Kohleausstieg, strenge Grenzwerte für CO2-Emissionen im Verkehr oder gesetzlich verankerte Förderung erneuerbarer Energien verdeutlichen: Klimaschutz steht ganz oben auf der politischen Agenda und hat inzwischen alle Bereiche des bürgerlichen Lebens erfasst. Zugleich führen uns häufiger auftretende Extremwetterereignisse und ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt drastisch vor Augen, dass der menschengemachte Klimawandel ungeachtet der politischen Weichenstellungen unaufhaltsam voranschreitet. Eine Folge könnte ein eklatanter Wassermangel sein: Weltweit wird bis 2050 nach Angaben der Internationalen Klimaschutzinitiative IKI der Wasserbedarf um 55 Prozent steigen, während zugleich die verfügbaren Wasserressourcen um 40 Prozent zurückgehen.
Die Trinkwasserversorgung als kritische Infrastruktur der Daseinsvorsorge ist eng mit Klimaanpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen verknüpft. Sie ist bereits seit langem bestrebt, Anlagen effizient zu betreiben und dadurch Energieverbräuche und Emissionen zu senken. Zugleich wird sie sich in besonderem Maße an den Herausforderungen, die mit den Auswirkungen des Klimawandels verbunden sind, ausrichten müssen.
Denn Wasser ist ein lebensnotwendiges, unentbehrliches
Element, das nicht ersetzt werden kann. Wir benötigen ausreichende Mengen qualitativ
hochwertigen Trinkwassers für unsere Gesundheit, eine saubere Umwelt und
funktionierende Wirtschaftssysteme. In Deutschland liefern circa 6000
Wasserversorger täglich Trinkwasser, dessen Qualität weltweit einen
Spitzenplatz einnimmt. Getreu der Maxime „Was (fast) nichts kostet, ist auch
nichts wert“ erscheint Manchem die Rund-um-Versorgung mit erstklassigem
Trinkwasser geradezu selbstverständlich. Ebenso wird vorausgesetzt, dass die
Wasserversorger den dafür erforderlichen Spagat zwischen öffentlicher
Daseinsvorsorge und Wirtschaftlichkeit ihrer Unternehmen reibungslos bewältigen. Kontinuierlich steigende Energiepreise
und die Notwendigkeit zur Reduzierung der CO2-Emissionen stellen die
Wasserversorgungsunternehmen zum Beispiel vor die Aufgabe, für eine
energieeffizientere Trinkwasserbereitstellung zu sorgen.
Für die zusätzlichen Herausforderungen, die der
Wasserversorgung bevorstehen und die zum Beispiel der Klimawandel verursachen
wird, brauchen die Wasserversorgungsunternehmen jedoch auch zusätzliche
Unterstützung. Der Hitze-Sommer 2018 war bereits ein Stresstest für die
Systeme; weitere solche Jahre in Folge hätten gravierende Auswirkungen auf die
Wasserverfügbarkeit. Um die Wasserversorgung zukunftsfest auszurichten, müssen
daher alle verantwortlichen Akteure künftig stärker an einem Strang ziehen.
Dies sind sowohl die Wasserunternehmen selbst als auch die politischen
Entscheidungsträger auf Bundes-, Landes- und Kommunaler Ebene, sowie die
zuständigen Behörden und der DVGW als technischer Regelsetzer.
Wasserversorger benötigen:
- Systemreserven und Redundanzen für Extremwettersituationen in ihren Versorgungssystemen, von den verfügbaren Trinkwasserressourcen bis hin zur Netzhydraulik;
- Investitionssicherheit für vorausschauende Maßnahmen, die die Widerstandsfähigkeit ihres Versorgungssystems stärken;
- Vorrang vor konkurrierenden Wassernutzungen insbesondere hinsichtlich des wachsenden Bedarfs für die landwirtschaftliche Beregnung;
- bundesweit verpflichtende, regionale Notfallpläne, um auf Wetterextreme angemessen und zeitnah reagieren zu können.
Schon jetzt berücksichtigen die Wasserversorger in ihren
Analysen und Planungen verstärkt die regionalen Auswirkungen des Klimawandels
und prüfen systematisch den eigenen Anpassungsbedarf. Künftig müssen sie
wirksame Konzepte für Versorgung, Vorsorge und für den Krisenfall einsatzbereit
in der Schublade haben. Als Grundlage für eine solche gezielte Notfallvorsorge
benötigen Versorger lokale und regionale Zukunftsbilder, die die Länder,
Kommunen und Akteure der Wasserwirtschaft gemeinsam entwickeln müssen.
Diese Fakten und Forderungen der Wasserversorger sind kein
Geheimnis und auch nicht neu. Dennoch finden sie in der Politik und Wirtschaft nicht
den Widerhall, den sie verdienen. Das muss sich ändern. Dazu benötigen wir eine
intensivere gesellschaftliche Diskussion und den fachübergreifenden Dialog
aller Beteiligten. Als Format für den branchenübergreifenden,
institutionalisierten Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit
startet der DVGW den Wasser-Impuls. Ziel ist, ein Bewusstsein bei allen
Akteuren für die Belange der Wasserversorgung – nicht nur im Zusammenhang mit
dem Klimawandel – zu schaffen und so
einem schleichenden Bedeutungsverlust unseres hochwertigen Trinkwassers entgegen
zu wirken. Dadurch ist eine sichere Versorgung mit dem wichtigsten Lebensmittel
unter veränderten Bedingungen auch in Zukunft gewährleistet.