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Verkehr & Smart Mobility

Standpunkte Keine Verkehrswende ohne flexible Mobilität

Jason C. Altman, VIA-Gründungspräsident und Deutschlandchef der Enterprise Holdings
Jason C. Altman, VIA-Gründungspräsident und Deutschlandchef der Enterprise Holdings Foto: PR

Die klassische Autovermietung ist die Urform geteilter Mobilität, schreibt Jason C. Altman, Deutschlandchef der Enterprise Holdings, in seinem Gastbeitrag. Anlässlich der Gründung eines Interessenverbands der internationalen Autovermieter fordert Altman eine Gleichstellung der Branche mit Carsharing-Anbietern, die Förderung von Mobilitätsbudgets und einen diskriminierungsfreien Datenzugang.

von Jason C. Altman

veröffentlicht am 07.07.2021

aktualisiert am 08.08.2022

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Die Entwicklung vernetzter Mobilitätskonzepte ist ein entscheidendes Instrument für das Gelingen der nachhaltigen Verkehrswende und die anstehenden Herausforderungen sind groß: Der Verkehrssektor muss mit ehrgeizigen Maßnahmen die Dekarbonisierung der Mobilität erreichen. Dafür wird jede und jeder einzelne ihre und seine individuellen Mobilitätsgewohnheiten auf den Prüfstand stellen müssen.

Um gemeinsam innovative und integrierte Lösungen hervorzubringen, die den schonenden Umgang mit Ressourcen und den gesellschaftlichen Mobilitätsbedarf miteinander in Einklang bringen, müssen vor allem aber die Politik, der öffentliche Sektor, die Zivilgesellschaft und Privatunternehmen enger zusammenarbeiten denn je. Nur so können die Rahmenbedingungen für flexible, flächendeckende und bezahlbare Mobilität geschaffen werden, die wiederum die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft sind.

Um Deutschland auf diesem Weg zu unterstützen, haben die international führenden Mobilitätsdienstleister Avis Budget Group, Enterprise Holdings, Europcar Mobility Group und Hertz den Verband der internationalen Autovermieter e. V. (VIA) gegründet. Der VIA vertritt die politischen Interessen seiner Mitgliedsunternehmen mit dem Ziel, internationale Erfahrungen und Perspektiven für das Gelingen der Mobilitätswende einzubringen.

Autovermietung: Urform der Shared Mobility

Die Autovermieter stehen seit über 100 Jahren für Shared Mobility – sie teilen ihre Fahrzeuge mit einer Vielzahl von Kunden und stellen ihnen für eine begrenzte Zeit die Mobilitätsform ihrer Wahl zur Verfügung. Im Durchschnitt verbleiben die Fahrzeuge dabei nur wenige Monate in den Flotten. Die Vorteile der hohen Auslastung und die damit einhergehenden Effizienzgewinne liegen auf der Hand.

Mit dem weiteren Vormarsch vernetzter Mobilitätskonzepte werden sie immer offensichtlicher. Die Branche hat in jüngster Zeit über das Geschäft der klassischen Autovermietung hinaus auch Shared-Mobility-Dienstleistungen entwickelt. Die flächendeckende Filialstruktur der Anbieter ermöglicht dabei, dass Fahrzeuge als „geteilte Assets“ nahezu überall in Deutschland zur Verfügung gestellt werden können. Nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land. Damit bereiten die Autovermieter den Weg für die geteilte Nutzung von Fahrzeugen aller Klassen, ob On-Demand oder als Langzeitmiete. Dies geht einher mit dem zunehmenden Bedürfnis der Menschen nach mehr Flexibilität bei ihren alltäglichen Mobilitätsentscheidungen.

Die Potenziale der Shared Mobility voll ausschöpfen

Derzeit unterscheidet die deutsche Gesetzgebung zwischen Autovermietern und neuen Ausprägungen der Shared Mobility wie Carsharing. Dies ist ein Beispiel für den Reformbedarf in der Verkehrspolitik. Verbraucher und Unternehmen werden dann die jeweils besten Entscheidungen für sichere, saubere und innovative Mobilität treffen, wenn für jede Art von Shared-Mobility-Dienstleistungen der gleiche Gesetzesrahmen gilt. Nur mit gleichen Wettbewerbsbedingungen für die gesamte Branche hat Deutschland die Chance, zu einem Musterland für inklusive Mobilitätsökosysteme zu werden.

Betriebliches Mobilitätsmanagement als Hebel nutzen

Neben den Vorteilen im privaten Sektor bietet Shared Mobility auch Antworten auf Mobilitätsherausforderungen im betrieblichen Kontext. Ziel muss es sein, die Menschen zu einer dauerhaften Nutzung geteilter und vernetzter Mobilitätsangebote zu bewegen, um die Straßen und die Umwelt zu entlasten sowie erschwingliche Dienstleistungen flächendeckend zu etablieren.

Mobilitätsbudgets für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die die Nutzung unterschiedlichster Verkehrsträger ermöglichen, sind hierfür ein wesentlicher Baustein. Deutschland sollte schnell die steuerpolitischen Rahmenbedingungen dafür schaffen, Mobilitätsbudgets zu fördern und eine Vielzahl unterschiedlicher Mobilitätswünsche bedienen zu können. 

Ein weiterer Ansatzpunkt für das Gelingen der Verkehrswende ist die Ausstattung von Fuhrparks mit nachhaltigen Antriebstechnologien. Als größter Abnehmer von Neufahrzeugen und Experten für betriebliches Mobilitätsmanagement spielen die Autovermieter eine entscheidende Rolle, um zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors beizutragen und als Schaufenster für Zukunftstechnologien zu dienen. Interessenten können zum ersten Mal Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechnologien kennenlernen und dadurch eventuell bestehende Berührungsängste abbauen. Förderprogramme für betriebliches Mobilitätsmanagement könnten diese Hebelwirkung gezielt nutzen und insbesondere einkommensschwachen Gruppen die Chance bieten, nachhaltige Mobilitätsentscheidungen treffen zu können.    

Diskriminierungsfreier Datenzugang nötig

Die vielversprechenden Konzepte der Shared Mobility können ihr volles Potenzial nur entfalten, wenn die digitale Verknüpfung von Verkehrsträgern weiter vorangetrieben wird. Multimodale Verkehrs-Plattformen (MaaS) werden bereits von Autovermietern angeboten und ermöglichen es, von unterschiedlichen Mobilitätsoptionen zu profitieren, indem temporär und flexibel auf das passende Verkehrsmittel zugegriffen werden kann. Wer jedoch die Effizienzgewinne wirklich ausschöpfen will, muss sicherstellen, dass bei datenbasierten Geschäftsmodellen im Mobilitätssektor keine neuen Monopolstrukturen entstehen. Erforderlich ist daher die Schaffung eines diskriminierungsfreien Zugangs zu fahrzeuggenerierten Daten.

Als Verband der international führenden Anbieter geteilter Flotten blickt der VIA mit großem Interesse auf die anstehende Bundestagswahl. Neben der Bewältigung der aktuellen Krise werden die Jahre bis 2025 entscheidend dafür sein, die Weichen für ein Gelingen der Verkehrswende zu stellen. Der VIA steht als Anlaufstelle für den konstruktiven Austausch zur Mobilität von morgen zur Verfügung. Die Autovermieter sind bereit, ihren Beitrag zu leisten.

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