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Gesundheit & E-Health

Standpunkte Entlastung für Kinderkliniken durch Institutsambulanzen

Wolfgang Kölfen, Verband der leitenden Krankenhausärzte für Kinder- und Jugendmedizin und Kinderchirurgie (VLKKD)
Wolfgang Kölfen, Verband der leitenden Krankenhausärzte für Kinder- und Jugendmedizin und Kinderchirurgie (VLKKD) Foto: promo

Die Regierungskommission hat sogenannte Institutsambulanzen in der Kinder- und Jugendmedizin vorgeschlagen, um sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich für Entlastung zu sorgen. Wolfgang Kölfen vom Verband der leitenden Kinderärzte und Kinderchirurgen fordert in seinem Standpunkt eine schnelle Umsetzung, um noch vor der winterlichen Infektionswelle Strukturen zu schaffen.

von Wolfgang Kölfen

veröffentlicht am 28.11.2023

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Die Kinder- und Jugendärztin untersucht einen drei Monate alten Säugling im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung. Beim Abhören mit dem Stethoskop fällt ihr ein auffälliges Herzgeräusch auf, was einer Abklärung durch einen Kinderkardiologen bedarf. Mehrere Monate Wartezeit mit der quälenden Ungewissheit, ob eine ernsthafte Erkrankung vorliegt, werden folgen. Vielleicht wird die Kinderärztin eine Einweisung in die Kinderklinik veranlassen, um rasch eine Abklärung bei dem Kind zu erzwingen.

Nachvollziehbar, aber der bereits bestehende Engpass mit Überlastungen und fehlenden Aufnahmemöglichkeiten in den Kinderkliniken würde verstärkt. Es sind nicht die Betten, die fehlen, sondern der dramatische Mangel an Kinderkrankenpflegern und auch Kinderärzten ist die Ursache, dass 70 Prozent der Kinderkliniken aktuell ihre Bettenzahl reduzieren müssen.

Gleichzeitig gibt es deutschlandweit zu wenig fachärztlich zugelassene Kinderspezialisten für chronisch kranke Kinder und für Patienten mit komplexen Erkrankungen, obwohl es noch Reserven im System gibt, um diese Patienten zeitnah und qualitativ hochwertig zu versorgen. Wie kommen wir also zu einer Lösung und wie sieht der Fahrplan aus?

Regierungskommission schlägt Institutsambulanzen vor

Der Verband der leitenden Krankenhausärzte für Kinder- und Jugendmedizin und Kinderchirurgie (VLKKD) hat bei seiner Jahrestagung intensiv mit hochrangigen Politikerinnen und Politikern über die Krankenhausreform gesprochen. Vor den 120 Chefärztinnen und -ärzten standen die Vorschläge der Regierungskommission zur Verbesserung der Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen im Fokus.

Die Analyse der Fakten zeigt, dass die fachgerechte Behandlung der kranken Kinder und Jugendlichen durch Kinderärzte deutschlandweit extrem angespannt ist. Angesichts des nahenden Winters mit dramatischem Mangel an kinderärztlichem und kinderkrankenpflegerischem Fachpersonal sind erneut erhebliche Engpässe bei der Versorgung akut kranker Kinder in allen Bereichen absehbar.

Nun gibt es einen hellen Lichtstrahl aus der Politik. Die Einrichtung sogenannter Institutsambulanzen zur verbesserten spezial-kinderärztlichen Versorgung an allen Kinder- und Jugendkliniken in Deutschland wird zu einer deutlich besseren Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen führen. Hintergrund ist der Vorschlag der Regierungskommission zur Krankenhausreform, die in ihrer sechsten Stellungnahme die Einrichtung von Institutsambulanzen an den Kliniken für Kinder und Jugendliche vorschlägt.

Entlastung und weniger Kosten

Um unverzüglich die vorhandenen fachärztlichen Ressourcen der Kinderkliniken für schwer kranke Patienten mit komplizierten Erkrankungen in Kooperation mit den niedergelassenen Fachärzten für Kinder und Jugendliche effektiv und zeitnah nutzen zu können, bedarf es nur der Umsetzung der Empfehlung der Kommission. Die Kinderkliniken haben noch fachärztliche Ressourcen, die sie aber im ambulanten Bereich nicht alle einsetzen dürfen, weil diese kinderärztlichen Spezialisten keine Zulassung haben. Mit der Institutsambulanzzulassung ist der Einsatz dieser kinderärztlichen Spezialisten sofort möglich.

Wir brauchen jetzt dieses Gesetz, um Verkürzungen der oft monatelangen Wartezeiten für Kinder und Jugendliche und ihre Familien zu erreichen. Die Umsetzung wird auch zu einer Entlastung im stationären Bereich führen, weil deutlich mehr Kinder ambulant abgeklärt werden können. Zusätzlich erreichen wir eine Verbesserung der Ausbildungssituation für dringend benötigte Spezialisten in der Kinder- und Jugendmedizin und eine Kostenreduktion für die Krankenkassen. Die Umsetzung ist ein Gewinn für alle Beteiligten.

Professor Wolfgang Kölfen war bis 2020 Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Städtischen Kliniken Mönchengladbach. Seitdem ist er als Coach und Berater für Ärztinnen und Ärzte tätig. Zudem arbeitet er seit über 20 Jahren für den Verband der leitenden Kinder- und Jugendärzte und Kinderchirurgen Deutschlands, der die Interessen kranker Kinder, Jugendlicher und ihrer Eltern vertritt.

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