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Werkstattbericht Vernetzte Verwaltung: Die Zukunft liegt in der Kooperation

Lena Sargalski schreibt über Strategie & Change Management.
Lena Sargalski schreibt über Strategie & Change Management. Foto: Bad Salzuflen

Eine gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen Kommunen aufzubauen, darin liegt die Zukunft der Verwaltung, findet Lena Sargalski. Welche Erfahrungen sie aus der Kooperation von zwölf Kommunen in Ostwestfalen-Lippe dafür als wesentlich erachtet, lesen Sie im Werkstattbericht.

von Lena Sargalski

veröffentlicht am 18.09.2024

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Eine neue Arbeitswoche beginnt, der Kalender ist voll. Beim Blick auf meine Termine fällt mir auf: Fast täglich sind Meetings mit anderen Kommunen dabei – neben internen Teambesprechungen und Projekttreffen. In den letzten Jahren habe ich gelernt, dass die besten Lösungen nicht immer aus der eigenen Kommune kommen, sondern oftmals aus dem gemeinsamen Denken und Arbeiten mit anderen entstehen. Interkommunale Zusammenarbeit ist für mich kein theoretisches Konzept, sondern gelebte Praxis.

Ich habe miterlebt, wie diese Zusammenarbeit nicht nur Digitalisierungsvorhaben beschleunigt, sondern auch Menschen miteinander verbindet. Es entstehen Netzwerke, die weit über technische Lösungen hinausgehen und eine neue Art von Verbundenheit schaffen. Angesichts der „Welle des Grauens“, die auf den öffentlichen Sektor zurollt – demografischer Wandel, Fachkräftemangel, leere Haushaltskassen, steigende Komplexität und sinkendes Vertrauen in den Staat – stellt die interkommunale Zusammenarbeit eine wertvolle Antwort dar. Dennoch bleibt sie vielerorts eine Besonderheit, obwohl sie längst Normalität im Verwaltungsalltag sein sollte. In meinem Arbeitsalltag zeigt sich die Bandbreite dieser Zusammenarbeit in verschiedenen Formen:

Informeller Austausch – Niederschwellig und effektiv

Ein einfacher, aber sehr wirkungsvoller Ansatz ist der informelle Austausch. In diesen Runden sprechen wir offen über Themen wie die Einführung und Fortschritte bei der elektronischen Akte, beim Formularservers oder bei Onlinediensten. Fragen wie: „Wie zufrieden seid ihr mit dem Produkt?“ oder „Welche Einführungsstrategie habt ihr gewählt?“ helfen uns, von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Der informelle Charakter ermöglicht einen schnellen, unkomplizierten Austausch, der uns Orientierung und Sicherheit bei wichtigen Entscheidungen bietet. So vermeiden wir typische Stolpersteine und optimieren unsere Prozesse auf pragmatische Weise.

Projektbezogene Zusammenarbeit – Effizienz durch gemeinsame Technologien

Ein weiteres Beispiel ist die projektbezogene Zusammenarbeit im Bereich Prozessmanagement. 2020 haben wir uns mit zwölf Kommunen aus drei Landkreisen in Ostwestfalen-Lippe zusammengeschlossen, um gemeinsam eine Prozessplattform einzuführen. Diese Plattform hilft uns, Verwaltungsprozesse effizient zu gestalten und die Ergebnisse miteinander zu teilen. Besonders wertvoll ist, dass wir nicht nur vom Dienstleister begleitet werden, sondern uns auch gegenseitig unterstützen. Die Kosten teilen wir fair untereinander auf, sodass alle Kommunen von den entwickelten Lösungen profitieren können, ohne an denselben Problemen parallel zu arbeiten. Dies spart Ressourcen und führt gleichzeitig zu qualitativ besseren Ergebnissen.

Verstetigung der Zusammenarbeit – Ein Erfolgsmodell

Wie weit interkommunale Zusammenarbeit reichen kann, zeigt die Kooperation der lippischen CDOs und Digitalisierungsbeauftragten. Was 2019 an einem runden Tisch begann, führte 2021 zu einem ersten Platz beim E-Government-Wettbewerb für das „Beste Kooperationsprojekt“. Durch die Anerkennung sind wir stärker zusammengewachsen und haben eine tiefe Überzeugung dafür entwickelt, Digitalisierung in unserer Region gemeinschaftlich zu gestalten. Unsere Zusammenarbeit hat sich in den letzten Jahren verändert, denn wir wollen die Kooperation mehr und mehr verstetigen.

Trotzdem stehen wir vor Herausforderungen: Was passiert, wenn Schlüsselfiguren nicht mehr da sind, um die Kooperation zu voranzutreiben? Wie gehen wir mit Machtgefällen um, wenn Input und Output nicht immer ausgewogen sind? Warum fehlt Zeit und Anerkennung, um an den interkommunalen Treffen teilzunehmen? Diese Fragen haben uns dazu bewegt, eine nachhaltige und wertebasierte Strategie zu entwickeln, die langfristige Stabilität in unserer Zusammenarbeit sichert. Die Finanzierung der Strategiebegleitung hat das Digitalbüro OWL übernommen, unser Vorgehen gilt nun als Blaupause für die Region. Unter dem Slogan „Lippe lebt Digitalisierung“ haben wir eine Vision entwickelt, eine Roadmap mit realistischen Zielen definiert, ein Controlling etabliert und uns Rückendeckung für unsere Kooperation bei den lippischen Bürgermeistern geholt. Wir wollen aber nicht nur Mehrwerte bei der Digitalisierung schaffen, sondern auch andere Verwaltungsbereiche dazu motivieren, sich interkommunal zu vernetzen.

Die Zukunft liegt in der Kooperation

Ich bin davon überzeugt: Die Zukunft der Verwaltung liegt in der Zusammenarbeit. Interkommunale Kooperationen bieten uns die Möglichkeit, unsere Kräfte zu bündeln, Herausforderungen gemeinsam zu meistern und Lösungen zu entwickeln, die allen Kommunen zugutekommen. Dabei geht es nicht nur darum, Kosten zu sparen oder Projekte effizienter umzusetzen, sondern auch darum, eine neue Kultur des Austausches zu schaffen. Dazu braucht es Mutmacher:inner, aber eben auch Rückendeckung, Vertrauen und Struktur. Denken Sie an die „Welle des Grauens“: Am Ende profitieren nicht nur wir als Verwaltungen, sondern vor allem die Bürgerinnen und Bürger.

Lena Sargalski arbeitet als Chief Digital Officer bei der Stadtverwaltung Bad Salzuflen in Ostwestfalen-Lippe. Seit Januar 2024 leitet sie kommissarisch den Stab Strategie, Innovation und Digitalisierung. Neben den Aufgabenbereichen Strategieentwicklung, interne Digitalisierung und interkommunale Zusammenarbeit liegt ein Fokus auf der aktiven Ausgestaltung des digitalen Wandels in der Stadtgesellschaft. Von ihr bisher in dieser Rubrik erschienen: Von ihr bisher in dieser Rubrik erschienen: „Auf die Haltung kommt es an“, „Mehr Mutausbrüche in der Verwaltung“, „Think smart: Silos aufbrechen, aber wie?“, Digitale Kompetenzen brauchen Training“, „Gesucht: Influencer für die digitale Verwaltung“ , OZG 2.0: Und täglich grüßt das Murmeltier? , Wie werden Veränderungsprozesse in der Praxis umgesetzt? sowie Hack the System: Wie KI die öffentliche Verwaltung revolutioniert.

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