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Verkehr & Smart Mobility

Standpunkte Digitalisierung in der Parkraumbewirtschaftung: Ein Paradigmenwechsel

Nigel Williams, Präsident der European Parking Association (EPA) und Vorsitzender der Alliance for Parking Data Standards (APDS)
Nigel Williams, Präsident der European Parking Association (EPA) und Vorsitzender der Alliance for Parking Data Standards (APDS)

Die European Parking Association (EPA) unterstützt die Parkraumbewirtschaftung bei der Anpassung an unvermeidliche Veränderungen im Bereich Digitalisierung. Der digitale Wandel ist entscheidend für die Integration des Parkens in umfassendere städtische Mobilitätsnetze.

von Nigel Williams

veröffentlicht am 13.06.2024

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Mobil, über Apps, digital, in der Cloud, über API-Integrationen und Echtzeit-Reservierungen – all dies sind Möglichkeiten, die Datenbereitstellung zu beschleunigen und Mobilität und die sofortige Entscheidungsfindung über verschiedene Verkehrsträger hinweg zu erleichtern. Die Parkraumbewirtschaftung befindet sich in einem grundlegenden Wandel, der durch die Digitalisierung, den Datenaustausch und die Elektromobilität vorangetrieben wird. Da Kommunen sich verstärkt auf die Entwicklung nachhaltiger städtischer Mobilitätsstrategien fokussieren, sind Interoperabilität, Standardisierung und gemeinsame Datennutzung entscheidend.

EPA spielt eine zentrale Rolle, indem der Dachverband verschiedene Initiativen leitet und die sektorübergreifende Zusammenarbeit fördert. Eine wichtige Initiative in diesem Zusammenhang: die Alliance for Parking Data Standards (APDS), die EPA gemeinsam mit Partnern aus den USA und dem Vereinigten Königreich ins Leben gerufen hat. APDS definiert einen standardisierten Satz von Datenelementen und Austauschprotokollen für parkplatzbezogene Informationen und hat sich zum globalen Referenzstandard für Parkdaten entwickelt.

Der digitale Wandel ist entscheidend für die Integration des Parkens in umfassendere städtische Mobilitätsnetze. EPA betonte die wachsende Bedeutung der Digitalisierung im Parkensektor auf Veranstaltungen wie den EU Mobility Data Days 2023 in Budapest und auf der Intertraffic Amsterdam im April 2024. Zur Unterstützung des wachsenden Interesses an Parkdaten auf europäischer Ebene hat EPA eine vorläufige Übersicht über Parkdaten an den nationalen Zugangspunkten (NAPs) entwickelt, sowie einen Entwurf für ein europäisches Profil für regulierte Parkdaten und eine Demonstration der Interoperabilität zwischen den Standards APDS/DATEX II und NeTEx.

EU-Kommission strebt Standardisierung von Daten an

Digitalisierung und Datenthemen sind auch zentrale Punkte in den Plänen der Europäischen Kommission: eine Standardisierung und gemeinsame Nutzung von Daten wird angestrebt. Der Zugang zu verkehrsbezogenen Daten, einschließlich Parkdaten, sowie deren einfachen Austausch und Wiederverwendung soll erleichtert werden. Dies unterstützt wiederum die Bereitstellung interoperabler Reiseinformationen und Verkehrsdienste EU-weit für die Endnutzer. Die EU-Richtlinie über intelligente Verkehrssysteme (IVS) und ihre delegierten Verordnungen schreiben vor, dass jeder europäische Mitgliedstaat eine nationale Zugangsstelle (NAP) einrichtet, um spezifische Mobilitätsdatensätze zu sammeln und zu veröffentlichen.

