Kriegsbedingte Energiepreisschocks und externe Energieabhängigkeiten haben zu einem sprunghaften Anstieg der Produktionskosten sämtlicher Verkehrsträger geführt. Die Geschwindigkeit, mit der die Energiepreise anzogen, hat die Anpassungsmöglichkeiten vor allem kleiner und Kleinstunternehmen des Straßengüterverkehrsgewerbes schnell überfordert. Dies hat teilweise zu existenzbedrohenden Liquiditätsengpässen geführt.
Marktaustritte zahlreicher Güterkraftverkehrsunternehmen würde das ohnehin begrenzte Laderaumangebot zusätzlich verengen. Die einzelbetriebswirtschaftlichen Schäden könnten sich dann zu einem volkswirtschaftlichen Großschaden aufsummieren, der die Folgen steigender Transportkosten bei Weitem übersteigen würde.
Der Gewerbediesel ist unnötig
Hierauf hat der Markt aber bereits reagiert. Um ihre Lieferketten zu stabilisieren, akzeptieren Industrie und Handel nicht nur die Preisanpassungen ihrer Logistikdienstleister, sie haben auch Floater-Intervalle und Zahlungsziele verkürzt. Auch wenn hierdurch die Inflation beschleunigt wird und die Preisweitergabe an Grenzen stößt – die Überwälzung der stark gestiegenen Kraftstoffkosten am Markt funktioniert derzeit weitgehend.
Forderungen nach sektoralen Unterstützungsmaßnahmen wie die Einführung eines Gewerbediesels sind deshalb mit Vorsicht zu bewerten. Sie würden gerade die besonders betroffenen Klein- und Kleinstunternehmen des Straßengüterverkehrsgewerbes wie ein Bumerang treffen. Denn die längst überfällige auftraggeberseitige Werteakzeptanz systemrelevanter logistischer Dienstleistungen entwickelt sich gerade ins Positive und würden bei staatlich gedeckelten und damit kurzfristig sinkenden Kraftstoffpreisen wieder ins Gegenteil verkehrt.
Der Gewerbediesel ist weder bedarfs- noch marktgerecht
Mit Einführung eines Gewerbediesels würden vielmehr Marktsignale gesetzt, die von der Auftraggeberseite fälschlicherweise als grundsätzlich wieder rückläufige Kostenentwicklung im Güterkraftverkehrsgewerbe fehlinterpretiert werden könnten. Ausgerechnet die Klein- und Kleinstbetriebe, die sich in einem äußerst wettbewerbsintensiven Marktumfeld bewegen, würden sofort ihrer Grundlage für eine schon vor Kriegsausbruch dringend erforderliche Preisanpassung wieder beraubt. Transportpreise wären erneut einem Verfall ausgesetzt und könnten sich wieder auf (zu) niedrigem und möglicherweise von ruinöser Konkurrenz gezeichnetem Niveau einpendeln.
Die Einführung eines sektorspezifischen Gewerbediesels – auch wenn dieser nur befristet würde – wäre weder bedarfs- noch marktgerecht und somit eine eher kontraproduktive staatliche Intervention. Sinnvoller wäre es, wenn die Bundesregierung durch eine gleichförmige und flächendeckende Senkung der Steuerlast für die gesamte Wirtschaft zur Entschleunigung der Inflation beitragen würde.