Der Klimagipfel COP29 in Baku ist geendet, wie diese Gipfel zu enden pflegen – mit einem völlig unzureichenden kleinsten gemeinsamen Nenner. Eines der erklärten Ziele von Baku war, Emissionsreduzierung und Klimaanpassung im sogenannten globalen Süden zu finanzieren. Das ist wichtig, weil die Treibhausgasemissionen der armen Länder rasant steigen.
Noch im Jahr 2000 entfielen auf Afrika südlich der Sahara und auf Südasien zusammen nur 22 Prozent der Emissionen der OECD-Staaten. Mittlerweile sind es fast 50 Prozent, und wenn es so weitergeht, wird die Gruppe in den frühen 2040er Jahren die OECD überholt haben. Grund ist das hohe Bevölkerungswachstum in den ärmeren Ländern.
Kaum Aussichten, die NDCs zu schaffen
Zugleich befinden sich viele der armen Staaten in einer Krise. Schon seit einem Jahrzehnt gelingt es Afrika nicht mehr, wirtschaftlich weiter aufzuholen. Der Kontinent stagniert in Armut und Verschuldung.
Das bedeutet auch, dass diese Länder ihre national festgelegten Beiträge (NDCs) zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens wohl kaum in die Tat umsetzen werden. Sie sind finanziell dazu gar nicht in der Lage. Zu groß sind die anderen sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen.
Es ist aber entscheidend, dass die weltweiten Emissionen so schnell wie möglich sinken. Schließlich verbleiben die Gase für Jahrzehnte in der Atmosphäre. Insofern ist es zwingend, zügig zu handeln, um eine globale Klimakatastrophe noch abzuwenden.
Nun ist es aber so, dass die Regierungen armer wie reicher Länder auf absehbare Zeit kaum Spielraum für Klimainvestitionen in ihren knappen Budgets haben dürften. Wo soll das Geld für die Investitionen dann herkommen? Bei der Antwort auf diese Frage blieb Baku selbst hinter den niedrigen Erwartungen zurück.
Neue Anleihen für Klimainvestitionen
Die Antwort muss zwangsläufig lauten: aus privaten Quellen. Banken tun sich jedoch häufig schwer damit, solche Projekte zu finanzieren. Nicht so sehr wegen der Risiken – die sind beherrschbar. Das Problem ist vielmehr, dass die positiven externen Effekte (weniger Emissionen) keinen Marktpreis haben.
Abhilfe könnte eine Finanzierungsfazilität gegen den Klimawandel schaffen (F2C2 -Financing Facility Against Climate Change). Das Konzept greift auf erprobte Mechanismen zurück, um auf dem Kapitalmarkt private Mittel einzusammeln. Pate steht das Programm „Next Generation EU“ (NGEU): In seinem Rahmen kann die EU etwa 800 Milliarden Euro an Anleihen begeben. Abgesichert sind die Rentenpapiere durch die Zusagen der Mitgliedsstaaten, sie bis spätesten 2058 komplett zu tilgen. Die Ratingagenturen verleihen Höchstnoten für die EU-Anleihen, weil sie den Versicherungen der Regierungen trauen.
Dieser innovative Mechanismus ließe sich auch in den Dienst der globalen Klimapolitik stellen, um dem globalen Süden sofort einen emissionsärmeren Wachstumspfad zu ermöglichen. Und das, ohne dass die handelnden Regierungen den budgetären Schmerz spüren müssten.
Rückzahlung zwischen 2030 und 2080
Die Rückzahlung der F2C2-Anleihen ließe sich über Jahrzehnte strecken. Entsprechend niedrig wären dann auch die jährlichen Aufwendungen der reichen Garantieländer. Wenn die Tilgung zwischen 2030 und 2080 erfolgen würde, kämen auf die Geber jährliche Rückzahlungskosten zu, die weniger als ein Zehntel der derzeitigen offiziellen Entwicklungshilfe ausmachen.
Das ist eine homöopathische Dosis, die sich gut stemmen lassen sollte. Es dürfte nur wenige entwicklungspolitische Initiativen geben, die einen höheren Ertrag abwerfen und zu einer größeren Win-win-Situation führen, als den Entwicklungsländern dabei zu helfen, den fossilen Wachstumspfad zu verlassen.
Moritz Kraemer ist Chefvolkswirt und Leiter des Bereichs Research der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und Co-Vorsitzender der internationalen Expertengruppe zu Verschuldung, Klima und Natur.