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Digitalisierung & KI

Standpunkte KI: Nicht nur die Risken großreden

Ronja Kemmer
Ronja Kemmer Foto: Tobias Koch

Heute Abend stellt die Junge Gruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ihr Buch „Eine Politik für morgen“ vor. In ihrem Gastbeitrag schreibt Ronja Kemmer, Obfrau in der KI-Enquete, welche Potenziale sie aus Sicht einer jungen Politikerin in einer KI mit christlich-konservativen Grundsätzen sieht.

von Ronja Kemmer

veröffentlicht am 12.02.2020

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Künstliche Intelligenz als die Schlüsseltechnologie der Zukunft wird alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche durchdringen und uns vor große Veränderungen stellen. Keine andere Technologie bietet für unser Wirtschaftswachstum und die Modernisierung unserer Gesellschaft in den nächsten Jahren ein solches Potenzial. Gleichzeitig gibt es auch keine Technologie, die für die nächsten Jahre derart grundlegende Fragen aufwirft. Der Umgang mit KI erfordert einen klaren Kompass. Die Politik muss dabei die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Es geht hier um eine Politik für morgen. 

Wenn wir Zukunft gestalten wollen, dann müssen wir aus Fehlern lernen. Bei digitalen Themen waren wir in Deutschland in der Vergangenheit teilweise zu zaghaft und da müssen wir uns auch als Union an der einen oder anderen Stelle fragen, ob wir immer entschlossen genug vorangegangen sind. Gerade als Vertreter der jungen Generation fordern wir darum, Zukunftsthemen ganz nach vorne zu rücken. Die Beschäftigung mit Künstlicher Intelligenz sehe ich als eine der wichtigsten politischen Aufgaben, die wir angehen müssen.

Konsequenz für den KI-Fahrplan 

Mit Ralph Brinkhaus als Fraktionsvorsitzendem hat das Thema KI in der Union besonders an Fahrt aufgenommen. Da heißt es jetzt, konsequent dran zu bleiben. Die Entwicklung bei KI vollzieht sich international in einem rasanten Tempo und die Konkurrenz ist groß, nicht nur aus China und den USA. Wenn wir unseren Wohlstand in Deutschland auch für die nächsten Jahrzehnte weiter so erhalten wollen, dann gilt es, bei KI ganz vorne dabei zu sein.  

Dazu kommt auch, dass die Verfahren und zeitlichen Abläufe von vor zehn Jahren heute nicht mehr der digitalen Lebensrealität der meisten jungen Menschen entsprechen. Sie kommunizieren bei ihrer Arbeit in hoher Geschwindigkeit, sind es in ihrer Freizeit gewohnt, sich in agilen Formaten über soziale Medien mit Verwandten und Freunden auszutauschen. Wer heute bei seinem Stromanbieter eine Frage hat, nutzt die KI-gestützten Online-Kontaktmöglichkeiten und freut sich über die Klärung seines Vorgangs meist schon nach wenigen Stunden. Wenn man dann bei seinem Anliegen an den Staat auf umständliche und dazu noch langwierige Verfahren stößt, dann geht das für viele Menschen an der eigenen Lebensrealität vorbei und trifft auf Unverständnis.

KI als unterstützender Begleiter

In zahlreichen Feldern kann KI, richtig eingesetzt, für alle Generationen, für alle Teile unserer Gesellschaft, einen großen Nutzen bringen. Wenn ein KI-gesteuerter Chat-Bot in der Verwaltung bei einfachen Fragen sofort Orientierung bietet, oder Verwaltungsakte mittels KI erledigt werden, dann kann die Anfahrt zum Bürgeramt in vielen Fällen überflüssig werden – wovon gerade auch Personen mit eingeschränkter Mobilität profitieren. Im Bereich Gesundheit können KI-gestützte Diagnosemethoden helfen, Krankheiten früher zu erkennen. 

Auch als junge Politikerin denke ich darüber nach, dass es in Deutschland immer mehr pflegebedürftige Senioren geben wird. Wenn KI-gestützte Pflegeroboter in der Zukunft unsere Pflegekräfte dabei unterstützen können, Menschen im Alter ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, dann sehe ich darin eine große Chance für unsere Gesellschaft. Im Bereich Arbeit kann mittels KI der Anteil an körperlich belastenden und monotonen Arbeitsvorgängen reduziert werden, wodurch mehr Raum für kreative und erfüllende Aufgaben entsteht.

Bei der Bildung ergibt sich für den Lehrer im Unterricht mit KI-gestützten Medien die Möglichkeit, Schüler individueller zu betreuen, womit mehr Zeit für die Vermittlung sozialer Kompetenzen und zwischenmenschlicher Verhaltensregeln bleibt. Ist das nicht ein Gewinn für uns als Gesellschaft? Für mich ist es das. KI kann einen großen Beitrag zu Energieeffizienz und zum Klimaschutz leisten, einen Beitrag zur Bewahrung unserer Schöpfung. Bis 2030 kann in Deutschland das BIP allein durch KI um 11,3 Prozent wachsen. Das entspricht einer Wertschöpfung von 430 Milliarden Euro. 

Bedenken müssen in den Hintergrund 

Mit der richtigen Gestaltung von KI können wir also unsere soziale Marktwirtschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land stärken. Abgeleitet von unseren christlich-konservativen Grundsätzen wollen wir als CDU/CSU eine KI, die dem Menschen dient und klar an unseren ethischen Maßstäben ausgerichtet ist. Gleichzeitig wollen wir die Chancen von KI voll nutzen. Dazu braucht es aber auch den Mut, sich auf Veränderungen einzulassen. 

Bis nicht aufgehört wird, in der politischen Debatte vor allem die Bedenken in den Vordergrund zu stellen, treten wir auf der Stelle. Solange wir uns vor allem in theoretischen Diskussionen daran abarbeiten, ob beim Einsatz von KI auch mit hundertprozentiger Gewissheit jede Form von Diskriminierung ausgeschlossen werden kann, oder ob es Fälle geben kann, wo eventuell Transparenzeinbußen auftreten könnten, werden wir keine großen Schritte in Richtung Zukunft machen. Teilweise habe ich den Eindruck, dass es von mancher Seite aus politischem Kalkül eher darum geht, Risiken groß und Chancen klein zu reden. Das ist nicht unsere Haltung als Union. Wir wollen Zukunft gestalten und werden nicht zulassen, dass andere sie verhindern. 

Ronja Kemmer ist Mitglied des Deutschen Bundestags und CDU/CSU-Obfrau in der  in der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“. Heute um 19 Uhr stellt die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ihr Buch „Eine Politik für morgen – Die junge Generation fordert ihr politisches Recht“ im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus vor.

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