Vor wenigen Tagen hat die Bundesregierung ihre Vorschläge für Reformen am Strommarktdesign veröffentlicht und darin Ideen aus der Wachstumsinitiative von Anfang Juli aufgegriffen. Die wichtigste Neuigkeit für die Solarwelt: Schon ab 2025 könnt es nicht mehr für jede eingespeiste Kilowattstunde Solarstrom in Deutschland eine Mindestvergütung geben. Spätestens mit dem Ende des Kohlestroms soll diese Art der Förderung ganz fallen.
Als Geschäftsführerin einer großen PV-Anlagen-Plattform sage ich: gut so! Denn die pauschale Förderung jeder eingespeisten Kilowattstunde Strom mit einem festen Betrag ist inzwischen nicht nur aus der Zeit gefallen und sorgt für falsche Anreize – sie ist auch viel zu teuer und angesichts immer weiter fallender Preise für Solarmodule gar nicht mehr nötig.
Schon jetzt ist Solarenergie in den allermeisten Fällen die günstigste Energieform. Wer heute in Deutschland eine PV-Anlage auf sein Dach montiert, hat das Geld dafür in aller Regel schon nach sieben bis zehn Jahren, drin. Die Einspeisevergütung von aktuell weniger als zehn Cent pro Kilowattstunde spielt dabei nur eine sehr kleine Rolle.
Milliarden für die EEG-Förderung
Diesem begrenzten Nutzen der EEG-Förderung stehen gewaltige Kosten gegenüber. Im Januar 2024 meldeten die vier großen Stromversorger in Deutschland, dass das für die Einspeisevergütung genutzte EEG-Konto im Jahr 2023 um rund 14 Milliarden Euro geschrumpft sei.
Was Deutschland braucht, ist nicht einfach nur mehr Solarstrom – sondern mehr Solarstrom mit besseren Speicherlösungen und den richtigen Anreizen, damit Energie dann genutzt wird, wenn sie im Überfluss vorhanden ist.
Im Sommer zur Mittagszeit wird in Deutschland inzwischen häufig so viel Solarstrom produziert, dass die Preise an der Strombörse negativ werden. Dafür liegt der Preis in den Abendstunden oft deutlich über dem, was Privathaushalte schlussendlich auf ihrer Stromrechnung sehen. Eigentlich sind das sehr starke Marktsignale, nicht nur in Solarstrom zu investieren, sondern zum Beispiel auch in Speicherlösungen. Wer seinen Strom speichert und erst dann verbraucht oder verkauft, wenn der Strom am Markt besonders teuer ist, optimiert seine Einnahmen.
Allerdings: Auch dank der starren Einspeisevergütung für Solarstrom kommen diese Marktsignale nicht bei den Privathaushalten an. Im Gegenteil: Neben der Einspeisevergütung gibt es so gut wie keine Möglichkeit für Privathaushalte, selbst erzeugten oder zuvor gespeicherten Strom gezielt dann ins Netz einzuspeisen, wenn die Nachfrage gerade besonders hoch ist.
Drei Vorschläge für mehr Markt im Strommarkt
Damit der Solarmarkt in Deutschland auch in Zukunft weiter wächst, brauchen wir freie Preisfindung statt starrer Vergütungen. Um Privathaushalte dafür möglichst gut zu rüsten, sind vor allem drei Punkte besonders wichtig.
Erstens geht es mit dem Rollout intelligenter Stromzähler immer noch nicht schnell genug. Nur mit den so genannten intelligenten Messsystemen ist es für Privathaushalte überhaupt möglich, granular genug zu messen und dem Stromnetzbetreiber gegenüber nachzuweisen, wann welche Menge Strom verbraucht und wann sie eingespeist wurde.
Zweitens brauchen wir mehr Stromspeicher auch in privaten Haushalten – oder zumindest Geräte wie Wärmepumpen oder E-Autos, deren Stromverbrauch flexibel gesteuert werden kann, um ihn gezielt in die Sonnenstunden zu legen und so den Eigenverbrauch des günstigen Solarstroms zu erhöhen.
Drittens brauchen wir einen Rechtsrahmen, mit dem Privathaushalte ihren gespeicherten Strom zu Marktpreisen wieder ins Stromnetz einspeisen können. Insbesondere das so genannte bidirektionale Laden von E-Autos birgt enormes Potenzial. Wer mit selbst erzeugtem Solarstrom das Auto lädt und nicht benötigten Strom in Hochpreisphasen wieder abgibt, könnte mit gezieltem Laden und Entladen des eigenen Pkw sogar Geld verdienen. Hier braucht es dringend einen Bürokratieabbau.
Für die nächsten Schritte der Energiewende brauchen wir weniger Förderung und mehr Markt. Solarenergie gehört inzwischen auch ohne Förderung zu den günstigsten Energieformen. Mit mehr Wettbewerb könnte sie bald noch kreativer werden.
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