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Smart City

Standpunkte Videotechnik: Keine Angst vor der Smart City!

Thomas Jensen, Geschäftsführer von Milestone Systems
Thomas Jensen, Geschäftsführer von Milestone Systems Foto: Milestone Systems

Der Einsatz von Videotechnologie im öffentlichen Raum kann die Lebensqualität der Bürger:innen steigern. Doch mit den dabei gesammelten Daten müssen Unternehmen und der Staat verantwortungsvoll umgehen, fordert Thomas Jensen von Milestone Systems.

von Thomas Jensen

veröffentlicht am 01.06.2023

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Die Organisation von urbanem Leben war schon immer eine Herausforderung – logistisch, ökologisch und sozial. Jede Epoche hat ihre ganz eigenen Antworten darauf gefunden. Jetzt, im Digitalzeitalter, ist es das Konzept der Smart City: Eine Stadt, in der neue Technologien das städtische Leben in vielen Bereichen verändern, wobei die Videotechnologie den entscheidenden Unterschied ausmacht.

Diese Technologie kann den Verkehr überwachen und die Ampeln an die aktuellen Bedürfnisse des Verkehrs anpassen, was sowohl die Fahrtzeit verkürzt als auch das Klima schont. Sie kann die Sicherheit im städtischen Raum erhöhen und ganz allgemein die Lebensqualität der Menschen verbessern.  

Es versteht sich von selbst, dass der Einsatz von Videotechnik im städtischen Raum den ethischen Ansprüchen der Bürger:innen genügen muss. Die Unternehmen, die diese Technologie bereitstellen, haben die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Technologie für eine verantwortungsvolle Nutzung entwickelt wird. 

Vorteile und Herausforderungen der Datafizierung von urbanen Räumen

In typischen Smart Cities werden große Mengen an Daten von Geräten im öffentlichen Raum gesammelt und auf unterschiedlichste Weise analysiert. Durch Analyse dieser Daten kann zum Beispiel der Verkehrsfluss verbessert werden. Gleichzeitig können die Bilddaten einer Person erfasst werden, was bei einigen Bürger:innen Bedenken weckt.

Die Rechte der Bürger:innen sind jedoch durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und das Gesetz über Videoüberwachung (CCTV) geschützt, die das Grundrecht auf Privatsphäre und Datenschutz in der Europäischen Union garantieren. Die DSGVO regelt den Einsatz von Videotechnik im öffentlichen Raum, die die Verarbeitung personenbezogener Daten nur unter bestimmten Umständen zulässt. Dieser Ansatz schränkt zwar die Verwendung moderner Videosoftware ein, zum Beispiel als Instrument der Strafverfolgung, leistet aber einen wichtigen Beitrag zum Datenschutz und schützt die Bürger vor missbräuchlicher Überwachung. Außerdem muss die Videoüberwachung im öffentlichen Raum verhältnismäßig und für die Betroffenen erkennbar sein.

Kommende Generationen erwarten von Technologiekonzernen nicht nur Fortschritte in der Technik, sondern vor allem einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie. Das haben die Entwicklungen und gesellschaftlichen Debatten der vergangenen Jahre gezeigt.

Speziell im städtischen Umfeld ist die Videotechnologie ein wertvolles Instrument zur Optimierung vieler Bereiche und öffentlicher Dienstleistungen. Wie bei jeder Technologie kann jedoch der Missbrauch von modernen Videotechnologien zur Verletzung der Privatsphäre von Bürger:innen oder Ungleichbehandlungen führen.

Verantwortungsvolle Technologie und Smart Cities

Um Smart-City-Konzepte in Zukunft effektiv umzusetzen und insbesondere den Erwartungen der Gesellschaft nach einem verantwortungsvollen Umgang mit personenbezogenen Daten gerecht zu werden, müssen sich die Konzepte von Smart Cities kontinuierlich an die sich verändernden Rahmenbedingungen anpassen. Allen Akteuren sollte bewusst sein, dass ethisches Handeln und langfristiger Erfolg von Smart Cities untrennbar miteinander verbunden sind.  

Bei dieser Entwicklung können alle Beteiligten voneinander lernen und ihre Prozesse optimieren. So hilft das internationale Smart City Netzwerk (ISCN) bei der Integration und Förderung digitaler Lösungen in Stadtentwicklungsprozessen und gibt länderübergreifend Fachwissen und Erfahrungen zwischen Partnerländern wie Brasilien, Indien oder Deutschland weiter. 

Ethische Rahmenbedingungen ergänzen Datenschutzrechte

Klare Rahmenbedingungen sind eine wichtige Grundlage, um eine verantwortungsvolle Umsetzung von Smart-City-Technologien zu gewährleisten. Basis für den breiten Einsatz von Technologien müssen die Einhaltung ethischer Grundsätze wie Transparenz, Fairness, Nichtdiskriminierung und Respekt für die Privatsphäre und die Menschenrechte sein. Diese Grundsätze stellen sicher, dass es nicht zu missbräuchlicher Verwendung von Daten kommt oder rassistische Algorithmen entwickelt werden. Weiterhin sollten die Rahmenwerke die Bürger:innen maßgeblich an den Entscheidungsprozessen im Zusammenhang mit Smart-City-Initiativen beteiligen, um so die Bedürfnisse der Bevölkerung bei der Entwicklung von Technologien zu berücksichtigen.

Ein sorgsamer, verantwortungsbewusster und auf den Menschen ausgerichteter Ansatz bei der Einführung von Smart-City-Projekten stellt sicher, dass die verwendeten Technologien das Leben der Bürger:innen verbessern und insgesamt die Nachhaltigkeit unserer Städte fördern. Auf diese Weise können sowohl die Städte als auch die Technologieunternehmen das Vertrauen der Bürger:innen gewinnen.

Thomas Jensen ist seit mehr als drei Jahren CEO von Milestone Systems. Zuvor war er Executive Vice President der Bechtle E-Commerce Holding AG. Hier leitete Jensen die Strategieentwicklung, einschließlich International Business, strategisches Vendor Management, Lösungsentwicklung und M&A.

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