Digitale Identitäten sind das Fundament fast aller kundenzentrierten Prozesse in Unternehmen und öffentlicher Verwaltung. Diese Erkenntnis zeigt sich insbesondere im Vergleich zu Märkten wie Schweden oder Estland, wo funktionierende ID-Lösungen sowohl von Unternehmen als auch Behörden flächendeckend genutzt werden.
Auch im Automobilvertrieb haben digitale Identitäten eine zunehmend große Bedeutung: Fahrzeugkauf, Fahrzeug-Leasing, Kfz-Zulassung sowie der obligatorische Versicherungsabschluss sind jeweils aufwändige Prozesse – die durchgängig digitalisiert erheblich nutzerfreundlicher und kosteneffizienter werden: Eine verifizierte digitale Identität, durchgängig angewendet, ersetzt bis zu 20 Unterschriften auf Papier im Gesamtprozess durch wenige Klicks auf einem Tablet – und dient damit dann gleichzeitig als Fundament digitaler Prozesse in Unternehmen und Behörden.
Einfachere Übernahme eines Mietwagens
Dies schafft wertvolle Zeit im Verkaufsdialog, Effizienzsprünge in den anschließenden Workflows, zum Beispiel beim Dokumentenhandling, bei der Abwicklung der Finanzierung oder bei der Kfz-Zulassung. Im gesamten Ökosystem eines Automobilherstellers vereinfacht die digitale Identität den Zugang zu Services, sei es bei der Übernahme eines Mietwagens, beim Abschluss eines Auto-Abos, beim Nachweis des Führerscheins im Flottenmanagement oder beim digitalen Autoschlüssel – die benötigten Identifizierungen oder Unterschriften sind schnell, sicher und einfach verfügbar.
Eine flächendeckende Infrastruktur aus alltagsrelevanten Lösungen für die digitale Identität fehlt in Deutschland noch. Die Unternehmen und Behörden müssen digitale Identitäten selbst erheben, um ihren Kunden ein digitales Erlebnis bieten zu können. Immer neue Einmal-Identifizierungen mittels eID-, Video-, Bank-, Foto- oder Vor-Ort-Ident führen nicht zu einem Netzwerkeffekt, sondern zu Silos mit wiederholten Ineffizienzen und Barrieren – bei Kunden und Anbietern gleichermaßen. Dringend benötigt werden ID-Lösungen inklusive ID-Wallets, die Kunden für sektorübergreifende Anwendungsfälle – privat und öffentlich – nutzen können. Dabei sind drei Punkte erfolgskritisch:
1. Der Einsatz etablierter, vorhandener Technologien und Prozesse garantiert eine geringe Einführungszeit und eine hohe Akzeptanz im Markt. Parallel ist die Weiterentwicklung mit neuartigen Protokollen und Technologien sinnvoll – der Fokus sollte aber auf dem zeitnah und praktisch Machbaren liegen.
2. Rechtliche Anforderungen sind – mit Augenmaß und nutzerorientiert – zu modernisieren. Bereits heute gibt es ein erhebliches Ungleichgewicht zwischen dem niedrigen Anforderungsniveau bei papierbasierten Prozessen und dem auch im internationalen Vergleich enorm hohen Anspruch bei digitalen Prozessen.
3. Zugangsmöglichkeiten zu öffentlicher Verwaltung und privatwirtschaftlichen Angeboten sind kurzfristig zu harmonisieren, das heißt, praxiserprobte Verfahren sollten Bürgern und Kunden gleichermaßen zur Verfügung stehen.
Bei einer stringenten Fokussierung auf diese drei Prinzipien kann Deutschland in zwölf bis 18 Monaten ein effizientes ID-Management aufbauen. Im Ergebnis können Kunden dann in einem Schritt Fahrzeuge kaufen, leasen, zulassen und versichern. Gleichzeitig kann Deutschland ein Mindestmaß an Souveränität gegenüber den Big-Tech-Playern aufrechterhalten – und zwar nicht nur durch heutige Papierprozesse, sondern auch digital.
Stefan Imme spricht heute auf dem eIDAS Summit des Branchenverbands Bitkom zum Thema: Die qualifizierte elektronische Signatur im Autohaus.