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Standpunkte Impact-Investing-Standards schützen vor Greenwashing

Andreas Rickert ist Vorstand der Phineo gAG
Andreas Rickert ist Vorstand der Phineo gAG Foto: Phineo/Andi Weiland

Wer mit seiner Geldanlage eine positive Wirkung erzielen möchte, der könne sich nicht auf ESG-Investments stützen. Impact-Investing gehe einen entscheidenden Schritt weiter, meint Andreas Rickert in seinem Standpunkt-Gastbeitrag. Doch käme es dazu außer auf verlässliche Standards auch auf ehrliche und verantwortungsvolle Produktanbieter an.

von Andreas Rickert

veröffentlicht am 10.11.2022

aktualisiert am 28.11.2022

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Klima, Energie, Krieg, Armut: Globale Herausforderungen wachsen täglich. Begrenzte natürliche und finanzielle Ressourcen erfordern deshalb einen verantwortungsvollen, effizienten Einsatz. Kapital ohne Berücksichtigung der sozialen und ökologischen Auswirkungen zu investieren, ist keine Option. ESG-Investments gehen einen ersten Schritt und schließen Investments mit negativen ökologischen, sozialen oder ethischen Geschäftsmodellen aus. Impact Investing, die Königsklasse der ESG-Investments, geht einen entscheidenden Schritt weiter. Neben der finanziellen Rendite erzielt Impact Investing positive Wirkungen für Mensch und Umwelt, fördert Innovationen und stößt gesellschaftlichen Wandel an. Zusätzlich zur positiven Wirkung für die Gesellschaft ermöglicht Impact Investing aber längst auch risikobereinigte, marktübliche Renditen.

Warum Impact Investing an Bedeutung gewinnt, zeigt ein Blick auf die SDGs, die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Von Bildung bis hin zu Klimaschutz werden die Kosten zum Erreichen der SDGs auf rund sieben Billionen US-Dollar jährlich geschätzt, wobei bereits jetzt von einer jährlichen Finanzierungslücke von rund 4,5 Billionen Euro auszugehen ist. Weder Wirtschaft noch öffentlicher Sektor verfügen über Mittel, diese Lücke zu schließen. Privates Impact-Investing-Kapital muss also verstärkt zur Finanzierung von Bereichen beitragen, die bislang als Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge galten. Darin liegen auch Chancen und erhebliches Potenzial für Konjunktur und Kapitalmarkt. Schätzungen zufolge könnten die SDGs weltweit bis 2030 Investmentchancen im Wert von rund zwölf Billionen US-Dollar eröffnen und 380 Millionen Arbeitsplätze pro Jahr schaffen.

Nur messbares Impact Investing wird akzeptiert

Bislang bewegte sich der Impact-Investing-Markt in Deutschland vor allem im Bereich Private Equity beziehungsweise Private Venture Capital. Die Vielfalt des Marktes wird inzwischen jedoch in allen Assetklassen deutlich. Impact Investing bietet eine breite Palette von Anlagestrategien mit unterschiedlichen Zielen sowie Risiko- und Renditeprofilen, aus denen Anleger je nach ihrer Strategie wählen können.

Entscheidend für die Akzeptanz von Impact Investing – auch als Schutz vor Green- und Social-Washing – ist die Messbarkeit der Wirkung. Bei illiquiden Produkten gibt es mittlerweile viele Standards und Erfahrungen. Dabei orientieren sich Investoren an einem normativen Zielsystem, einer gesellschaftlichen Vision. Die 17 SDGs oder der Green-Deal der EU sind solche anerkannten Zielsysteme. Grundsätzlich muss das Thema Wirkung im gesamten Zyklus eines Investments mitgedacht werden. Das reicht von einer generellen Strategie, über die Suche und die Analyse potenziell wirkungsvoller Investments (Deal Sourcing und Due Diligence), das Festlegen von Wirkungszielen und Indikatoren gemeinsam mit den Kapitalempfängern, dem Monitoring und Managing des Portfolios bis zu einer Exitstrategie, die die erreichte Wirkung nicht gefährdet.

Frameworks und Methoden wie die Phineo-Wirkungstreppe helfen praktisch bei der Definition von Wirkungszielen und Wirkungslogiken. Wie im „herkömmlichen“ Investmentbereich werden für deren Erreichung Indikatoren (KPIs) festgelegt, Daten erhoben und analysiert. Bei Impact Investments können die KPIs von Projekt zu Projekt unterschiedlich sein, je nach Zielgruppe und adressiertem ökologischen und/oder sozialen Problem. Inzwischen gibt es Bestrebungen, die Verwendung von Indikatoren und Metriken zu standardisieren und zu vereinheitlichen, um die Bewertung und Vergleichbarkeit von Impact Investments zu verbessern.

Der Bedarf für Impact Investings ist immens

Impact Investments tragen aktiv zur Lösung sozialer und ökologischer Probleme bei, etwa beim Bau von Krankenhäusern, der Förderung von sozial und ökologisch nachhaltigem Wohnraum oder der Finanzierung von Projekten zum Ausbau erneuerbarer Energien. Der Bedarf ist immens, aber für die weitere Marktdynamik sind Transparenz, ein gutes Marktverständnis der Akteure und einheitliche Standards zur Impactmessung unerlässlich. Unschärfen bei Begriffen und Methoden sind auszuräumen. Was wir deshalb mit Nachdruck fordern:

Gesetzgeber, beeilt Euch! Wir müssen die Taxonomie schnell weiterentwickeln, so dass sie wirklich eine verbindliche Orientierung bieten kann. Definiert Standards, Zertifizierungen und Ratings zur Qualität von Impact Investments. Der Anfang ist gemacht, aber es geht noch nicht weit genug.

Auch Anleger müssen sich informieren

Produktanbieter, seid ehrlich und vor allem transparent, handelt verantwortungsvoll! Werbt nicht mit dem Begriff Impact, wenn es um ESG- oder SRI-Produkte geht.

Anleger, informiert Euch! Impact ist vor allem eine Frage der Haltung. Wer mit Geldanlagen eine positive Wirkung erzielen will, muss neben Risiko und Rendite bewusst auf Impact setzen. Und klar definieren: Welches Thema ist relevant: Klima, Bildung, Wohnen? Ist die Darstellung der Impact-Ziele nachvollziehbar? Was und wie wird reportet?

Gemeinsam können und müssen wir den Markt weiterentwickeln, dann wird Impact Investing mit eigenen klaren Standards zu Lösungen gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen.

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