch von Cloudservices in der DVC kann aber nur der erste Schritt sein, um die Deutsche Verwaltungscloud als infrastrukturellen Kern der digitalen Zusammenarbeit zu etablieren. Die gegenwärtige globale Situation erfordert eine umfassendere Betrachtung von Cybersicherheit, Resilienz und Souveränität und Formen der Zusammenarbeit:

Für eine starke Verwaltungscloud sind alle gefordert

  • Fundament stärken: Damit die DVC ihr Potenzial voll entfalten kann, braucht es zum einen diese gemeinsamen und von allen föderalen Gremien anerkannten technischen, rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen. Darüber hinaus sind alle politischen Akteure, im Besonderen auf Bundes- und Länderebene aufgerufen, ihre Rolle als Multiplikator, Motivator und Gestalter in ihrem Wirkungskreis wahrzunehmen.
  • Investitionen in die Cloud: Die öffentlichen IT-Dienstleister müssen mutig in cloudbasierte Lösungen investieren und über die DVC zur Verfügung stellen. Hierfür wird gezielte Unterstützung durch ihre Träger benötigt, um bestehende Anwendungen in die Cloud zu überführen und neue, sichere Cloudservices zu entwickeln. Nur gemeinsam sind die notwendigen Ressourcen verfügbar.
  • Verwaltungsexterne Anbieter: Als wichtige Ausbaustufe muss die DVC auch Cloudservices von verwaltungsexternen Anbietern integrieren und Kooperationen zwischen öffentlichen Dienstleistern und privaten Anbietern fördern. Hierzu gilt es kluge Rahmenbedingungen zu schaffen um rechtliche Fragen pragmatisch und zielorientiert zu klären und auch Anforderungen an digitale Souveränität gerecht zu werden.
  • Aktive Kundennutzung: Die Kunden auf den verschiedenen Ebenen der öffentlichen Verwaltung sollten ebenso mutig zugreifen und Erfahrungen sammeln, sowie aktiv Feedback geben. Der rechtssichere, standardisierte und schlanke Bestellprozess und die transparente Kostenstruktur der Services können einen leichtgängigen Zugang in die cloudbasierte Servicewelt ermöglichen. Aber es gibt noch viel zu tun, insbesondere Richtung Nutzerfreundlichkeit und Angebotsvielfalt.
  • Veränderungsbereitschaft: Die Nutzung der Cloud ist vor allem und hauptsächlich ein Transformationsprojekt. Es wird erhebliche Veränderungen sowohl bei den öffentlichen IT-Dienstleistern als auch auf der Kundenseite, also bei Bund, Ländern und Kommunen, geben müssen. Der Erfolg der DVC hängt maßgeblich davon ab, wie bereit alle Beteiligten sind, cloudbasierte und standardisierte Services zu integrieren und damit auch ihre internen Prozesse entsprechend anzupassen.

Ab April übernimmt die Fitko im Auftrag des IT-Planungsrates das Produktmanagement für die DVC. Eine wesentliche Aufgabe wird sein, den Nutzen der DVC klar herauszuarbeiten, damit sich die DVC für den großen Markt der Cloudangebote positionieren kann.

Die vorangegangenen Ausführungen zeigen: Die DVC ist kein Selbstzweck, sondern ein strategisches Instrument für die digitale Verwaltung. Doch ihr Erfolg hängt davon ab, wie schnell und konsequent sie gemeinsam genutzt wird, um ihr Wachstum voranzubringen und damit Innovationsschleifen für neue Services zu verkürzen.

Digitale Souveränität entsteht durch verbindliche Standards, gemeinsames Handeln und klare politische Entscheidungen. Die öffentliche Verwaltung hat jetzt die Chance, mit der Deutschen Verwaltungscloud ein dauerhaftes und zukunftsfähiges Modell der Zusammenarbeit zu etablieren.

Jörg Kremer ist Leiter der Abteilung Föderales IT-Architekturmanagement und Standardisierung bei der Föderalen IT-Kooperation (Fitko).

Jens From ist Chief Operationg Officer (COO) bei Govdigital.

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