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Digitalisierung & KI

Standpunkte Digitale Endgeräte als Grundversorgung

Inken Losch von D64
Inken Losch von D64 Foto: D64

Digitale Lernformate müssen für alle Lernenden funktionieren: Damit sich die Bildungsungerechtigkeit in Deutschland nicht weiter verschärft, fordert Inken Losch von D64 einen Zugang zu digitalen Endgeräten, Internet und Datenvolumen.

von Inken Losch

veröffentlicht am 23.04.2020

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Seit den Schließungen von Bildungsinstitutionen gibt es bundesweit Bemühungen, das Lernen von Zuhause aus digital fortzusetzen. In Corona-Deutschland wird viel über Homeschooling, digitale Tools für den Unterricht und kurzfristige Möglichkeiten gesprochen, wie Lehrende und Eltern mit der neuen Situation umgehen können. Dabei spielen jedoch neben der technischen Infrastruktur, auch Kompetenzen und Haltungen hinsichtlich einer Kultur der Digitalität eine wesentliche Rolle. Ebenso wichtig und häufig unterschätzt sind allerdings Aspekte, wie die häuslichen Gegebenheiten und Lebensumstände von Lernenden.

Durch die Erfahrungen der letzten Wochen ist immer deutlicher geworden, dass in der aktuellen Situation die Bildungsungerechtigkeit verstärkt und besonders sichtbar wird. Manche Kinder und Jugendliche verfügen über die neuesten Technologien und einen schnellen Internetanschluss, haben eigene Zimmer und Eltern, die sie technisch, fachlich und pädagogisch unterstützen können. Es gibt jedoch zu viele junge Menschen in Deutschland, für die das Smartphone die einzige Möglichkeit darstellt, sich Zuhause digital auszutauschen. Junge Menschen, die keinen eigenen Laptop, PC oder ein Tablet haben. Oft müssen sie sich sowohl das Gerät als auch ein Zimmer mit mehreren Geschwistern teilen. Eine gerechte Teilhabe an digitalen Unterrichtsformaten wird in ihrem Zuhause dadurch für diese Kinder und Jugendlichen erheblich erschwert. Anderen wird die kulturelle Teilhabe durch so banale Dinge wie schlechte Internetanschlüsse und begrenztes Datenvolumen drastisch erschwert, teils sogar verhindert.

Internet als essentieller Bestandteil der Lernkultur

Die Covid-19-Pandemie verdeutlicht auch in der Bildung, dass nicht nur die klassischen Bildungseinrichtungen, sondern auch das Zuhause ein wichtiger Lernort ist. Das Internet ist ein fester und essentieller Bestandteil unserer Kultur. Es muss überall verfügbar sein, wie Strom und Wasser. PCs, Laptops, Tablets, Smartphones oder andere Endgeräte stellen somit Kulturzugangsgeräte dar, genauso wie Bücher oder Taschenrechner.

Wir, bei D64, Zentrum für digitalen Fortschritt, sind überzeugt, dass sich die digitale Transformation auf alle Lebensbereiche auswirkt – so auch auf unser Bildungswesen. Uns ist es deshalb wichtig, schon jetzt als Gesellschaft auf die langfristigen Folgen der Covid-19-Pandemie zu reagieren und die Lehren daraus zu ziehen. Deshalb fordert D64:

1. Digitale Endgeräte müssen als Grundversorgung gedacht werden

Bücher und Taschenrechner werden von den Schulen an Schülerinnen und Schüler ausgeliehen, damit alle Lernenden die gleichen Möglichkeiten haben am Unterricht teilzunehmen. Da abzusehen ist, dass das Lernen auch zukünftig vermehrt digital stattfinden wird (und soll), muss dieser Kulturzugang auch durch Laptops, PCs, Tablets oder Smartphones unabhängig vom Lernort gewährleistet werden. 

2. Internetzugang und Datenvolumen dürfen keine Hürde für digitale Bildung darstellen

Strom und Wasser kommen bei uns wie selbstverständlich aus der Leitung. Immer, bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit. Beim Internet ist dies nicht der Fall. Es gibt viele Orte in Deutschland, an denen der Zugang zum Internet immer noch rar und schwach gesät ist. Der Zugang zu zuverlässigem Internet und ausreichend Datenvolumen muss aber für alle Menschen in Deutschland als Grundversorgung zur Verfügung stehen. Nur so können wir mehr Bildungsgerechtigkeit erreichen.

Beides sind Grundvoraussetzungen, um allen die kulturelle Teilhabe jederzeit zu ermöglichen. An diesen Forderungen muss sich die Politik orientieren und an Ihrer Erfüllung soll sie gemessen werden. Die derzeitige Lage legt grundsätzliche Versäumnisse bei der Digitalisierung unseres Bildungssystems noch deutlicher offen. Das darf nicht wieder in Vergessenheit geraten. Deshalb darf es keine weiteren Ausreden mehr geben, wenn es darum geht, das Internet als Grundversorgung zu verwirklichen. 

Mit Hintergrund in Internationale Beziehungen und Digital Innovation & Business Transformation ist Inken Losch als Beraterin bei der Kommunikationsagentur MSL in Berlin tätig. Sie ist bei D64 in der AG Bildung aktiv, die diese Positionen erarbeitete. D64 ist ein digitalpolitischer Verein mit Sitz in Berlin.

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