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Gesundheit & E-Health

Gesundheitssystem Fritz Beske

Fritz Beske, Arzt, Gesundheitspolitiker und Gesundheitssystem-Forscher
Arzt, Gesundheitspolitiker und Gesundheitssystem-Forscher Foto: Lopata/axentis

Gunnar Göpel

von Gunnar Göpel

veröffentlicht am 07.04.2020

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Das deutsche Gesundheitswesen trauert um ein Urgestein der deutschen Gesundheitssystem-Forschung. Der promovierte Arzt und Gesundheitspolitiker Fritz Beske starb am 26. März im Alter von 97 Jahren. 

Fritz Beske war immer da. Als der langjährige Bundesärztekammer-Präsident und heutige Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, im Jahr 1952 auf die Welt kam, hatte Beske bereits nach seinem Abitur im Jahr 1940 und dem Einsatz in der Kriegsmarine erfolgreich Humanmedizin an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel studiert und 1951 mit einer Promotion abgeschlossen.

Am 12. Dezember 2012, seinem 90. Geburtstag, kündigte Beske in Kiel bei einer großen Feier an, seine berufliche Tätigkeit beenden zu wollen. „90 Jahre sind ein gutes Alter, um mit der Arbeit aufzuhören – im Prinzip“, sagte der dreifache Träger von Bundesverdienstkreuzen. Montgomery hob an diesem Tag in Kiel die Unbestechlichkeit und Unabhängigkeit des Jubilars hervor. Dieser verabschiedete sich dann aber nur als ehrenamtlicher Direktor des Fritz-Beske-Instituts für Gesundheits-System-Forschung in Kiel, das er 1975 gegründet hatte. Denn als Beske noch ausstehende „Restarbeiten“ erwähnte, war den Gästen bereits klar, dass ihnen der Mann mit den längst weiß gewordenen Haaren weiterhin als Kritiker, Beobachter und Ratgeber des Gesundheitssystems zur Seite stehen würde. Drei Jahre später, Ende 2015, stellte der inzwischen 93-jährige Beske sein letztes Buch vor. 

Auf rund 120 Seiten warnte der Kieler Systemforscher in „Perspektiven des Gesundheitswesens — Geregelte Gesundheitsversorgung im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft“ vor der „sich weiter öffnenden Schere zwischen Versorgungsbedarf in Gesundheit und Pflege bei abnehmenden finanziellen und personellen Ressourcen“. Bei der Buchvorstellung in Berlin betonte er, dass „der demographische Wandel inzwischen in den Köpfen vieler Menschen angelangt ist“. Allerdings dächten viele, dass die Folgen erst in Jahrzehnten spürbar würden. „Das ist falsch: Die Auswirkungen auf unser Sozialsystem haben schon jetzt begonnen“, sagte Beske, der mehr als 100 Bücher, zahlreiche Gutachten und weitere Publikationen in meist klarer, starker Sprache veröffentlichte. Stets an seiner Seite: Ehefrau Lore, mit der Fritz Beske mehr als 60 Jahre verheiratet war. 

Vom Referenten bis zum Staatssekretär

Im Anschluss an seine Promotion ging Beske 1952 als wissenschaftlicher Assistent ans Hygiene-Institut der Universität Kiel. Diese Arbeit unterbrach er 1954, um an der Universität Michigan in Ann Arbor in den USA den Abschluss Master of Public Health zu erwerben. Damit galt er als einer der ersten Deutschen, der eine solche Qualifikation vorweisen konnte. 1955 kehrte er an das Kieler Hygiene-Institut zurück, bevor andere Tätigkeiten folgten: als Referent in der Gesundheitsabteilung des Innenministeriums von Schleswig-Holstein, als internationaler Beamter im europäischen Büro der Weltgesundheitsorganisation in Kopenhagen, als Leiter der Gesundheitsabteilung im Schleswig-Holsteinischen Innenministerium in Kiel und schließlich 1971 bis 1981 als Staatssekretär im Kieler Sozialministerium.

Die Medizinische Fakultät der Universität Lübeck ernannte den Umtriebigen 1973 zum Honorarprofessor. Und 2008 wurde Beske nach 55 Jahren aktiver Berufstätigkeit beim 111. Deutschen Ärztetag in Ulm mit der Paracelsus-Medaille die höchste Auszeichnung der Deutschen Ärzteschaft überreicht. 

„Wir werden uns an Professor Beske stets als einen anerkannten Wissenschaftler erinnern, der mit Kompetenz und Sachverstand die Strukturen des Gesundheitssystems analysierte“, sagte Dirk Heinrich, der Bundesvorsitzende des Ärzteverbandes NAV-Virchowbundes, und würdigte damit gestern den Verstorbenen. „Seine Gutachten waren immer auch konkrete Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger und keine abstrakten akademischen Abhandlungen.“ Gunnar Göpel

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