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Sustainable Finance

Standpunkte CO2-Bepreisung als Schlüssel zur Technologieführerschaft

Fabian Heilemann ist Geschäftsführer des Impact-Venture-Capital-Fonds Aenu
Fabian Heilemann ist Geschäftsführer des Impact-Venture-Capital-Fonds Aenu Foto: Lucas Adrian

Die EU sollte auf Treibhausgase allgemein eine Abgabe erheben, nicht nur in einzelnen Bereichen, fordert Fabian Heilemann, Geschäftsführer des Impact-Venture-Capital-Fonds Aenu. Damit könne Europa Technologieführer bei klimaschonender Technologie werden.

von Fabian Heilemann

veröffentlicht am 12.09.2024

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Während viele Technologie-Sektoren wie Online-Handel, soziale Netzwerke und Suchplattformen schon seit Langem von den USA dominiert werden, bleibt die EU im Bereich der Klima-Technologien überraschend konkurrenzfähig. Der europäische Grüne Deal bietet politisch starke Symbolkraft und - anders als der Inflation Reduction Act (IRA) in den USA - Rückenwind für Unternehmen unabhängig von einer einzelnen Präsidentschaftswahl. Um jedoch weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, ist eine umfassende und adäquate Bepreisung von CO2-Emissionen unabdingbar. Diese Bepreisung muss an die tatsächlichen gesellschaftlichen Kosten angepasst werden und das Emissionshandelssystem (ETS) über alle Branchen hinweg weiter ausgerollt werden. Nur so können gleiche Bedingungen für europäische Unternehmen gegenüber ausländischen Wettbewerbern hergestellt werden, die keiner CO2-Bepreisung unterliegen.

Die Chancen einer umfassenden CO2-Bepreisung

Die Einführung einer weitreichenden CO2-Bepreisung wird von vielen Experten als entscheidender Schritt angesehen, um Europa zur Technologieführerschaft im Climate-Tech-Bereich zu verhelfen. Dabei trifft technologische Innovation auf eine der größten Marktopportunitäten unseres Jahrhunderts. Letztlich geht es darum, die wirtschaftliche Position Europas zu stärken und gleichzeitig wirkungsvoll zum Klimaschutz beizutragen.

Das Segment erlebte 2023 eine starke Entwicklung, mit Investitionen von über 20 Milliarden US-Dollar in europäische Climate-Tech-Start-ups, nahezu auf dem Rekordniveau des Vorjahres. Trotz eines Rückgangs in anderen Sektoren stieg Europas Anteil am globalen Climate-Tech-Venture-Capital-Markt auf 43 Prozent. Doch um diesen Trend fortzusetzen und zu festigen, bedarf es mehr als nur politischer Absichtserklärungen – es braucht klare finanzielle Anreize und Marktmechanismen, die die Entwicklung nachhaltiger Technologien fördern.

Aktuelle Entwicklungen im CO2-Handel

Laut einem aktuellen Artikel aus dem Tagesspiegel Background Energie & Klima könnte der geplante europäische Emissionshandel für den Verkehr und die Wärme, der sogenannte ETS II, möglicherweise erst nach 2027 starten. Sollte dies der Fall sein, würde für 2027 ein Festpreissystem vorgeschlagen, bei dem die CO2-Zertifikate im nationalen Brennstoffemissionshandel preislich an den Europäischen Emissionshandel (ETS I) gekoppelt werden. Der CO2-Preis im ETS I liegt derzeit bei knapp 70 Euro und könnte bis 2027 auf etwa 90 Euro pro Zertifikat steigen. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Dringlichkeit einer soliden und umfassenden CO2-Bepreisung, die nicht nur den aktuellen Bedürfnissen gerecht wird, sondern auch langfristig stabile Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schafft ​(CO2-Handel).

Als einer der führenden Venture-Capital-Investoren in Europa im Bereich Climate-Tech ist es unser wichtigstes Anliegen, die Bepreisung von Emissionen und Umweltkosten stärker an die gesellschaftlichen Gesamtkosten anzupassen. Aktuell liegen die Emissionspreise im europäischen System (ETS) bei etwa 70 Euro, während weltweit führende Forscher und Universitäten die gesellschaftlichen Kosten mittlerweile zwischen 150 und 1000 Euro beziffern. Eine umfassende und faire Bepreisung könnte der Motor sein, der Europas Climate-Tech-Sektor nachhaltig befeuert und Innovationen auf ein neues Level hebt.

Die Notwendigkeit einer allumfassenden Bepreisung

Eine adäquate Bepreisung sowohl für Unternehmen als auch für Privathaushalte würde zu einer Neuordnung der Wirtschaft führen, bei der umweltschädliche Produkte teurer werden und die Nachfrage hierfür in der Konsequenz automatisch sinkt. Dies würde eine faire Wettbewerbslandschaft schaffen, in der Externalitäten eingepreist sind und die Suche nach sowohl ökonomisch als auch ökologisch nachhaltigen Geschäftsmodellen und Produktentwicklungen ermöglicht wird. Die Kosten für CO2-Emissionen müssten so festgelegt werden, dass sie die realen gesellschaftlichen und ökologischen Schäden widerspiegeln, die durch den Klimawandel verursacht werden. Dies wäre nicht nur ein Anreiz für Unternehmen, ihre CO2-Bilanz zu reduzieren, sondern würde auch innovative Technologien und Lösungen fördern, die langfristig zur Wettbewerbsfähigkeit Europas beitragen.

Die EU hat das Potenzial, im Bereich Climate-Tech weltweit führend zu sein, wenn die richtigen politischen und wirtschaftlichen Weichen gestellt werden. Eine umfassende CO2-Bepreisung könnte dabei der Schlüssel sein, um Europas Position als Vorreiter in der nachhaltigen Wirtschaft und grünen Energiewende zu festigen und gleichzeitig globale Klimaziele zu erreichen. Unsere Vision ist es, aus Europa heraus die nächsten Klima-Technologien zu entwickeln, die eine ähnlich große weltweite Verbreitung und positive Klima-Wirkung erzielen wie zuletzt die Photovoltaik-Technologie in der grünen Stromerzeugung.

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