Erweiterte Suche

Gesundheit & E-Health

Standpunkte Jede Sekunde zählt

Philipp Lutterbeck ist Head of Lufthansa Cargo Pharma Hub
Philipp Lutterbeck ist Head of Lufthansa Cargo Pharma Hub Foto: Lufthansa Cargo

Als Folge der Pandemie und des Krieges in Osteuropa beeinträchtigen Lieferengpässe und die erhöhte Nachfrage von Produkten die Stabilität der Versorgungskette. Wie kann die Pharmalogistik gewährleistet werden? Und wie sieht ihre Zukunft aus?

von Philipp Lutterbeck

veröffentlicht am 31.01.2023

Lernen Sie den Tagesspiegel Background kennen

Sie lesen einen kostenfreien Artikel vom Tagesspiegel Background. Testen Sie jetzt unser werktägliches Entscheider-Briefing und erhalten Sie exklusive und aktuelle Hintergrundinformationen für 30 Tage kostenfrei.

Jetzt kostenfrei testen
Sie sind bereits Background-Kunde? Hier einloggen

Nur wenige Branchen können einen so unveränderten Wachstumsanstieg verzeichnen wie die Pharmabranche. Ein Grund dafür ist der technische und wirtschaftliche Fortschritt sowie die Globalisierung: Fortlaufend werden neue Therapien entwickelt und immer mehr Menschen erhalten weltweit Zugang zu Gesundheitseinrichtungen. So nehmen die Pro-Kopf-Ausgaben für Medikamente stetig zu. Eine Herausforderung für die Logistikbranche, die die Versorgung sicherstellen und der hohen Nachfrage gerecht werden muss. Wie wichtig die Sicherung systemrelevanter Lieferketten in der Branche ist, wurde nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie deutlich. Neben dem Transport von Knochenmark oder Organen für Transplantationen rückte auch die Lieferung von Medizin- und Pharmaprodukten wie Impfstoffe ins Licht der Öffentlichkeit. Doch die Pharmalogistik steht einigen Hürden gegenüber: Als Folge der Pandemie und des Krieges in Osteuropa beeinträchtigen Lieferengpässe und die erhöhte Nachfrage von Produkten die Stabilität der Versorgungskette – dabei ist eine durchwegs funktionierte Logistik in der Pharmabranche besonders wichtig. Wie kann diese gewährleistet werden? Und wie sieht die Zukunft der Pharmalogistik aus?

Temperatursensible Medikamente und Pharmaprodukte werden bevorzugt per Luftfracht transportiert. Dadurch können die Unterbrechungen der Kühlkette so kurz wie möglich gehalten werden. Solange zumindest genügend Material für die Kühlung verfügbar ist: Als im September und Oktober 2022 ein europaweiter Mangel an Trockeneis ausbrach, mussten schnell Lösungen her. Denn Trockeneis ist essenziell zur Einhaltung der Kühlkette bei sensiblen Medikamenten. Aufgrund von Energiesparmaßnahmen von Herstellern und zeitgleich stattfindenden Großveranstaltungen wie dem Oktoberfest in München (für die Getränkeherstellung werden große Mengen an C02, dem Rohstoff zur Trockeneisherstellung, benötigt) war die Versorgung im Pharmabereich stark eingeschränkt. Die Lufthansa Cargo beispielsweise, die jährlich bis zu 100.000 Tonnen Pharma-Fracht in verschiedenste Länder fliegt, löste die Herausforderung durch den ständigen Trockeneis-Austausch zwischen dem Münchner und dem Frankfurter Pharma-Hub. So geriet die Lufthansa Cargo zu keinem Zeitpunkt in Gefahr, einen Nullbestand für Trockeneis verzeichnen zu müssen und die Einschränkungen für Kunden konnten minimiert werden. Eingesetzt wird am Frankfurter Flughafen das Trockeneis vor allem für die Zwischenlagerung von Pharma-Produkten im Pharma-Hub, einem Zwischenlager, in dem unter anderem Medikamente ihren spezifischen Temperaturen entsprechend aufbewahrt werden.

Digitale Transformation beflügelt die Branche

Trotz negativer Einflüsse wie Lieferengpässe wird sich das stetige Wachstum der Pharmalogistik laut Prognosen auch in Zukunft fortsetzen. Digitalisierung und der Ausbau der Gesundheitsversorgung fungieren als Treiber des Wachstums. Vor allem in Anbetracht der Transparenz in der Transportkette ist die Digitalisierung ein großer und notwendiger Zugewinn für die Pharmalogistik. Digitale Tools wie die Echtzeit-Messung der Temperaturen der Medikamente unterstützen die Frachtflugunternehmen in der Logistik. So arbeitet die Lufthansa Cargo beispielsweise an einem Temperatur-Tracking, über das Kunden ständig über die aktuellen Temperaturen ihrer Sendung informiert bleiben. Gibt es Abweichungen, können diese frühzeitig erkannt werden. Das Beispiel des Temperatur-Trackings ist nur eines von vielen, wie die Digitalisierung die Branche beflügeln kann. Zusätzlich werden vermehrt verschieden Tools eingesetzt, die das Kundenerlebnis sowohl verbessern als auch vereinfachen. Automatisierungen und Digitalisierung von Prozessen steigern nicht nur die Qualität ohne großen Mehraufwand, sondern senken Materialkosten nachhaltig. Sie führen aber auch dazu, dass Bodenprozesse effizienter erfolgen und Lieferungen schneller abgewickelt und losgeschickt werden können.

Dennoch: Die Branche hat noch Nachholbedarf. Cloud-Lösungen, Analytics-Plattformen und der Einsatz kundenorientierter Tools werden in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle spielen, denn noch immer geschehen viele Abläufe auf dem Boden manuell. Vor allem in Bereichen wie der Pharmalogistik braucht es digital innovative Lösungen, um zukunftsfähig zu bleiben und die Lieferung der Produkte auch in Zeiten geopolitischer Krisen nicht zu gefährden.

Philipp Lutterbeck, Head of Lufthansa Cargo Pharma Hub Frankfurt bei Lufthansa Cargo.

Lernen Sie den Tagesspiegel Background kennen

Sie lesen einen kostenfreien Artikel vom Tagesspiegel Background. Testen Sie jetzt unser werktägliches Entscheider-Briefing und erhalten Sie exklusive und aktuelle Hintergrundinformationen für 30 Tage kostenfrei.

Jetzt kostenfrei testen
Sie sind bereits Background-Kunde? Hier einloggen