Derzeit gibt es europaweit mehr als 30 NAPs. Für die Koordination dieser, wurde das von der EU-Kommission finanzierte Projekt NAPCORE („National Access Point Coordination Organisation for Europe“) gegründet. Der Schwerpunkt von NAPCORE liegt auf der Harmonisierung von Standards, Formaten und Verfahren, um die Auffindbarkeit und Zugänglichkeit von Daten in Europa zu verbessern. Das NAPCORE Projekt erkennt Parken als einen wichtigen Sektor in Europa an, da es eng mit verschiedenen IVS- und Verkehrsbereichen verknüpft ist. Repräsentative Interessenvertretungen des Parkens sind entscheidend für die Entwicklung technischer Spezifikationen zum Austausch von Parkdaten zwischen Betreibern, Dienstleistern, Kommunen und weiteren Stakeholdern.

NAPCORE und EPA arbeiten gemeinsam an der Entwicklung eines funktionalen Mindestprofils für regulierte europäische Parkdaten. Zusammen mit anderen EPA-Initiativen wird dies dem Parken Sektor helfen, die gesetzlichen Verpflichtungen zur Datenfreigabe innerhalb der vorgesehenen Zeitrahmen zu erfüllen. Die Pflicht zur Datenfreigabe wirft jedoch Bedenken hinsichtlich der Vertraulichkeit auf. Es gilt, die notwendigen Werkzeuge bereitzustellen, um den Interessensgruppen die Erfüllung ihrer gesetzlichen Pflichten zu erleichtern und gleichzeitig ihre Geschäftsvertraulichkeit und kommerziellen Interessen zu schützen.

EPA-Working Group koordiniert Digitalisierung

Die EPA-Working Group „Digitalisation & Data“ (D&D WG) wurde im April 2024 eingeführt, um die Koordination der Digitalisierungsarbeit zu übernehmen und wichtigen Branchenthemen Priorität einzuräumen. Diese Arbeitsgruppe, geleitet von Wilfried Thierry (Indigo Group) und mir, vereint Experten aus verschiedenen Organisationen, um die digitale Innovation im Bereich Parken voranzutreiben. Zu den Mitgliedern zählen Vertreter führender Unternehmen wie APCOA, Interparking, Q-Park, EasyPark und Skidata sowie Datenexperten und Gastredner.

Ein Schwerpunkt der D&D WG liegt auf der Zusammenarbeit mit der Kommission in Bezug auf Vorschriften, die sich auf den Parksektor auswirken, zum Beispiel in den Anforderungen an die Veröffentlichung von Daten oder die Einrichtung von Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Die Arbeitsgruppe arbeitet eng mit NAPCORE und der EK zusammen, um eine realisierbare Umsetzung dieser Vorschriften zu gewährleisten.

EPA entwickelt zur Zeit einen Leitfaden „Parkdaten für Einsteiger“ für Organisationen, um die Vorschriften effektiv einzuhalten. Darüber hinaus haben EPA und APDS gemeinsam Leitlinien für die Anwendung der Datenschutzgrundsätze auf das Parken entwickelt und werden diese in Kürze veröffentlichen. Die Leitlinien zielen darauf ab, die Einhaltung der GDPR und anderer lokaler Datenschutzgesetze zu gewährleisten und dabei ein Gleichgewicht zwischen der Notwendigkeit des Datenaustauschs und den Belangen der Vertraulichkeit herzustellen.

Sicheres Fahrradparken einbeziehen

Die D&D WG arbeitet außerdem an der Interoperabilität zwischen APDS und den Standards der EV Roaming Foundation, um Elektromobilität zu fördern. Darüber hinaus ist eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit Cycling Industries Europe (CIE) geplant, um APDS auf sicheres Fahrradparken zu erweitern.

Die Digitalisierung verändert die Parkraumbewirtschaftung, indem sie die Integration in städtische Mobilitätsnetze vorantreibt und die Effizienz und Nachhaltigkeit des Parkbetriebs verbessert. Die Initiativen und Kooperationen der EPA ebnen den Weg für eine stärker vernetzte und interoperable Zukunft. Durch Digitalisierung, Datenaustausch und Standardisierung wird die Parkraumbewirtschaftung eine entscheidende Rolle in der Zukunft der nachhaltigen urbanen Mobilität spielen.

Die Fachtagung 2024 und Mitgliederversammlung des Bundesverbands Parken als Mitglied der EPA läuft seit gestern und noch bis heute im Atlantic Hotel in Heidelberg.

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