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Verkehr & Smart Mobility

Standpunkte Digitale Verwaltung gegen die schwarzen Schafe in der Taxi- und Mietwagenbranche

Sven Ursinus, Head of Public Policy bei Bolt
Sven Ursinus, Head of Public Policy bei Bolt Foto: Bolt

Illegale Mietwagenunternehmen, die ihre Aufträge über die Plattformen Bolt und Uber erhalten, sind ein Problem. Digitale Verfahren könnten helfen, die Branche besser zu kontrollieren und Prozesse effizienter zu gestalten. Davon würden letztlich auch die Fahrgäste profitieren.

von Sven Ursinus

veröffentlicht am 11.06.2024

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Die Nachfrage nach Ride-Hailing-Diensten in Deutschland wächst. Die Menschen suchen zunehmend nach flexiblen Alternativen zu traditionellen Taxis oder privaten Autos. Allein von 2022 auf 2023 hat sich das Volumen der Fahrtenvermittlung durch Bolt verdoppelt. Dies ist Teil eines globalen Trends: Einer aktuellen Studie von Oliver Wyman zufolge wird sich der Anteil geteilter Mobilitätslösungen am städtischen Verkehrsmix mehr als verdoppeln – von derzeit drei Prozent auf sieben Prozent im Jahr 2030.

In Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg ist die Auslastung dieser Leihwagen dreimal so hoch wie die der traditionellen Anbieter. Anstatt stundenlang an Hotspots wie Bahnhöfen oder Flughäfen zu warten, können Mietwagenfahrer über eine App, die sie direkt mit ihren Kunden verbindet, auf Fahrten zugreifen. Dies bietet gute Verdienstmöglichkeiten für Fahrer, trotz niedrigerer Durchschnittspreise für Fahrgäste. Die Studie von Oliver Wyman zeigt auch, dass die Fahrer in Berlin 37 Prozent über dem Mindestlohn in Berlin verdienen. In Deutschland nutzen mehr als tausend Kleinunternehmer und Unternehmer über Plattformen wie Bolt oder Uber das Ertragspotenzial dieses Marktes. Digitale Technologie ist der wichtigste Motor für diesen Trend.

Digitale Prozesse für mehr Kontrolle und geringere Fehleranfälligkeit

Innovative Geschäftsmodelle bieten Chancen für Unternehmen, Gesellschaft und Gesetzgeber. Statt an Bewährtem festzuhalten, sollten wir den Fortschritt fördern, da er längst verbesserten Service für Kunden ermöglicht. Es gilt, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, um diese Entwicklungen zu unterstützen. Das Ride-Hailing-Geschäftsmodell von Bolt ist weltweit etabliert und zieht zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer an, die ihr Potenzial in der Selbstständigkeit entfalten und Teil dieser Erfolgsgeschichte werden wollen.

Doch es gibt Hürden:

Die Genehmigungsverfahren bei deutschen Behörden wie dem Berliner Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO) sind langwierig und anspruchsvoll. Unternehmer, die bereits Fahrzeuge finanziert und Stellplätze angemietet haben, werden dadurch oft ausgebremst. Schlimmer noch, das Verfahren ermutigt zu falschem Verhalten.

Leider versuchen einige Unternehmen, diese Hürden auf illegale Weise zu überwinden. Darauf müssen die Behörden mit Nachdruck reagieren, wie kürzlich in Berlin zu beobachten war. Zugleich müssen wir als Plattformbetreiber kleine Unternehmen und Unternehmer dazu ermutigen, die Vorschriften besser einzuhalten. Dazu braucht es dringend vereinfachte und beschleunigte Verfahren, um verantwortungsvolles, rechtskonformes Verhalten zu fördern.

Anfangs fehlten Möglichkeiten, Konzessionsunterlagen schnell und einfach mit den Behörden abzugleichen, sodass diese nur manuell auf Fälschungen überprüft werden konnten. Bolt bemüht sich, durch verbesserte Verfahren Transparenz und Fairness zu gewährleisten. Erfreulicherweise haben sich die Prozesse mit den Behörden im Laufe der Jahre und durch die erfolgreiche Zusammenarbeit über die Plattformen stetig verbessert. Betrügerische Aktivitäten wurden auf ein Minimum reduziert. Dennoch bleibt der manuelle Datenaustausch über Excel-Tabellen zeitaufwendig, fehleranfällig und arbeitsintensiv.

Win-Win für Nutzer, Verwaltung und Unternehmen

Eine zukunftsweisende Lösung wäre ein bundesweites, digitales und frei zugängliches Register gültiger Lizenzen mit automatisierten Schnittstellen zu den entsprechenden Plattformen, das von den zuständigen Behörden geführt wird – ein Standard, der in vielen europäischen Ländern bereits Realität ist.

Eine solche digitale Transformation würde nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften erleichtern. Sie würde Start-ups und Fahrern einen schnelleren Einstieg in die Geschäftstätigkeit ermöglichen und ein niedrigschwelliges Beförderungsangebot schaffen, das auch für Menschen attraktiv ist, die sich ein Taxi nicht leisten können oder wollen. Moderne Verwaltung und Digitalisierung sind daher nicht nur wünschenswert, sondern unabdingbar, um das Potenzial der Taxi- und Mietwagenbranche voll auszuschöpfen und allen Beteiligten erhebliche Vorteile zu bieten.

Die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen schafft eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Effizientere und transparentere Abläufe fördern die Wirtschaft und bieten den Nutzern gleichzeitig flexible und kostengünstige Transportmöglichkeiten. Die Zukunft der Mobilität liegt in der erfolgreichen Verknüpfung von Technik und Verwaltung – zum Nutzen von Behörden, Unternehmern und Fahrgästen gleichermaßen.

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