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Verkehr & Smart Mobility

Standpunkte Die Schlüsselrolle innovativer Start-ups in der europäischen Mobilitätswende

Elias Pöyry ist Co-Gründer von Virta und Mitglied der EU Future Mobility Taskforce
Elias Pöyry ist Co-Gründer von Virta und Mitglied der EU Future Mobility Taskforce Foto: Virta

Um auf der globalen Bühne bei der emissionsfreien Mobilität und der Energiewende führend zu sein, muss Europa eine Regulierung schaffen, die europäische digitale Wachstumsunternehmen unterstützt. Die Future Mobility Taskforce der Europäischen Union arbeitet derzeit an der politischen Blaupause, um dieses Ziel zu erreichen.

von Elias Pöyry

veröffentlicht am 15.02.2024

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Vor einigen Wochen traf sich die EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean und die Leitung ihres Kabinetts mit den Gründern der neuen Future Mobility Taskforce. Diese Taskforce ist ein Zusammenschluss aus siebzehn Gründern und CEOs der „European Mobility Unicorns“, bereits etablierten Unternehmen mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar, sowie Soonicorns, Start-ups oder Unternehmen, die voraussichtlich diese Schwelle noch erreichen. Diese schnell wachsenden Unternehmen sind zwar in verschiedenen Sektoren tätig – von der elektrischen Luftfahrt über Hyperloops bis hin zum Ridehailing –, aber sie alle verfolgen das gleiche unternehmerische Ziel: die Mobilität der Zukunft nachhaltiger zu gestalten. 

Der Erfolg neuer profitabler Wachstumsunternehmen ist eine Voraussetzung für eine kohlenstofffreie Zukunft. Um den Klimawandel zu bekämpfen und die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, muss Europa erfolgreiche neue Vorreiterunternehmen hervorbringen. Diese Unternehmen müssen in der Lage sein, weltweit mit neuen profitablen und disruptiven Geschäftsmodellen zu skalieren.

Politische Ambitionen werden daher nur durch erfolgreiche kommerzielle Aktivitäten zu globalen Phänomenen – und zur gelebten Realität. Dies scheint übrigens in allen Bereichen zu gelten, in denen eine globale Disruptionswelle stattgefunden hat – von der Industrialisierung über das Internet, die mobile Kommunikation, erneuerbare Energien bis hin zur Digitalisierung von Transport und Mobilität.

Eine neue Mobilitätsära: Europas Rolle im Kampf gegen den Klimawandel

Für eine weltweite emissionsfreie Mobilität und Energie spielen digitale Plattform-Geschäftsmodelle eine entscheidende Rolle. Dabei ist es von großer Bedeutung, dass sowohl der europäische Markt als auch in Europa ansässige digitale Plattformen wettbewerbsfähig sind. Die europäischen und nationalen Regulierungsbehörden müssen somit ein Umfeld schaffen, das es neuen Unternehmen ermöglicht, die „Old Economy“ herauszufordern und global zu wachsen. Allzu oft hat sich Europa jedoch den Mobilitätsmärkten auf nationaler oder sogar kommunaler Ebene genähert. Größere Veränderungen können aber nur durch erfolgreiche, marktgesteuerte Lösungen auf globaler Ebene erreicht werden. 

Wir sollten nicht länger die etablierten Unternehmen und Branchen in ihrem Status quo schützen. Stattdessen müssen wir einen echten Marktwettbewerb fördern, um Innovationen anzustoßen und einen schnelleren Wandel herbeizuführen. Die neuen disruptiven Unternehmen sind dabei nicht nur Herausforderer, sondern auch potenzielle Partner, Verbündete und Beschleuniger des Wandels für die etablierten Player.

Ein treffendes Beispiel dafür sind die digitalen Ladelösungen für Elektrofahrzeuge (EVs) und das zugehörige Energiemanagement, bei dem europäische Unternehmen derzeit an vorderster Front stehen. Um diese Führungsposition zu behaupten und langfristig weltweit erfolgreich zu sein, müssen wir jedoch für starke und einheitliche europäische Heimatmärkte sorgen.

Einheitliche Regulierung für das Laden von Elektrofahrzeugen in Europa schaffen

Im April soll die neue ehrgeizige Verordnung der Europäischen Kommission, die Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR), in Kraft treten. Sie markiert einen bedeutenden Schritt hin zu einem einheitlichen europäischen Markt für das Laden von Elektrofahrzeugen (EVs). Indem sie gleiche Wettbewerbsbedingungen in ganz Europa gewährleistet, legt sie die Grundlage für das Laden von EVs und fördert ein nutzerorientiertes Wachstum der Elektromobilität. Das Laden von Elektroautos kann daher als ein herausragendes Beispiel für digitale Plattformen betrachtet werden, die Mobilität und Energie miteinander verknüpfen und sowohl dem Mobilitäts- als auch dem Energiesektor erhebliche Vorteile bringen.

Es ist wichtig, eine Balance zwischen einem gemeinsamen Binnenmarkt einerseits und überregulierten Unternehmen andererseits zu finden. Zukünftige Gesetze und ihre Umsetzung durch die Kommission, Mitgliedstaaten und lokale Regierungen sollten daher darauf abzielen, neue, global skalierbare Geschäftsmodelle zu fördern. Gleichzeitig müssen sie Unternehmen ermutigen, global zu expandieren, indem sie Raum für Innovation lassen und nicht durch übermäßige Regulierung die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle einschränken oder den Fokus ausschließlich auf ein einzelnes Land oder Europa legen.

Die Expertise der schnell wachsenden europäischen Branchenführer in der New Mobility, die gemeinsam in der Future Mobility Taskforce arbeiten, wird eine zentrale Rolle beim ersten Arbeitsergebnis dieser Taskforce spielen: einem umfassenden Bericht, der die gemeinsamen Erkenntnisse und Empfehlungen der Mitglieder zusammenfasst.

Dieser Bericht, der EU-Kommissarin Adina Vălean im Frühjahr vorgelegt werden soll, wird als Leitfaden für politische Entscheidungsträger dienen, um komplexe Fragen im Verkehrsbereich anzugehen. Wir hoffen, dass dieser Bericht dazu beiträgt, die Herausforderungen anzugehen, die sich aus der teilweise veralteten und fragmentierten Regulierungssituation ergeben, und dass er Probleme wie die unzureichende Durchsetzung von Vorschriften anspricht. Er wird auch als Ausblick für ein neues Programm der Kommission dienen.

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