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Smart City

Werkstattbericht Energiewende ohne hitzige Diskussionen?

Beate Ginzel berichtet über den Alltag der Smart City Leipzig.
Beate Ginzel berichtet über den Alltag der Smart City Leipzig. Foto: Olaf Martens

Einige deutsche Städte gehen ihre Wärmeplanung mithilfe umfassender Datenprojekte seit geraumer Zeit effektiv an, schreibt Beate Ginzel im Werkstattbericht. In Leipzig stelle sich dabei die Frage, wie digitale Tools zur Kommunikation mit Anwohner:innen und Eigentümer:innen eingesetzt werden können. Beim Einsatz von Datenmodellen bei der Energiewende seien Kooperationen besonders wichtig.

von Beate Ginzel

veröffentlicht am 20.06.2023

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Dass der Klimawandel zur spürbaren Realität wird, ist schwer zu leugnen. Der Sommer fängt gerade an, und schon brennen in mehreren Bundesländern hektarweise Wälder. Von Regen kaum eine Spur. Während in Tirol Berge abbrechen – mutmaßlich in Folge der Erderwärmung – streitet die Bundespolitik über eine Heizungsreform. Auf Inhalte und Details möchten wir hier gar nicht eingehen, denn was uns beschäftigt, ist die Aufregung, die immer noch rund um die Themen Klimaschutz und Treibhausgasreduktion herrscht.

Dabei müsste es doch mittlerweile klar sein, dass wir in Deutschland unsere Art, Energie zu erzeugen und zu nutzen, drastisch verändern müssen, wenn wir die Folgen des Klimawandels langfristig eindämmen und Energiesouveränität erreichen wollen. Das ist keine grüne Kür mehr! Die Debatte um das Heizungsgesetz war leider in erster Linie parteipolitisch geprägt und medial aufgeheizt. So etwas kostet uns wertvolle Zeit und Vertrauen. Städte wie Leipzig sind die Wärmeplanung schon vor geraumer Zeit angegangen. Unaufgeregt, datenbasiert, integriert. Geplant wird miteinander, nicht gegeneinander, zum Beispiel in der Arbeitsgruppe „Datenbasierte Kommunale Wärmeplanung“ des Deutschen Städtetages.

Es geht nicht nur um Daten

Die Entwicklung der Wärmepläne ist nicht nur ein großes Datenprojekt. Wo sich Digitalisierung und transformative Stadtentwicklung verbinden, müssen neben den Chancen auch Ängste und Schmerzen bewältigt und technologische, organisatorische, finanzielle und rechtliche Fragen verhandelt werden. Das bedeutet beispielsweise für die Wärmeplanung der Stadt Leipzig, dass wir uns schon jetzt Gedanken darüber machen, wer wann und mit welchen digitalen Tools die Diskussion mit den Eigentümerinnen und Eigentümern sowie den Bürgerinnen und Bürgern in den Quartieren führt.

Neben finanziellen und verwaltungstechnischen Fragen wird die besondere Herausforderung in der Kommunikation liegen: Wie machen wir die Themen der Energiewende erklärbar und stärken damit die Bereitschaft der Leipzigerinnen und Leipziger, an dem großen Zukunftsprojekt mitzuwirken? Aber mit durchdachter Beteiligung und gut aufbereiteten Daten haben wir die Chance, vor Ort die Polemik aus der Diskussion um das „Wie?“ und „Ob?“ des Klimaschutzes und der Energiewende herauszuhalten.

Energiewende braucht Kooperation

Datenseitig bereiten wir uns auf die interne Diskussion und die Beteiligung vor Ort vor, indem wir das Datenmodell zur Wärmeplanung weiter konkretisieren und ergänzen. Zum Datenmodell gehören beispielsweise Daten zu Sanierungszuständen und den Energiebedarfen von Gebäuden, Solarpotentialen und den Energienetzen im Quartier.

Unsere Kompetenzen, Strukturen und Infrastrukturen für die Entwicklung solch komplexer digitaler Zwillinge konnten wir mit Hilfe von Fördermitteln aus dem EU-Projekt „Sparcs: Klimaneutrale Energiequartiere“ und im Modellprojekt „Connected Urban Twins“ (gefördert vom Bund im Rahmen der „Modellprojekte Smart Cities“) weiterentwickeln. In beiden Projekten sind die Leipziger Stadtwerke Umsetzungspartner. Eine Zusammenarbeit, die sich in den kommenden Jahren weiter vertiefen wird.

Solche Kooperationen kombinieren wir mit etablierten Strukturen, die in den letzten zwanzig Jahren in Gebieten der Stadterneuerung in Leipzig aufgebaut wurden, so zum Beispiel die Aktivierung der Anwohnerinnen und Anwohner durch Quartiermanagement. So bilden wir wichtige Grundlagen für die soziale Umsetzung der Energiewende.

Zurück zum Thema dieser Reihe: Die Digitalisierung ist ein wichtiges Werkzeug, um so komplexe Themen wie Klimaschutz im Allgemeinen oder kommunale Wärmeplanung im Speziellen umzusetzen. In unserem Fall zeigt sich, dass wir uns in Leipzig bereits auf den Weg gemacht haben, um mit Daten eine zukunftsfähige Stadtentwicklung aufzubauen. Letztendlich wollen wir in der Verwaltung das Gleiche wie die Bürgerinnen und Bürger: zuversichtliche und lebenswerte Städte. Nur wer sich ändert, bleibt sich treu. Wir freuen uns auf den weiteren gemeinsamen Weg!

Beate Ginzel hat diesen Werkstattbericht zusammen mit Elisabeth Breitenstein und Mirko Mühlpfort vom Referat Digitale Stadt Leipzig verfasst. Ginzel leitet das Referat seit dem Jahr 2019. Zuvor war sie Abteilungsleiterin im Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbau. Ginzel war zehn Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft an der Universität Leipzig und als Architektin in Deutschland, den Niederlanden und Tansania tätig.

Bisher von ihr in dieser Rubrik erschienen: „Wie wir das digitale Leipzig organisieren“„Wettbewerbe als Win-Win-Situation“, „Die Zivilgesellschaft als Fundament der resistenten Stadt“ und „Klimaschutz und Digitalisierung: ein (fast) perfektes Tandem“„Eine Woche voller Daten“„Digitale Identitäten: Leuchtturmprojekt des Bundes und Pilotprojekt in Kommunen“„Digitale Identitäten: Wie Leipzig testet“ sowie „Digitalstrategien und Stadtplanung bedingen einander“.

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