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Energie & Klima

Standpunkte Daten für den Klimaschutz

Thomas Zinnöcker, Vorsitzender der Geschäftsführung von Ista
Thomas Zinnöcker, Vorsitzender der Geschäftsführung von Ista

Mit frei zugänglichen Datenräumen will die Europäische Union ihre technologische Souveränität stärken. Für den Klimaschutz steckt darin großes Potenzial, schreibt Thomas Zinnöcker, Geschäftsführer des Energie- und Messdienstleisters Ista.

von Thomas Zinnöcker

veröffentlicht am 27.02.2020

aktualisiert am 31.10.2022

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Ursula von der Leyen packt die großen Themen an. Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit als Chefin der EU-Kommission verkündete sie einen Green Deal, der Europa bis 2050 klimaneutral und damit zum unangefochtenen Vorreiter beim Klimaschutz machen soll. Nun geht von der Leyen mit ihrer Kommission ein weiteres Mammutprojekt an, bei dem Europa gegenüber den USA und China aber längst ins Hintertreffen geraten ist: die Digitalisierung. Keines der 20 größten Digitalunternehmen der Welt kommt aus Europa. Mit einer neuen ambitionierten Digitalstrategie will die EU-Chefin dies ändern. 

Dazu setzt die EU ausdrücklich auf einen europäischen und gesellschaftsfokussierten Weg. Der digitale Wandel soll in erster Linie den Bürgerinnen und Bürgern dienen. Wissen aus Big Data soll europaweit zum Allgemeingut werden, zum Nutzen von Einzelpersonen und Behörden ebenso wie für kleine und große Wirtschaftsunternehmen. Im Mittelpunkt steht dabei die Idee frei zugänglicher europäischer Datenräume, die für unterschiedliche Sektoren mit EU-Hilfe erstellt werden sollen. Personenbezogene Daten sollen weiterhin nach den hohen Vorgaben der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) geschützt werden. Alles zusammen soll für die EU zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Alleinstellungsmerkmal werden, das ihre Stellung im internationalen Wettbewerb stärkt.   

Datenmengen sind Gold für den Klimaschutz

Für den Klimaschutz ist die neue Digitalstrategie ein denkbar gutes Zeichen. Die Datenmengen können sprichwörtlich Gold wert sein, wenn es darum geht, die Klimaschutzziele der EU zu erreichen. Bis dato hinkt die EU ihren Zielen hinterher. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent gesenkt werden. Daten können Transparenz darüber schaffen, welche Klimamaßnahmen wo sinnvoll sind und so dafür sorgen, dass die effizientesten Maßnahmen zuerst umgesetzt werden.

Dies trifft zum Beispiel auf den Gebäudesektor zu. Gut 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs der EU und fast ebenso viele CO2-Emissionen entfallen auf Gebäude. Bis heute kommt die energetische Sanierung des Bestands aber nicht wirklich voran, über 60 Prozent der Wohngebäude in der EU sind älter als vierzig Jahre. Entsprechend niedrig ist ihre Energieeffizienz. Ein europaweiter Datenpool könnte Wissen sammeln, welche Sanierungsmaßnahmen tatsächlich den höchsten Effekt für den Klimaschutz haben.

Unterschiedliche Effizienzmaßnahmen wie Dämmung, Heizungssanierung und optimiertes Nutzerverhalten könnten in ihrem Wirkungsgrad miteinander verglichen werden. Förderungen könnten mit Hilfe von Big Data gezielter und auch flexibler gesteuert werden. Darüber hinaus könnte der Erfolg von Fördermitteln überprüft und so die Wissensgrundlage für neue Programme geschaffen werden. Die Idee wäre ein Monitoring, das sowohl Bürgerinnen und Bürgern als auch Unternehmen Orientierung gibt, welche Investitionen in das Gebäude sich am meisten lohnen. Die dazu erforderliche digitale Infrastruktur zur Energiemessung in den Gebäuden wird durch 5G und das Internet of Things weiter an Fahrt gewinnen.

Anonymisierung und Datenschutz

Gleichzeitig könnte die EU ihre Vorreiterrolle beim Datenschutz weiter ausbauen. Im digitalen Wettbewerb hat sie durch die DSGVO bereits ein Alleinstellungsmerkmal erworben, das den Bürger und dessen Privatsphäre zum Maß der Dinge in der digitalen Welt macht. Die Idee der europäischen Datenräume steht dem nicht entgegen, wenn Big Data ein anonymisierter Datenschatz ist, der dem Allgemeinwohl dient. Dazu braucht es eine sinnvolle Balance aus personenbezogenen Daten, über deren Freigabe jeder Bürger selbst entscheidet, und anonymisierten Daten, die europaweite Vergleiche und Schlüsse zulassen. Gelingt es der EU, ihren Bürgern ein Angebot zu machen, das den Wunsch nach Schutz der Privatsphäre mit dem nach datenbasiertem Wissen ausbalanciert, wäre viel gewonnen – vor allem für den Klimaschutz.

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