„Digitale Kompetenz gehört fest in die Bildungspläne der Schulen und Kitas“, das fordert der Didacta-Verband anlässlich der Ergebnisse des kürzlich erschienen D21-Digital-Index – zu recht. Die Situation ist dringlich. Und sie ist paradox. In Privathaushalten steigt der tägliche Medienkonsum der Drei- bis Sechsjährigen, digitale Geräte sind längst Teil ihres Alltags.
Die Kita hingegen, wo die Kinder lernen könnten, digitale Medien und Inhalte alltagsintegriert und sinnvoll zu nutzen, ist digitales Brachland – sowohl infrastrukturell als auch bezogen auf die Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte und Kita-Leitungen im Bereich Medienpädagogik und -didaktik. Ignorieren können wir Digitalisierung nicht mehr, sie hat längst unsere Lebenswelt durchdrungen, auch die von jungen Kindern. Vielmehr sollten wir digitale Geräte als Chance begreifen und Kindern die vielfältigen Möglichkeiten einer lernorientierten Nutzung aufzeigen. Und wir könnten die Learnings aus dem Digitalpakt Schule nutzen, um es bei der Digitalisierung der Kitas besser zu machen.
Eine aktive Mediennutzung, die über das reine Konsumieren hinausgeht, erfordert ein hohes Maß an Kompetenz. Die Frage ist: Wie schaffen wir es, dass Kinder nicht nur konsumieren, sondern lernen, digitale Tools zum Beispiel aktiv als Werkzeuge zum Entdecken und Forschen zu nutzen, wie etwa eine Lupe oder ein Buch – also einen mündigen Umgang mit diesen entwickeln?
Kompetenz, Anerkennung, Ausstattung
Es ist Aufgabe der Politik, neben Schulen auch die Einrichtungen der frühkindlichen Bildung im Umgang mit den rasanten digitalen Veränderungen zu stärken. Es braucht einen von der Bundespolitik getragenen Digitalpakt Kita! Der sollte sich auf drei Dinge fokussieren:
Erstens, auf die Kompetenz seitens der pädagogischen Fachkräfte. Alle pädagogischen Fachkräfte sollten die Möglichkeit erhalten, sich zum Einsatz digitaler Medien in der Kita regelmäßig weiterzubilden. Wer in die pädagogischen Fachkräfte investiert, investiert in Bildungsqualität und nicht zuletzt in die Kinder. Wir brauchen regelmäßige, durch politische Förderprogramme langfristig gesicherte Fortbildungsangebote für pädagogische Fachkräfte, für einen kompetenten Umgang mit digitalen Tools und Medien im Kontext guter Lernbegleitung in der Kita. Dabei sollten Online-Fortbildungen bei der Anerkennung durch die Arbeitgeber Präsenzfortbildungen gleichgestellt werden.
Zweitens, auf die Anerkennung der Kita als elementaren Bildungsort. Kitas müssen als elementare Bildungseinrichtungen formal Teil des Bildungswegs werden. Wie die Schulen müssen sie mit digitalen Medien für einen sinnvollen Einsatz in der Bildungsarbeit ausgestattet werden. Hierzu gehört auch die Überarbeitung der Bildungspläne und das Thema Kita-Entwicklung zur Stärkung von Bildungsqualität.
Drittens brauchen Kitas eine Ausstattung mit digitalen Geräten. Um allen Kindern, unabhängig ihrer sozialen Herkunft, die Chance zu geben, einen verantwortungsvollen, kreativen und selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien zu erlernen, müssen die Kita-Gruppen adäquat mit digitalen Geräten ausgestattet werden. Das Management von Kitas und Trägern muss stärker digitalisiert werden, um insbesondere Leitungskräfte zu entlasten und die Arbeitsbedingungen in Kitas zu verbessern. Das betrifft Verwaltungsprozesse ebenso wie Fortbildungen und die Dokumentation der pädagogischen Arbeit. Das macht es notwendig, alle pädagogischen Fachkräften mit einem digitalen Endgerät wie Laptop oder Tablet auszustatten.
Informatik entlang des gesamten Bildungswegs
Digitalisierung fängt nicht erst in der Schule an. Wir brauchen einen Paradigmen-Wechsel – digitale Kompetenz braucht es nicht erst ab dem Schulfach Informatik, sondern entlang des gesamten Bildungswegs! Kindertagesstätten sind elementare Bildungsorte, in denen Kinder früh lernen, die nötigen Kompetenzen für das 21. Jahrhundert zu entwickeln: Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken.
Die digitale Transformation bietet uns die Chance, Kitas als die grundlegenden Bildungsorte anzuerkennen, in denen Pädagoginnen und Pädagogen die Kinder fit für die Zukunft machen. Begegnen wir den aktuellen Herausforderungen im Bildungsbereich und starten mit dem Digitalpakt Kita dort, wo gute Investition in die Zukunft beginnt – in der Kita.
Michael Fritz ist Vorstandsvorsitzender bei der Stiftung Haus der kleinen Forscher.