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Gesundheit & E-Health

Standpunkte Langfristig muss die ePA alternativlos werden

Alexander Müller, Berater im Gesundheitssektor bei Detecon
Alexander Müller, Berater im Gesundheitssektor bei Detecon Foto: Detecon

Damit die elektronische Patientenakte (ePA) einen langfristigen Mehrwert für das Gesundheitssystem bietet, muss die Opt-Out-Option irgendwann ein Ende finden. Das fordert Alexander Müller, Berater für den Gesundheitssektor bei Detecon, im Standpunkt. Außerdem biete die neue Sicherheitsarchitektur für die ePA für alle viele Vorteile.

von Alexander Müller

veröffentlicht am 05.02.2024

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Schon seit Januar 2021 ist es gesetzlich Versicherten möglich, eine elektronische Patientenakte (ePA) bei ihrer Krankenkasse zu beantragen. Doch auch drei Jahre später ist die Akzeptanz in der Bevölkerung immer noch sehr gering. Um eine breitere Akzeptanz für die Einführung der ePA zu erreichen, ist das Opt-Out-Prinzip durchaus sinnvoll. Langfristig ist die Nutzung der ePA als Mehrwert für das Gesundheitswesen und für die Versicherten nur dann wirklich nutzbar, wenn wirklich alle Menschen in Deutschland eine ePA haben. Das bedeutet, dass auch private Krankenversicherungen nachziehen und die ePA verpflichtend einführen müssen.

Es sollte daher unabhängig von privater oder gesetzlicher Versicherung ein generelles Ende der Opt-Out-Option in Betracht gezogen werden. Durch die Festlegung eines konkreten Stichtags kann vermieden werden, dass nicht-digitale Bürgerinnen und Bürger benachteiligt werden. In der Übergangsphase haben sie dann ausreichend Zeit, sich gezielt über die Nutzung der elektronischen Patientenakte zu informieren. Auch denkbar wäre, die ePA automatisch und ohne Opt-Out-Option direkt bei der Geburt anzulegen, um die Nutzung direkt umzusetzen.

Es braucht eine umfangreiche Informationskampagne

Insbesondere ältere Menschen und Personen ohne digitale Bildung können mit den neuen Gesetzen und Maßnahmen oft wenig anfangen und sind von der fortschreitenden Digitalisierung überfordert. Die Herausforderungen der elektronischen Patientenakte liegen daher nicht nur in der Technologie, sondern auch im Verständnis und in der Akzeptanz bei den Versicherten.

Sowohl die Krankenkassen als auch die Politik müssen gezielte Informationskampagnen fördern, um Vorbehalten entgegenzuwirken und das Vertrauen in die Sicherheit und den Nutzen der ePA aufzubauen. Hilfs- und Informationsangebote, beispielsweise in Apotheken und Ombudsstellen, können dazu beitragen, die Akzeptanz der ePA zu fördern und einem Opt-Out entgegenzuwirken. Ein niedrigschwelliger Zugang zu Informationen und unterstützende Maßnahmen ist entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen von den Vorteilen der digitalen Gesundheitsakte profitieren.

Schließlich ergibt sich durch die ePA auch die Chance, dass Patient*innen autonomer und selbstbestimmter in Gesundheitsfragen werden. Indem sie Gesundheitsdokumente jederzeit einsehen können, wird ihnen die Datenhoheit eingeräumt, die es ihnen ermöglicht, informierte Entscheidungen zu treffen. Dabei ist der Zugang zu den Daten sowie die richtige Aufbereitung der Informationen – visuell und inhaltlich – entscheidend.

Geändertes Sicherheitskonzept wirft neue Fragen auf

Mit den neuen Digitalgesetzen verändert sich auch die Sicherheitsarchitektur der ePA. Statt einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung werden die Daten in ein System der Datenverarbeitung in einer Vertrauenswürdigen Ausführungsumgebung (VAU) überführt. So soll eine automatische Datenübertragung an das Forschungsdatenzentrum Gesundheit (FDZ) auch ohne Nutzung des Frontends der ePA erfolgen. Sicherheitsforschende des Chaos Computer Clubs kritisierten diese Datenverarbeitung in der VAU bereits beim E-Rezept. Dort würden die Daten nur unzureichend geschützt verarbeitet.

Bei einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der ePA zu bleiben, wäre nach jetzigen Informationen zwar der deutlich sicherere Weg, hätte aber auch zur Konsequenz, dass lange Ladezeiten in Kauf genommen werden müssten. An dieser Stelle zeigt sich einmal mehr, woran es bei der Umsetzung der ePA hapert: Die mangelnde Kommunikation und einfache Erklärung der zugrunde liegenden Technologien und Konzepte wird nicht konsequent an die Versicherten herangetragen. Zurück bleibt ein Gefühl der Unsicherheit. An dieser Stelle ist es zwingend notwendig, das Sicherheitskonzept so darzulegen, dass es allgemein verständlich ist, dem Stand der Technik entspricht und die Gesundheitsdaten der Versicherten in ausreichendem Maße schützt.

Kein Stillstand: ePA muss sich ständig weiterentwickeln

Die anstehende flächendeckende Einführung der ePA ist ein wichtiger Schritt, um die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland auf die nächste Entwicklungsstufe zu heben. Doch die Anforderungen und Erwartungen im Gesundheitswesen und der Technologie ändern sich ständig. Entscheidend für die Zukunft ist, dass die ePA flexibel genug bleibt, um diesen Veränderungen Rechnung zu tragen. Neue Sicherheitsstandards, Funktionalitäten, rechtliche Rahmenbedingungen oder die Berücksichtigung neuer medizinischer Erkenntnisse müssen kontinuierlich umgesetzt werden, um die Vertraulichkeit und Integrität der Gesundheitsdaten in der ePA zu gewährleisten.

Alexander Müller ist bei der Unternehmensberatung Detecon als Berater im Gesundheitssektor tätig. Dabei konzentriert er sich vor allem auf Digitalisierungsprojekte, Ökosysteme und digitale Geschäftsmodelle. Er hat Biologie und Neurowissenschaften in Bonn studiert und in molekularer Biomedizin promoviert.

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