Die anstehende Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes spaltet die Regierungskoalition. Der Referentenentwurf wurde im April vom Kabinett beschlossen, doch sind SPD, Grüne, und FDP weiterhin zerstritten. Die FDP plädiert für „Technologieoffenheit“, während die Grünen die Dekarbonisierung des Gebäudesektors möglichst schnell vorantreiben wollen. Einigkeit besteht lediglich darin, dass die Finanzierung des Heizungsaustausches nicht geklärt ist, allerdings gehen auch hier die Meinungen der Parteien bei möglichen Lösungsansätzen auseinander.
Gerade aufgrund der ungeklärten Frage der Finanzierung braucht es jetzt ein breites Spektrum an langfristigen sowie kurzfristigen Lösungen, die Heizkosten sparen, CO2-Emissionen reduzieren, aber auch Mieter:innen finanziell entlasten. Das digitale Heizungs-Management ist eine davon, denn von circa 41 Millionen Heizungen in Deutschland sind 50 bis 60 Prozent falsch eingestellt, was zu Ineffizienzen führt, welche sich Deutschland in Anbetracht der Klima- und Energiekrise nicht länger leisten kann. Durch ein fortlaufendes Heizungsmonitoring lassen sich diese Ineffizienzen schnell und vor allem zielgerichtet beheben.
Wärmwende ist nicht nur Wärmepumpe
Nach aktuellem Wissensstand ist die Wärmepumpe die Technologie, die die Wärmewende maßgeblich tragen wird: Sie ist effizient, nachhaltig und trotz hoher initialer Kosten langfristig kostengünstig. Bis 2030 plant die Bundesregierung den Einbau von sechs Millionen Wärmepumpen. Ab 2024 sollen laut Bundeskanzler Olaf Scholz jährlich 500.000 neue Wärmepumpen installiert werden. In anderen Ländern wie Italien oder Frankreich werden diese Ausbauzahlen bereits erreicht. Deutschland hängt mit 236.000 im Jahr 2022 verkauften Wärmepumpen deutlich hinterher.
Zwar ist der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr mit rund 50 Prozent bedeutend, doch darf in diesem Zusammenhang nicht außer Acht gelassen werden, dass nach wie vor 4,4 Millionen Ölkessel, 6,4 Millionen Gaskessel und 7,6 Millionen Gas-Brennwertkessel in Deutschland installiert sind.
Die Wärmepumpe ist insbesondere für Neubauten mit entsprechender Berücksichtigung bei der Planung des Gebäudes die beste Lösung für stabile Energiepreise und mehr Nachhaltigkeit. In der Debatte darf aber nicht untergehen, dass wir es sowohl in Deutschland als auch in der EU mit einem zunehmend alternden Gebäudebestand zu tun haben. 85 bis 95 Prozent der Gebäude in der EU werden auch 2050 noch stehen. Die notwendige Transformation dieses Bestands ist eine Mammutaufgabe, die viele zeitliche, finanzielle und personelle Ressourcen verschlingen wird. Erreichbar sind die hochgesteckten Ziele nur, wenn ein breites Spektrum an Lösungsansätzen zugelassen wird. Mit der Wärmepumpe allein ist dies nicht zu meistern.
Effizienzsteigerung um bis zu 20 Prozent
Aus aktueller Sicht stellen mit Biogas oder Wasserstoff betriebene Gasheizungen noch keine echte Alternative zur Wärmepumpe dar, doch ist ein technologieoffener Ansatz bei der Wärmewende definitiv notwendig und begrüßenswert. Dazu zählen unter anderem die verstärkte Nutzung von Geothermie und Abwärme, der gezielte Ausbau von Wärmenetzen, aber auch das effektive digitale Management bestehender Heizungsanlagen, mit dem sich bei bereits verbauten Heizungen Effizienzsteigerungen im Bereich von bis zu 20 Prozent erzielen lassen.
