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Verkehr & Smart Mobility

Standpunkte Urbane Mobilität: Ein neues Geschäftsfeld für Energieversorger?

Oliver Rottmann, Vorstand des Kompetenzzentrums Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge (KOWID), Uni Leipzig.
Oliver Rottmann, Vorstand des Kompetenzzentrums Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge (KOWID), Uni Leipzig. Foto: promo

Welche Chancen bietet die Elektromobilität klassischen Energieversorgern (EVU)? Das Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge an der Universität Leipzig (Kowid) bereitet dazu gerade eine Studie vor. Kowid-Geschäftsführer Oliver Rottmann und seine Co-Autoren vom Beratungsunternehmen EY analysieren in ihrem Gastbeitrag geschäftliche Perspektiven der EVU.

von Oliver Rottmann

veröffentlicht am 18.02.2020

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Mit dem Einbezug des Verkehrssektors in die Energiewende rückt auch die Mobilität in den Fokus neuer Konzepte und Geschäftsfelder. Das Schlagwort Mobilitätswende umfasst dabei komplexe Interaktionen mit anderen gesellschaftlichen Prozessen, die sich entsprechend aktueller Entwicklungstrends verändern. Dies ist kein Selbstzweck, sondern dient der Erfüllung individueller Bedürfnisse, aus denen sich verschiedene Mobilitätsbedürfnisse ergeben. Daraus resultieren zahlreiche Herausforderungen, auch mit Blick auf neue Geschäftsfelder.

Die Frage, ob sich speziell neue Geschäftsfelder für Energieversorgungsunternehmen (EVU) ergeben, ist noch offen. Zwar können bestimmte Bereiche der urbanen Mobilität den EVU die Möglichkeit bieten, neue Erlösquellen zu erschließen oder durch neue Dienstleistungen engere Kundenbindungen beziehungsweise -beziehungen aufzubauen und damit unter Umständen rückläufige Margen im Kerngeschäft kompensieren. 

Aber zugleich existieren oftmals Verkehrsunternehmen, die hier den „natürlichen“ Anbieter darstellen. Daher hängt die Frage nach neuen Geschäftsfeldern auch davon ab, wo das EVU tätig ist und folglich von den jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort. 

Für kleine EVU lohnt sich das Geschäft nicht

Handelt es sich um ein kleines Unternehmen und in der Kommune existiert beispielsweise kein eigenes Verkehrsunternehmen, wird die urbane Mobilität wohl eher kein herausragendes neues Geschäftsfeld darstellen. Zumal durch die enge Sektorenkopplung zugleich neue Player auch in das Kerngeschäft der EVU drängen (zum Beispiel Automobilhersteller, die ebenso Ladetechnik, Strom und Energiemanagement anbieten). 

Für größere EVU in prosperierenden Ballungsräumen mit weiteren (kommunalen) Unternehmen wird die urbane Mobilität bestenfalls ein Teil-Geschäftsfeld werden. Ihre Rolle beschränkt sich eher auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Lieferung der Energie, auch, um nicht in den Wettbewerb mit Verkehrsunternehmen zu treten. Hier ist eher die Kooperation mit andern Unternehmen zur aktiven Gestaltung von Transformationsprozessen in der Kommune und der damit einhergehenden Verzahnung verschiedener Sektoren im Rahmen einer integrierten Stadtentwicklung („Smart City“) relevant.

Geeignete Geschäftsfelder für EVU werden hier daher wohl eng am klassischen Geschäft der EVU angelehnt sein. Zudem bieten sich damit verbundene Service-Leistungen an. Diese umfassen dann die Bereiche an der Schnittstelle zu den eigentlichen Mobilitätsangeboten (Ladeinfrastruktur, Energiespeicher, Energiedienstleistungen etc.). 

Hier besteht derzeit jedoch noch eine wesentliche Herausforderung: Derzeit ist die Ladesäuleninfrastruktur nicht standardisiert und damit zwischen verschiedenen E-Mobility-Anbietern nicht kompatibel. Daher kann es für EVU zielführender sein, hier als Vermittler dieser Infrastruktur (ggf. mit entsprechender Energielieferung) tätig zu werden.

Digitale und Ladeinfrastruktur müssen ausgebaut sein

Klar ist, dass im Kontext neuer Mobilitätsanforderungen die urbane Mobilität als Chance begriffen werden kann, neue Mobilitätsansätze voranzutreiben. Die grundlegende Voraussetzung hierfür ist neben neuen Mobilitätsknoten („Mobility-Hubs“) und damit dem schnellen Ausbau digitaler Infrastrukturen jedoch eine ausreichende und bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Aber auch im Ausbau der erforderlichen digitalen Infrastruktur besteht noch ein großer Nachholbedarf

Speziell mit Blick auf die Ladeinfrastruktur ist zu berücksichtigen, dass diese zukünftig nicht nur für Elektroautos in einer ausreichenden Menge bereitgestellt werden muss. Neue Formen der (E-)Mobilität benötigen eine ausreichende und den individuellen Mobilitätsbedürfnissen entsprechende Ladeinfrastruktur für eine Vielzahl unterschiedlicher elektromobiler Fahrzeuge. 

Dies bedeutet ein entsprechendes Netz an Ladestationen im öffentlichen, halböffentlichen und privaten Raum für unterschiedliche Ladeanforderungen. Insbesondere bedeutet dies auch, sich hier technologieoffen nicht nur auf E-Autos zu beschränken. Dafür sind vor allem politische Weichenstellungen erforderlich. 

Co-Autoren dieses Beitrags sind Metin Fidan, Partner und Leiter Energiewirtschaft Deutschland, Österreich, Schweiz bei EY, sowie Peter Fuss, Senior Advisory Partner Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, Deutschland, Österreich, Schweiz. 

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