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Digitalisierung & KI

Standpunkte Wie digitaler Verbraucherschutz und Klimaschutz Hand in Hand gehen können

Die Staatssekretäre Christian Kastrop (BMJV) und Jochen Flasbarth (BMU).
Die Staatssekretäre Christian Kastrop (BMJV) und Jochen Flasbarth (BMU). Foto: Fotomontage TSP

Mit einer gemeinsamen Kennzeichnung wollen das Bundesumweltministerium (BMU) und das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) den Energieverbrauch und den digitalen Verbraucherschutz von Apps zusammenbringen. Die beiden Staatssektretäre Jochen Flasbarth und Christian Kastrop stellen das Projekt vor.

von Jochen Flasbarth / Christian Kastrop

veröffentlicht am 13.03.2021

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Ohne Übertreibung kann man heute sagen: Für jede Lebenslage gibt es die passende App (oder doch wenigstens eine App, die als passend angepriesen wird). Kein Wunder, wenn inzwischen mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland ein Smartphone besitzen. Der Markt ist riesig und der technische Fortschritt führt zu immer bemerkenswerteren Leistungen dieser Programme. Gerade in der anhaltenden Corona-Pandemie sind die digitalen Helfer für unseren Alltag noch wichtiger geworden, von der Videokonferenz bis zum Fitnesstraining.

Mit einem „Privacy Score“ den Datenhunger von Apps zeigen

Vieles an der Funktionsweise der Apps bleibt uns verborgen, Datenschutz und Datensicherheit zum Beispiel. Und gerade bei scheinbar kostenlosen Apps sind die übermittelten persönlichen Daten die Währung, in der man bezahlt. Nur ist das auf den ersten Blick oft nicht erkennbar.

Ein leicht verständlicher Datencheck für Smartphone-Apps kann hier Abhilfe schaffen. Wie der aussehen könnte, zeigt ein Förderprojekt vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz auf der Webseite mobilsicher.de. Inzwischen sind dort über 3.000 populäre Apps eingehend getestet worden, weitere 30.000 Apps haben die Macher des Projekts einem automatisierten Schnelltest unterzogen. Für viele der getesteten Apps ist ein übersichtlicher „Privacy Score“ ermittelt worden. Die Werte von 1 bis 5 erlauben es mit einem Blick einzuschätzen, wie datenhungrig die Apps sind.

Auch der Energieverbrauch von Apps soll für Verbraucher sichtbar werden

Neben dem Datencheck braucht es auch einen Energiecheck. Zum einen bewegt die Nachhaltigkeit analoger und digitaler Produkte Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend. Hinzu kommt: Wie es um die Nachhaltigkeit einer App bestellt ist, wird wegen der voranschreitenden Digitalisierung und ihrer Folgen für den Energieverbrauch immer dringlicher. Dabei ist entscheidend, was hinter den Kulissen geschieht, also in den riesigen Rechenzentren, mit denen unsere Apps Daten austauschen. Dort laufen die aufwendigen Programme, die viele der Apps auf unseren Smartphones und Tablets erst schnell und funktional machen. Rechenzentren sind richtige Energiefresser. In Frankfurt am Main – dem größten Internetknotenpunkt der Welt – sind sie für rund 20 Prozent des Energieverbrauchs der Stadt verantwortlich.

Verbraucherinnen und Verbraucher können den Energieverbrauch ihrer Apps praktisch nicht selbst ermitteln, weder am Akkustand noch an der Stromrechnung. In allen Lebensbereichen wächst aber der Wunsch, nachhaltig zu konsumieren. Der logische nächste Schritt ist es deshalb, Angebote wie den erwähnten Datencheck um Nachhaltigkeitsaspekte zu erweitern. Oft ließe sich bereits durch einfache Änderungen bei der App-Programmierung viel Energie einsparen. Wenn dies dann noch leicht erkennbar wäre – energieintensive versus energiearme Software – wäre dies ein starker Impuls, grüne Apps anzubieten. Auch hier könnte Klimafreundlichkeit zu einem echten Argument werden.

In anderen Bereichen sind solche Wegweiser bereits gang und gäbe. Denken wir nur an die Bio- und Nachhaltigkeitssiegel, die es für Kleidung oder Lebensmittel gibt. Hier kommt der „Blaue Engel“ ins Spiel. Seit 1978 steht dieses Siegel der Bundesregierung für besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen. Seine transparenten Standards, die stets unter Einbeziehung der Öffentlichkeit entstehen, können auch im digitalen Zeitalter glaubwürdige Orientierung bieten. Daher soll es für Smartphone- und Tablet-Apps in Zukunft ebenfalls den „Blauen Engel“ geben. Dafür stellt das Bundesumweltministerium gerade die Kriterien auf. Der Digitalbranche machen wir damit ein freiwilliges Angebot, um geringen Stromverbrauch und umweltfreundliche Gestaltung sichtbar zu präsentieren. Mit diesen und ähnlichen Projekten wollen unsere Ministerien weiter daran arbeiten, eine Brücke zwischen dem digitalen Verbraucherschutz und den Nachhaltigkeitszielen zu schlagen. Verbraucherinnen und Verbrauchern könnten damit klarer entscheiden.

Jochen Flasbarth ist beamteter Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Christian Kastrop ist beamteter Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz.

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