Die Bundesregierung will Cannabis in naher Zukunft legalisieren – doch das Thema Verkehrssicherheit lässt weiterhin Fragen offen. Denn anders als bei Alkoholkonsum gibt es für Cannabis noch keinen gesetzlich festgelegten Toleranzwert.
Selbst nach mehreren Tagen kann der Konsum noch nachgewiesen werden – obwohl man völlig nüchtern ist. Autofahrer müssen dann damit rechnen, den Führerschein entzogen zu bekommen, trotz Legalisierung. Gesetze müssen deshalb dringend angepasst werden.
Alles Neue ist reizvoll
Wenn der Gebrauch von Cannabis legalisiert wird, ist von einem Anstieg der Konsumentenzahlen auszugehen. Viele Menschen, die mit dieser leichten Droge bislang keine Berührungspunkte hatten, könnten – bewusst oder aus reiner Neugier – die Verbrauchsartikel probieren. Dagegen ist auch nichts einzuwenden: Der gelegentliche Gebrauch muss nicht schädlich sein. Wer am Freitag oder Samstag einen Joint raucht, dessen Körper weist am Montag in der Regel kein THC mehr auf – gemeint ist der Pflanzenbestandteil Tetrahydrocannabinol mit berauschender Wirkung. Der Betroffene kann also problemlos mit dem Auto fahren.
Es mangelt an Richtwerten
Dennoch entsteht hier ein Problem. Denn bei einigen Verbrauchern wird es nicht beim einmaligen Joint bleiben. Je mehr die Menschen von der Cannabis-Wirkung überzeugt sind und je besser sie ihnen gefällt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie häufiger zu derlei Präparaten greifen. Der Gebrauch bleibt dann kein einmaliger Versuch, sondern wird im schlimmsten Fall zur Angewohnheit. Im Umkehrschluss steigt damit das Risiko, dass sich das THC recht bald doch im Organismus nachweisen lassen wird – eine Autofahrt ist dann nicht mehr möglich.
THC kann selbst dann im Körper messbar sein, wenn der Konsument keinerlei Rauschgefühle mehr wahrnimmt und er sich sicher fühlt, die Fahrt ohne Einschränkungen durchführen zu können. Das eigentliche Problem liegt somit im Fehlen von Richtwerten. Ab wann genau ein THC-Gehalt im Organismus erreicht ist, der Beeinträchtigungen im Verhalten des Betroffenen auslöst, ist aktuell ungewiss. Folglich ist damit zu rechnen, dass sich in der ersten Zeit einige Konsumenten überschätzen werden – und dann die Fahrerlaubnis verlieren.
Gegensätze treffen aufeinander
Insgesamt ist davon auszugehen, dass sich für die Verbraucher eine nicht ganz ungefährliche Lage ergeben wird. Einerseits treibt der Staat die Legalisierung von Cannabis voran, er kontrolliert das Geschehen und er nimmt durch den Verkauf wichtige Steuergelder ein. Andererseits leisten weder der Staat noch die Coffeeshops, bei welchen Cannabis erworben werden kann, noch die Führerscheinstellen die dringend notwendige Aufklärung. Viele Menschen wissen nicht, wie das THC auf den Körper wirkt und welche tatsächlichen sowie rechtlichen Folgen sich aus dem Gebrauch ergeben können.
Langfristig ist natürlich davon auszugehen, dass die Cannabis-Legalisierung erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft haben wird. Die Zahl der Abhängigen wird sich erhöhen, mehr Menschen werden die Kontrolle über den Gebrauch verlieren. Demgegenüber drohen weitere Risiken, wie eine gesenkte Motivation für Alltag und Beruf. Der regelmäßige Konsum wird viel Geld kosten. Betroffene, bei denen die Sucht schwerwiegende Folgen auslöst, könnten sogar ihren Arbeitsplatz verlieren. Neben der Legalisierung wird somit ein Umdenken der Gesellschaft in Bezug auf Cannabis benötigt.