Nach langem Ringen hat die Ampel-Regierung, mit einer Verzögerung von drei Monaten, das Solarpaket 1 verabschiedet. Ursprünglich sollte das Gesetz bereits im Januar verabschiedet werden, allerdings konnten sich die Koalitionsparteien, insbesondere beim Thema Resilienzbonus, nicht einigen. Nun ist der Bonus vom Tisch – ein Beschluss, der zusammen mit der allgemeinen Untätigkeit der Ampel dazu geführt hat, dass Solarmodulhersteller wie Meyer Burger Standorte in Deutschland geschlossen haben. Medial wird in diesem Zusammenhang immer öfter von einer Spaltung zwischen Politik und Industrie gesprochen. Wo stehen in diesem Kontext die Photovoltaik-Installationsbetriebe, die ihre Ware von Herstellern wie Meyer Burger beziehen?
Die Spaltung betrifft nicht nur Politik und Hersteller, sondern zieht einen Riss durch die gesamte Branche. Über 50 Prozent aller in Deutschland installierten Photovoltaikanlagen, mit einer Gesamtleistung von über 40 Gigawatt, wurden seit Inkrafttreten des EEG im Jahr 2000 auf Einfamilienhäusern installiert. Geplant und installiert wurden diese Anlagen zu über 90 Prozent von regional ansässigen Installationsbetrieben.
Damit liefern diese Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur deutschen Energiewende und schaffen gleichzeitig viele Arbeitsplätze im regionalen Handwerk. In all den politischen Diskussionen zum weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien bleibt dieser Wirtschaftszweig unberücksichtigt. Politisches Gehör finden vor allem die Solarindustrie und der Solartechnik-Handel.
Gesetzgeber ignoriert Installateure
Auch das jetzt verabschiedete Solarpaket 1 lässt das Segment Einfamilienhaus-Solaranlage und damit die Installationsbetriebe fast außer Acht. Im Solarpaket geht es vorrangig um Vereinfachungen für Freiflächen- oder Balkonanlagen. Für das Segment der Dach-PV auf Privathaushalten jedoch fehlt es an Planbarkeit.
Trotz der Übermacht asiatischer Modulhersteller kam bisher noch ein gewisser Anteil der Module für den Privatbereich aus deutscher Produktion. Bei dem jetzt verabschiedeten Solarpaket hat sich die Regierung gegen einen Bonus für die in Deutschland hergestellten Module ausgesprochen. Deshalb wandern Hersteller wie Meyer Burger ab. Wie sollen sich die vielen tausend Installationsbetriebe nun aufstellen, wenn es künftig keine heimischen Hersteller mehr gibt? Woran es Installationsbetrieben mangelt, ist ein Sprachrohr in Berlin, das ausschließlich die Interessen der vielen tausend Betriebe und hunderttausend Arbeitsplätze entsprechend vertritt.
Die Marktentwicklung zwingt Installationsbetriebe, sich noch abhängiger von China zu machen. Denn mit der Abwanderung deutscher Modulhersteller, wie Meyer Burger oder Produktionsschließungen, werden Betriebe, die bisher auf europäische Solarprodukte gesetzt haben, früher oder später gezwungen, auf chinesische Ware umzusteigen.
Installateure, die aus Überzeugung nicht dazu bereit sind, werden es schwer haben, europäische Hersteller zu finden oder ihren Kunden wettbewerbsfähige Preise anzubieten. Aktuell liegen wir damit rund 10 bis 20 Prozent über Vergleichsangeboten mit fernöstlichen Produkten. Nur wenige Kunden sind bereit, diesen Mehrpreis zu zahlen. Dem Installateur bleibt dann in der Regel nur die Möglichkeit, seine in Deutschland produzierten Komponenten zu China-Preisen zu verkaufen oder Chinaware anzubieten.
