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Digitalisierung & KI

Standpunkte Eine souveräne Cloud für Deutschland

Corinna Krezer, Accenture
Corinna Krezer, Accenture Foto: Accenture

Dass die öffentliche Verwaltung eine Multi-Cloud-Strategie braucht, dazu gibt es ein seltenes Einvernehmen in Politik und Verwaltung. Was es darüber hinaus nun noch braucht, damit die Verwaltung auf den Plattformen ihre Dienste im Sinne der Bürger:innen und Unternehmen schnell skalieren kann, schreibt Corinna Krezer von Accenture.

von Corinna Krezer

veröffentlicht am 19.06.2023

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Digitale Technologien durchdringen alle Bereichen unserer Gesellschaft ebenso wie Wirtschaft und Wissenschaft. Sie haben die Art und Weise, wie wir kommunizieren, konsumieren und produzieren revolutioniert. Dass sich auch die öffentliche Verwaltung dieser technologischen Revolution stellen muss, ist keine neue Forderung. Nichtsdestotrotz ist die Umstellung von analog auf digital eine Herausforderung und der Fortschritt ist noch schleppend.

Dabei hat nicht zuletzt die Ampelkoalition mit dem Koalitionsvertrag der digitalen Transformation besonderen Stellenwert eingeräumt. Zielvorgabe ist, diese auf Basis einer Multi-Cloud-Strategie und offener Schnittstellen sowie strenger Sicherheits- und Transparenzvorgaben voranzutreiben. Auch der IT-Planungsrat hat etliche Beschlüsse im Hinblick auf den Aufbau einer solchen Multi-Cloud-Plattform formuliert. Woher stammt dieses seltene Einvernehmen? Und wieso kann die souveräne Cloud der öffentlichen Verwaltung bei ihren ambitionierten Zielen helfen?

Die Multi-Cloud als Basis für Vereinheitlichung und Skalierung

Eine Vielzahl von isolierten, auf Einzelthemen fokussierten Projekten hat bisher verhindert, dass die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland weiter fortgeschritten ist. Zwar wurden umfangreiche Ressourcen zur Verfügung gestellt, aber durch die Arbeit in isolierten Projektsilos konnten Abhängigkeiten und Widerstände nicht aufgelöst werden. Der Durchbruch in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung ist noch nicht erreicht worden.

Eine gemeinsame Plattform kann helfen. Das Prinzip „Einer für Alle“ bei der Lösungsentwicklung im Zuge des OZG (Onlinezugangsgesetz) ist ein guter Ansatz, der aber deutlich einfacher umsetzbar wäre, wenn es eine gemeinsame Multi-Cloud-Plattform für die öffentliche Verwaltung gäbe.

Denn die Cloud ist ein wichtiger Hebel, um die digitale Transformation der Verwaltung zu skalieren – wenn sie als Plattform für gemeinsam genutzte Dienste und als Innovationsplatz für Angebote von privaten und öffentlichen Dienstleistern genutzt wird. Eine solche souveräne Multi-Cloud-Plattform im Einklang mit der DSGVO schafft die Basis für das verwaltungsübergreifende gemeinsame Vorgehen, den Zugang zu Innovation und eine bessere und schnellere Skalierung digitaler Dienste für Bürger:innen und Unternehmen, aber auch die Verwaltung selbst.

Konkrete Maßnahmen: Was braucht es jetzt?

Neben der Bereitschaft, Digitalisierungsziele zu realisieren, ist insbesondere eine Governance nötig, die auf gemeinsame Zielbilder, Lösungsskizzen und Standards setzt – vom Frontend bis zu Infrastrukturdiensten, von der eID bis zum Register. Für eine souveräne Verwaltungscloud als gemeinsame digitale Infrastruktur müssen außerdem die öffentlichen IT-Dienstleister neue Fähigkeiten aufbauen und als Cloud-Integrator, also als Vermittler zwischen Cloudanbietern und Endnutzern, die gemeinsame Cloud-Umgebung verwalten und kuratieren.

Damit diese Veränderung auch zeitnah bei Bürger:innen, Unternehmen und Mitarbeitenden ankommt, sind zudem starke gemeinsame Umsetzungseinheiten wünschenswert, in denen Bund, Länder und Kommunen in interdisziplinären Teams zusammenarbeiten und gemeinsame Standards anwenden. Mithilfe von spezialisierten Überführungszentren könnten bestehende Verfahren der öffentlichen Verwaltung erfolgreich auf die Zielplattformen übersiedeln. Fachbereiche und IT müssen an dieser Stelle Hand in Hand arbeiten, um den Mehrwert der Cloud-Technologie auszuschöpfen.

Um das zu realisieren, muss die Politik jetzt die Weichen richtig stellen. Dazu gehört, Anforderungen an Cloudnutzung in der öffentlichen Verwaltung so zu definieren, dass einerseits die digitale Souveränität gewahrt bleibt, dass aber andererseits nicht von vornherein bestimmte Anbieter ausgeschlossen werden. Bei der Beschaffung ist darauf zu achten, dass technikoffene, flexible und skalierbare Cloudmodelle möglich sind und gemeinsam von Bund, Ländern und Kommunen beschafft und flexibel genutzt werden können. Und wenn das Ziel der Aufbau einer deutschen Verwaltungscloud für Bund, Länder und Kommunen ist, braucht es dafür einen über alle föderale Ebenen hinweg reichenden Plattformansatz, der zentral gemanagt wird.

Die Voraussetzungen für eine Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in großem Maßstab sind mithilfe der Cloud gegeben. Jetzt müssen wir nur anfangen.

Corinna Krezer ist Senior Managing Director bei Accenture und Mitglied der Geschäftsführung für Deutschland, Österreich, Schweiz. Sie verantwortet das Geschäft von Accenture mit Organisationen des Gesundheitswesens und des öffentlichen Sektors in der DACH-Region.

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