Nach wie vor ist die Zustimmung der Bevölkerung zum Klimaschutz in Deutschland groß. Dennoch stellt die Dimension der Aufgabe viele Menschen vor ein Dilemma. Einerseits wollen viele von uns ein gesellschaftlich wünschenswertes Ziel wie den Klimaschutz unterstützen. Andererseits denken wir aber auch, dass unser persönlicher Einfluss begrenzt ist. Dieses sogenannte „Contributor’s Dilemma“ drückt auf die Motivation. Die Folge ist, dass wir klimaschädliche Routinen im Alltag wider besseres Wissen beibehalten. Warum sich einschränken, wenn der eigene Verzicht kaum einen Effekt auf das große Ganze hat?
Die Digitalisierung kann hier Abhilfe schaffen und zeigen, dass das eigene Handeln in Summe durchaus einen Effekt hat. Jeder Einzelne kann seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Er muss nur wissen, wie. Wichtig ist, dass sich der gesellschaftliche und individuelle Nutzen dabei gegenseitig ergänzen.
Auf der gesellschaftlichen Ebene nehmen digitale Daten die Funktion ein, den Status quo und die Entwicklung des Klimaschutzes möglichst genau zu veranschaulichen. Ein gutes Beispiel dafür sind bundesweite Datenanalysen wie etwa der „Wärmemonitor“, der vom DIW Berlin und Ista jährlich ermittelt wird. Sie dienen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft als Diskussions- und Entscheidungsgrundlage, zum Beispiel für die Beurteilung von Effizienzmaßnahmen oder finanziellen Förderungsmöglichkeiten.
Doppelter Mehrwert schon auf der individuellen Ebene
Auf der individuellen Ebene führen die Daten zu einem doppelten Mehrwert: Erstens erläutern sie den allgemeinen Handlungsbedarf so, dass die gesellschaftliche Zielsetzung für den Einzelnen verständlich und greifbar wird. Gleichzeitig machen sie aber auch deutlich, wie sehr der Gesamterfolg von der Summe einzelner Handlungen abhängt.
Ein gutes Beispiel ist hier das Wohnen. Nirgendwo kann der Einzelne so viele CO2-Emissionen vermeiden wie in den eigenen vier Wänden. Bundesweit könnten beispielsweise 2,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden, wenn jeder Haushalt in einem Mehrfamilienhaus nur ein Grad Celsius weniger heizen würde. Schon kleine Verhaltensänderungen können in Summe also einen großen Effekt für den Klimaschutz haben.
Zweitens können Daten auch einen konkreten Anreiz bieten, selbst etwas zu tun, um das wünschenswerte gesellschaftliche Ziel zu erreichen. Auch hier ist das Wohnen ein gutes Beispiel. Die EU hat das dortige Potenzial für den Klimaschutz erkannt. Ab dem kommenden Jahr sollen Bewohner von Mehrfamilienhäusern regelmäßig und zeitnah Informationen über den eigenen Heizenergieverbrauch erhalten.
Die Idee dahinter ist, dass mehr Verbrauchstransparenz zu mehr Energieeffizienz führt. Die EU-Mitgliedstaaten sind aufgefordert, die diesbezüglichen Anforderungen aus der europäischen Energieeffizienzrichtlinie in nationales Recht zu überführen. Millionen Mieter haben dann einen umfassenden Zugriff auf ihre Verbrauchsdaten und dazugehörige Analysen. Sie können ihren Verbrauch besser einschätzen und ihre Kosten leichter im Blick behalten.
Wenn im neuen Jahr die CO2-Abgabe auf fossile Energieträger kommt und dadurch das Heizen für den Verbraucher teurer wird, wird dies umso wichtiger sein. Die praktische Voraussetzung dafür ist, dass die Daten digital sowie automatisch abgelesen werden. Die EU greift diesen Punkt mit der Anforderung auf, dass bis spätestens 2027 alle analogen Messgeräte für den Wärmeverbrauch durch digitale ersetzt werden sollen.
Das Contributor’s Dilemma wird aufgelöst
Daten schaffen also Transparenz über Verbräuche und stiften so auf gesellschaftlicher wie auf individueller Ebene Nutzen. Der Einzelne kann gezielt Energie und Geld sparen, während die Summe des kollektiven Handelns Wirkung für den Klimaschutz entfaltet. Das „Contributor’s Dilemma“ wird dadurch in dem Sinne aufgelöst, als dass der eigene Beitrag auf der monetären Ebene direkte Wirkung entfaltet.
Gleichzeitig wird für den Einzelnen anhand von Vergleichen und Grafiken deutlich, welchen positiven Effekt das eigene Handeln hat. Die Ergebnisse dieses kollektiven Handelns spiegeln sich wiederum in übergeordneten Datenanalysen wider. Die Folge ist eine Wechselwirkung zwischen gesellschaftlichen und individuellen Zielen, die sich gegenseitig bestärken. Für den Klimaschutz ist das ein großer Schritt nach vorn, bei dem qualitativ gute Daten helfen.