Tritt die Bundesregierung aus dem Digitalpakt Schule aus? Diese Frage beschäftigt Länder, Kommunen und Schulen. Sie haben Grund zur Sorge, denn im Haushaltsentwurf des Bundes sind für das kommende Jahr keine Mittel eingeplant.
Doch fest steht: Ohne Investitionen in digitale Infrastruktur, pädagogische Konzepte und die Qualifizierung von Lehrkräften ist eine nachhaltige Aufklärung über die Gefahren und Herausforderungen der Internetnutzung schlichtweg unmöglich. Menschen müssen sich sicher im digitalen Raum bewegen können. Dafür müssen sie befähigt werden, Warnsignale richtig zu deuten. Die Lösung? Digitale Bildung. Sie beginnt im Kindesalter und sollte uns auch darüber hinaus beschäftigen.
Prävention von Online-Betrug: Ein Katz-und-Maus-Spiel
Warnsignale richtig zu deuten, wird immer schwieriger. Denn Kriminelle werden immer geschickter darin, Sicherheitsschranken zu umgehen und die Menschen hinters Licht zu führen. Auch bei uns ist dies ein Dauerthema, doch nicht nur. Das Problem beschäftigt die ganze Branche – sowohl im klassischen E-Commerce als auch im Re-Commerce. Wir begegnen dem Problem mit einer Reihe von Maßnahmen, die unsere Nutzerinnen und Nutzer vor solchen Übergriffen besser schützen sollen.
Doch ändert dies nichts an der Tatsache, dass wir lediglich das Symptom und nicht die Ursachen bekämpfen können. Betrugsprävention ist ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel. Ein Ende ist nicht in Sicht. Ein Beispiel: Vor rund drei Jahren haben wir „Sicher Bezahlen“ eingeführt. Die Abwicklung von Transaktionen läuft dabei ausschließlich über unsere Website oder App – wir verschicken keine SMS oder Messenger-Nachrichten. Betrügerinnen und Betrüger missbrauchen die Funktion, beziehungsweise deren Namen, indem sie vorgeben, „Sicher Bezahlen“ nutzen zu wollen. Nutzerinnen und Nutzer der App werden so dazu verleitet, die App zu verlassen – das eigentliche Phishing beginnt. Wir können lediglich versuchen, den Betrugsversuch zu erschweren.
Statt Rundumschutz: Für Gefahren im Netz sensibilisieren
Zwei von drei Vermögens- und Fälschungsdelikten wurden laut Polizeilicher Kriminalstatistik im zurückliegenden Jahr mit dem „Tatmittel“ Internet begangen. Und Betrügerinnen und Betrüger werden nicht müde, nach immer neuen Wegen zu suchen, um ihr Ziel zu erreichen. Kein Wunder – das Gros der Kriminellen ist im Haupterwerb kriminell, oft agieren sie in gewerbsmäßigen Strukturen.
Kurzum: Es handelt sich um organisierte Kriminalität. Wir können unseren Nutzerinnen und Nutzern keinen Rundumschutz bieten. Wir müssen aufklären. Und wir müssen unsere Kräfte bündeln. Daher haben wir gemeinsam mit der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention, Deutschland sicher im Netz e. V. und Risk Ident die Initiative Sicher Handeln ins Leben gerufen.
Die Initiative richtet sich an alle – unabhängig von Alter oder Online-Erfahrung. Schließlich können wir alle potenzielle Opfer von Online-Betrug werden. Das Ziel lautet: Eine breite und nachhaltige Aufklärung beim Thema Online-Betrug. Und selbst das allein reicht nicht.
Denn wenn Betrügerinnen und Betrüger keine Konsequenzen fürchten müssen, wird das Katz-und-Maus-Spiel nie enden. Polizei und Behörden sind, was die Strafverfolgung betrifft, am Limit. Oft hinken sie der Aufklärung von Betrugsfällen hinterher – es fehlt schlicht an Ressourcen. Hinter vorgehaltener Hand bestätigen Ermittler, dass deshalb längst nicht mehr alle Fälle tatsächlich bearbeitet werden.
Auf viele Strafanzeigen folgt daher nach wenigen Wochen nur die Mitteilung der Staatsanwaltschaft, dass das Verfahren eingestellt wurde. Nur mit moderner Technik und mehr Personal kann die Strafverfolgung wirksam umgesetzt werden. Dafür ist eine bessere Finanzierung der Strafverfolgungsbehörden nötig.
Nicht stehen bleiben: Wir sind auf dem richtigen Weg
Aufklärung und konsequente Strafverfolgung – das sind die besten Optionen, um das Internet langfristig zu einem sichereren Ort zu machen. Besonders wirksam ist es, die Menschen für die Gefahren im Netz zu sensibilisieren und so das Problem an der Wurzel zu packen. Der Digitalpakt Schule hat dazu in den vergangenen Jahren einen essenziellen Beitrag geleistet. Wird er nicht verlängert oder werden die Mittel gekürzt, könnten sich die Erfolge der vergangenen Jahre schon bald nicht mehr von Wert sein.
Deutschland muss weiterhin in digitale Bildung investieren, denn die Herausforderungen und Gefahren im digitalen Raum orientieren sich nicht an der Kassenlage. Sie verändern und vermehren sich sogar und erfordern die digitalen Abwehrkräfte eines jeden Einzelnen. Dafür braucht es wiederum eine gemeinsame Kraftanstrengung.
Paul Heimann ist CEO von Kleinanzeigen