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Standpunkte Warum der Gesundheitssektor klimafit gemacht werden muss

Kathrin Pohlmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, DBU
Kathrin Pohlmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, DBU Foto: DBU

Die Klimakrise fordert den Gesundheitssektor doppelt heraus. Erstens müssen auch dort die Emissionen gesenkt werden. Und zweitens belasten vor allem Hitzewellen und die Ausbreitung von Krankheiten und Mangelernährung die Versorgung. Kathrin Pohlmann und Alexander Bittner von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) beschreiben in ihrem Standpunkt erste Lösungsansätze.

von Kathrin Pohlmann

veröffentlicht am 15.06.2023

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Die Klimakrise und die menschliche Gesundheit stehen in engem Zusammenhang. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Stürme und Überschwemmungen gefährden Leib und Leben. Hitzschlag, Dehydrierung und ein Anstieg der Todesfälle sind die Folgen deutlich häufigerer und stärker ausgeprägter Hitzewellen. Vor allem ältere Menschen, Kinder und Personen mit gesundheitlicher Vorbelastung sind besonders gefährdet.

Steigende Temperaturen können aber auch die Ausbreitung von Vektoren, also mobilen Tierarten, wie zum Beispiel Insekten und Säugetieren, begünstigen. Sie können Krankheiten übertragen. In der Landwirtschaft kommt es durch anhaltende Trockenheit zu Ernteeinbußen. Nahrungsmittel- und Wasserknappheit führen zu Mangelernährung und sind in vielen Regionen der Erde schon jetzt die Folge.

Der Gesundheitssektor hat erhebliche Emissionen

Der Zusammenhang zwischen Umweltveränderungen und Gesundheit ist offensichtlich. Schätzungen gehen davon aus, dass der Gesundheitssektor für rund fünf Prozent der deutschen CO2-Gesamtemissionen verantwortlich ist. Das wären bei den heutigen Gesamtemissionen knapp 40 bis 50 Millionen Tonnen pro Jahr. Es ist offensichtlich, dass auch im Gesundheitswesen Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Klimakrise abzumildern und die Auswirkungen auf die Gesundheit zu minimieren. Planetare Gesundheit oder auch „Planetary Health“ ist ein noch recht neues Forschungsfeld, was sich mit genau mit diesen Themen auseinandersetzt.

Seit 2022 haben wir als Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) zu diesem Thema einen Förderschwerpunkt. Unser Ziel ist es, für drängende Umweltherausforderungen Lösungen zu finden und sie in die Praxis zu bringen. Und diese Lösungen gibt es. Das zeigen die 19 Planetary Health-Projekte unserer Projektpartner:innen aus ganz unterschiedlichen Branchen und Bereichen.

Mediziner auf Tropenkrankheiten vorbereiten

Das Universitätsklinikum Freiburg hat in einem DBU-Projekt gemeinsam mit dem Öko-Institut zum Beispiel einen CO2-Rechner für Krankenhäuser entwickelt. So können Krankenhäuser detailliert und nach internationalen Standards ihre CO2-Bilanz erstellen und besser erkennen, an welchen Schrauben sie drehen müssen, um diese Bilanz zu verbessern. Das Instrument soll auch anderen Institutionen zur eigenen Nutzung frei zur Verfügung gestellt werden.

Um eine klima- und gesundheitsfreundlichere Ernährung geht es bei dem Konzept der „Planetary Health Diet“. Hierzu fördern wir Projekte mit der Charité Berlin und mit dem Universitätsklinikum in Essen. Neben Analysen zu bestehenden Verpflegungsstrukturen und deren Klima- und Gesundheitseffekten werden alternative Menüpläne konzipiert und erprobt.

Die Ausbreitung klimawandelbedingter Zoonosen – also Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden – wie das West-Nil-Fieber, Dengue-Fieber oder Malaria – bekommt auch bei uns in Deutschland eine zunehmende Bedeutung. Wichtig ist dabei die Frage, wie Humanmediziner:innen vorbereitet werden können, um solche Zoonosen richtig zu diagnostizieren und Patient:innen entsprechend zu beraten. Hierzu leistet ein Vorhaben der Goethe-Universität Frankfurt mit dem Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum ganz konkrete Beiträge.

Der Schutz der Erde ist Gesundheitsschutz

Flächenversiegelung führt zu höheren Temperaturen in Städten, da sie sich aufheizen und die Wärme speichern. Zeitgleich nehmen Grünflächen ab. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig analysiert in einem DBU-Vorhaben, wie sich Hitzestress in Städten auswirkt, um damit einen Beitrag zur Entwicklung gesundheits- und klimaresilienter Quartiere zu leisten.

Die Beispiele zeigen, dass der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit bislang zu wenig beachtet wurde und Handeln erforderlich ist. Denn ohne einen gesunden Planeten können auch wir nicht gesund leben. Kurz gesagt: Der Schutz der Erde ist auch Gesundheitsschutz für uns. Es ist offensichtlich, dass auch im Gesundheitswesen Maßnahmen ergriffen werden müssen, um den Klimakrise abzumildern und die Auswirkungen auf die Gesundheit zu minimieren. Dafür ist eine enge Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Fachbereichen und Akteur:innen des Gesundheitswesens erforderlich.

Positiv ist, dass diese Erkenntnis immer mehr Beachtung findet und wichtige Grundlagen und Analysen erarbeitet werden. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) werden kommende Woche gemeinsam ihre Gutachten zum Thema „Umwelt und Gesundheit“ präsentieren. Die DBU sieht sich vor diesem Hintergrund darin bestärkt, auch zukünftig innovative und modellhafte Lösungsansätze in diesem Handlungsfeld zu unterstützen und plädiert dafür, dem Thema auch in Politik und Gesellschaft breiteren Raum zu geben.

Kathrin Pohlmann ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Dr. Alexander Bittner ist dort Referatsleiter in der Abteilung Umweltkommunikation.

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