Eine Kettenreaktion droht
Je stärker die Abhängigkeit von China, desto mehr verliert der Industriestandort Europa an Relevanz. Das hat zur Folge, dass weitere Unternehmen abwandern und auch Europa als Forschungsstandort unattraktiv wird. Ohne Industrie keine Forschung und ohne Forschung keine Industrie. Damit befinden wir uns wieder in der Situation von 2014, als die ersten Unternehmen nach Fernost abgewandert sind.
Die derzeitige Preissituation spiegelt aber nicht die Realität wider. Auch chinesische Hersteller können nicht zu diesen Preisen produzieren. Der weltweite Überschuss an Modulen, Solarspeichern und anderen Solarkomponenten bei geringerer Nachfrage im Vergleich zu den Vorjahren zwingt die Hersteller dazu, ihre Preise zu senken. Aber chinesische Hersteller haben – aufgrund der starken Unterstützung durch ihre Regierung – gegenüber den europäischen Produzenten den längeren Atem. Hält die aktuelle Situation an, wird sich die Marktverdrängung auf Stromspeicher- und Wechselrichterhersteller ausweiten – wiederum mit Konsequenzen für die Installationsbetriebe.
Lachender Dritter ist aktuell der Endkunde. Photovoltaikanlagen sind so günstig wie seit Jahren nicht mehr. Anfang 2022 wurde ein Nachfrageboom durch den Krieg in der Ukraine und den damit gestiegenen Energiekosten sowie der Angst vor Energieengpässen ausgelöst. Seit Mitte 2023 ist das Kaufinteresse wieder rückläufig. Die Energiekosten sind gesunken und die Angst verschwunden. Gleichzeitig sind die Finanzierungszinsen in den vergangenen zwei Jahren stark gestiegen und die Anzahl der Anbieter.
Hinzu kommt ein Vertrauensverlust in die Branche, entstanden durch misslungene Förderungen wie der KfW 442, den Ende 2023 verlorenen gegangenen 60 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds sowie die lange Verzögerung des Solarpakets. Es ist ein Negativbild der Branche entstanden, wodurch Interessenten ihr Vertrauen nicht nur in die Branche, sondern die gesamten erneuerbaren Energien verloren haben. All diese Punkte haben dazu geführt, dass eine regelrechte Preisschlacht vor allem unter den Newcomern auf dem Markt entstanden ist. Die Frage ist nur, wer diese Schlacht sowohl unter den Herstellern als auch unter den Installateuren überleben wird.
Politische Impulse dringend erforderlich
Mit Blick auf die wichtige Rolle von Installationsbetrieben für die Energiewende, täte die Regierung deshalb gut daran, entsprechende Impulse zu setzen. Der weitere Ausbau der Solarenergie auf Einfamilienhäuser muss gefördert und die Interessen der Installationsbetriebe berücksichtigt werden. Durch Unterstützung der hiesigen Hersteller wird nicht nur der Industriestandort gestärkt, sondern auch Planungssicherheit für die Betriebe geliefert, die sich dazu verschrieben haben, auf europäische Hersteller zu setzen. Der Fokus der Regierung darf nicht allein auf den Zubauzahlen liegen.
Es ist wichtig, dass Deutschland Forschungs- und Produktionsstandort für Solarkomponenten bleibt und daraus auch Exportprodukte entwickelt. Dafür müssen Verbraucher sensibilisiert werden, sich vermehrt für heimische Produkte zu entscheiden und bereit sein, ein paar Euro mehr für Produkte „made in Germany“ zu zahlen. Im aktuellen Gesetzespaket fehlen ausreichende Investitionsanreize für heimische Solarfabriken, die essenziell sind, um die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten zu reduzieren und die Resilienz der Produktion in Deutschland zu stärken. Das könnte beispielsweise über eine höhere Einspeisevergütung für Photovoltaikanlagen mit heimischen Komponenten oder über einen günstigen Solarkredit über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geschehen – wie in früheren Jahren.