Dies ist besonders für Altbauten interessant, in denen der Einbau einer Wärmepumpe teilweise mit immensen Sanierungskosten verbunden ist beziehungsweise ohne größere Eingriffe in das Gebäude langfristig nicht effizient sein kann. Der Vorteil bei digitalen Lösungen für das Heizungs-Management besteht darin, dass Ergebnisse schon nach wenigen Wochen zu verzeichnen sind. Zudem sind die initialen Investitionskosten gering, Fachkräfte werden entlastet, und Mieter:innen sparen durch den effizienteren Betrieb langfristig Heizkosten.
Dies schafft unmittelbar und mit vergleichsweise sehr geringem Aufwand merkliche Reduktionen der Heizkosten und CO2-Emissionen. Das gibt allen involvierten Akteuren Luft zum Atmen und schafft Raum für die effektive Planung und Umsetzung größerer Maßnahmen.
Flaschenhals Fachkräftemangel
Ebenso wie beim Ausbau der erneuerbaren Energien, fehlen auch bei der Wärmewende Handwerker an allen Ecken und Enden. Laut Auswertungen des Statistischen Bundesamts ist die Zahl der im Sanitär- und Heizungsbau Beschäftigen im Laufe der letzten zehn Jahre um fast zehn Prozent gesunken. Für den Einbau von Millionen neuer Heizungen sowie die Wartung des Bestands stehen schätzungsweise derzeit nur 275.000 Fachkräfte zur Verfügung, und gerade diese müssen effektiver eingesetzt werden, um den Hochlauf der Wärmepumpe zu gewährleisten.
Auch hier kann man mit digitalen Lösungen große Ressourcen einsparen. Sobald volle Transparenz über die Daten aus den Bereichen Raumheizung, Warmwasser, Leckage und weiteren Bereichen. hergestellt wird, lassen sich Heizausfälle frühzeitig erkennen und präventiv vermeiden. Zu lange wurden Heizungsanlagen nur sporadisch gewartet. Jetzt ist es an der Zeit, digitale Lösungen, die in anderen Bereichen bereits vielfach erprobt sind, auf das Energiemanagement von Gebäuden zu übertragen und damit dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Hochgesteckte Ziele erreichen
Aktuell laufen die Verhandlungen zum Gebäudeenergiegesetz zwischen den Bundestagsfraktionen. Allerdings fokussieren sich sowohl der Gesetzentwurf als auch die öffentliche Diskussion zu sehr auf den Austausch veralteter Heizungen. Effizienzmaßnahmen wie ein digitales Heizungsmonitoring, welche nachweislich Mieter, Vermieter, und das SHK-Gewerbe entlasten, finden leider wenig Beachtung. Der Diskurs ist in eine ideologische Grundsatzdebatte ausgeartet, weshalb realistische und schnell umsetzbare Erfüllungsoptionen in den Hintergrund geraten. Eine auf KI basierte digitale Software ist übrigens nicht nur für fossile Heizungen einsetzbar, sondern auch für Wärmepumpen oder das Heizen mit 100 Prozent erneuerbaren Energien. Auch wenn die Ressourcen CO2-frei sind, werden Heizungen noch Defekte haben.
Der parlamentarische Prozess rund ums Gebäudeenergiegesetz sollte schnellstens Lösungsoptionen stärker in Betracht ziehen, welche Verbraucher bei den Heizkosten entlasten. Hier ist zu betonen, dass der rechtliche Rahmen angepasst werden sollte, um nicht nur ein vierteljähriges Monitoring von Heizungen gesetzlich zu verankern, sondern auch um digitale Erfüllungsoptionen zuzulassen. Gerade das Heizungs-Monitoring ist ein perfektes Beispiel für die Digitalisierung einer noch analogen Branche und könnte für die Regierung auch ein mögliches Vorzeigeprojekt hinsichtlich der Modernisierung des Gebäudebestands sein.