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Sustainable Finance

Standpunkte Gezielt in Wasser investieren

Liudmila Strakodonskaya, Responsible Investment Analyst bei Axa Investment Managers
Liudmila Strakodonskaya, Responsible Investment Analyst bei Axa Investment Managers Foto: Axa IM

Verantwortliche Großanleger können helfen, die globale Wasserknappheit anzugehen, indem sie zum Gewässerschutz, zum Qualitätsmanagement und zu bezahlbarem Trinkwasser beitragen, meint Liudmila Strakodonskaya, Responsible Investment Analyst bei Axa Investment Managers. Das sei essenzieller Bestandteil des Megatrends Nachhaltigkeit, mit dem sich nachhaltige Renditen erzielen ließen.

von Liudmila Strakodonskaya

veröffentlicht am 01.06.2023

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Laut Schätzungen der Vereinten Nationen leben weltweit 2,3 Milliarden Menschen in Ländern, die unter Wassermangel leiden. Selbst im einst so wasserverwöhnten Deutschland sorgen Hitze, wenig Regen und hoher Wasserverbrauch für einen stetig sinkenden Grundwasserspiegel. So gingen in den vergangenen 20 Jahren jährlich knapp 2,5 Milliarden Kubikmeter Wasser aus Böden, Wäldern, Flüssen, Seen und dem Grundwasser verloren.

Wasserknappheit ist ein globales Problem. Es betrifft Individuen, Unternehmen und Länder gleichermaßen. Bei vielen Unternehmen besteht nach wie vor Handlungspotenzial, etwa beim Anwenden angemessener Systeme für Wassermanagement und effizienter Nutzung. Erhöhte Risiken bestehen insbesondere in Schwellenländern. Dort weisen Landwirtschaft und Industrie häufig ein hohes Maß an Wasserverbrauch und -verschmutzung auf.

Drei Handlungsfelder

Wir sind der Meinung, dass insbesondere drei Kernbereiche dazu beitragen können, das Wasserproblem in den Griff zu bekommen: Es gilt, das Management und die Qualität der Wasserressourcen zu verbessern, wasserbezogene Ökosysteme zu schützen und wiederherzustellen, sowie den Zugang zu erschwinglichem Trinkwasser sowie angemessener Sanitärversorgung und Hygiene sicherzustellen.

Diese Umstände stellen eine Chance für Investoren dar, mit gezielten Engagements in den Megatrend Wasser attraktive Renditen zu erzielen und gleichzeitig nachhaltige Wirtschaftsmodelle für die Zukunft zu fördern.

Optimierung der Wasserressourcen

Entwickelte Länder versuchen zunehmend, den Fokus von allzu intensiver Landwirtschaft weg zu verlagern. Gleichzeitig soll nachhaltigerer Bewirtschaftung ein größerer Stellenwert eingeräumt werden, die mit weniger Wasser auskommt. Insgesamt können reichere Länder dank höherer Finanzkraft schneller von der Entwicklung potenzieller Lösungen profitieren, einschließlich interner Reinigungssysteme, optimierten Wasserverbrauchs und Recyclingsysteme. Wohlhabendere Nationen können zunehmend von wasserbezogenen Geräten und Infrastrukturen profitieren. Mit ihnen lässt sich die Wasserverschmutzung sorgfältiger überwachen.

Angesichts der Tatsache, dass aufstrebende Nationen mit hoher Einwohnerzahl wie China, Indien oder Brasilien, ihre Industrie und Landwirtschaft ausbauen, wird effizientes Nutzen der Wasserressourcen dort immer wichtiger. Laut einer offiziellen Studie aus dem Jahr 2016 waren rund 80 Prozent des Grundwassers in China stark verschmutzt. Das Land hat sich darum zu erheblichen Investitionen in Wasserprojekten im ganzen Land verpflichtet.

Schutz von wasserbezogenen Ökosystemen

Schwellenländer in Afrika oder Südamerika sind einem noch höheren Risiko ausgesetzt, zukünftig von Wasserknappheit betroffen zu sein. Das hängt nicht nur mit geographischen Bedingungen zusammen. Auch industrielle Praktiken mit unzureichenden rechtlichen und technischen Standards verschärfen bereits bestehende Risiken. Dazu zählen beispielsweise intensiv betriebene Landwirtschaft, das Abholzen von Wäldern und der Einsatz umweltschädlicher Substanzen. Hier wird es darauf ankommen, wasserbezogene Ökosysteme zu schützen und umweltschädliche Praktiken ökologisch verträglicher zu gestalten.

Sauberes Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen

Die dritte zentrale Herausforderung lautet, noch mehr Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen zu ermöglichen. Derzeit haben rund 1,7 Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu angemessenen Toiletten- und Waschräumen. Gründe hierfür sind in erster Linie Wassermangel aufgrund lokaler ökologischer Bedingungen oder fehlende Wasserinfrastruktur. Etablierte operative Richtlinien, Verfahren zur Beteiligung lokaler Gemeinschaften an der Wasserversorgung, Kooperationsprojekte lokaler Behörden und standortbasierte Herangehensweisen sind deswegen zentral. So können Risiken und Ursachen der Wasserverfügbarkeit identifiziert und effiziente Lösungen gefunden werden.

Wasser als Fokus für nachhaltige Investoren

Wir sind der Meinung, dass Wasser für nachhaltige Investoren einen klaren Fokus darstellen sollte. Es handelt sich um eine globale Herausforderung, die nicht auf Ländergrenzen beschränkt ist und den privaten wie öffentlichen Sektor gleichermaßen betrifft. Gezielte Investitionen sind in der Lage, einen Teil zur Lösung der Wasserprobleme beizutragen. Um nachhaltige Anlageergebnisse zu erzielen, ist eine gründliche Portfoliorecherche notwendig und aktive Dialoge.

Investoren können beispielsweise risikobehaftete Branchen entschlossen dazu bewegen, ihr Wassermanagement zu optimieren. Knapp die Hälfte der Unternehmen, die erheblichen Kontroversen bezüglich Abwässern ausgesetzt waren, haben auf Druck von Anteilseignern und Aktionären hin in ihren Betrieben wirksame Umweltmanagementsysteme eingeführt, so unsere Erfahrung. Die chemische Industrie scheint dieses Problem am effektivsten anzugehen. Auch im Metall-, Bergbau- und Energiesektor konnten wir vermehrt Maßnahmen feststellen, um Umweltverschmutzung und Zwischenfälle zu verringern oder zu vermeiden.

Aber auch andere Branchen können wichtige Hebel sein, um Positives zu erwirken. Hierzu ist es sinnvoll, Umwelt-, Sozial- und Governance -Kriterien (ESG) bei Investitionsentscheidungen heranzuziehen. Auf diese Weise lassen sich Portfolios gegen Risiken absichern und gleichzeitig nachhaltige Renditen erzielen, indem umweltfreundliche Wirtschaftsmodelle gefördert werden.

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