Die derzeitige Umsetzung der Telematik in der Medizin ist ein Paradebeispiel, wie man es besser nicht machen sollte. Zwangsumsetzungen mit Strafandrohungen sind niemals eine erfolgsorientierte Strategie. Zumal sich in diesem Bereich die Schere der Realität erheblich öffnet. Einigen geht es zu schnell, sie kommen der Entwicklung nicht mehr hinterher, während andere, zumeist jüngere, der Überzeugung sind, dass dieses System der digitalen Steinzeit entstammt. Aus meiner Sicht wäre ein teilweises Neuaufsetzen mit verschiedenen Geschwindigkeiten eine erfolgversprechende Variante. Vielleicht ist so das im Brunnen liegende Kind sogar noch wiederzubeleben.
Niemand glaubt, dass die Digitalisierung nicht notwendig sei und aufzuhalten wäre, es sei denn er lebt als Eremit außerhalb aller sozialer Gefüge. Alle neuen Technologien wie das Rad, Dampfmaschinen oder Automobile haben sich durchgesetzt – und das in der Regel zu Gunsten der Menschen. Wenn sie einen negativen Aspekt besitzen, dann immer im Interesse einiger weniger Menschen. Der Missbrauch ist bei jeder Errungenschaft gleichfalls vorhanden. Dies begann mit dem Feuer und geht bis hin zur Gentechnik. Leider entwickeln sich die technischen Systeme immer schneller als die sozialen Gefüge und ethischen Betrachtungen. Hierdurch werden viele Menschen, wenn nicht gar die Mehrheit, überfordert. Aus diesem Grund darf die Gesellschaft nicht auch noch zusätzlich einen künstlichen Druck erzeugen. Technische Systeme müssen von sich aus den Konsumenten beziehungsweise Anwender überzeugen, dann werden sie sich immer durchsetzen und mehrheitlich einen positiven Aspekt bekommen.
Dr. Eberhard Steglich ist Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Land Brandenburg.