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Gesundheit & E-Health

Standpunkte Wie KI die Patientenversorgung revolutioniert

Wolfgang Dierker ist General Manager Corporate, External & Legal Affairs bei Microsoft Deutschland
Wolfgang Dierker ist General Manager Corporate, External & Legal Affairs bei Microsoft Deutschland

Die Digitalisierung des Gesundheitssystems muss darauf abzielen, konkrete Herausforderungen in Medizin und Pflege zu bewältigen und Fachkräftemangel und Kostendruck entgegenzuwirken. KI dient dabei nicht als Ersatz, sondern als Hilfsmittel für medizinisches Personal.

von Wolfgang Dierker

veröffentlicht am 08.04.2024

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In der deutschen Gesundheitslandschaft gleicht die digitale Transformation derzeit eher einem beschaulichen Ausflug auf der Landstraße als der zügigen Fahrt auf der Überholspur. Dabei sind mit Künstlicher Intelligenz (KI) längst Lösungen in Sicht, die den Wandel des Gesundheitssystems beschleunigen können.

KI hat auf vielen Ebenen schon bewiesen, dass die Qualität und Effizienz in der Patientinnen- und Patientenversorgung signifikant gesteigert werden können. Von der Diagnosestellung über die Behandlungsplanung, der Dokumentation von Gesprächen bis hin zur Entlastung des Personals von administrativen Aufgaben – Beispiele für ihren erfolgreichen Einsatz sind zahlreich und beeindruckend.

Mehr Zeit fürs Wesentliche

Im Schnitt wenden Ärztinnen und Ärzte täglich drei Stunden für bürokratische Aufgaben auf, was Zeit für Patientinnen- und Patientenbehandlung raubt oder Überstunden erfordert. Eine andere Umfrage zeigt, dass 80 Prozent der Ärztinnen und Ärzte ein hohes Burnout-Risiko haben, bis 2035 wird außerdem ein Fachkräftemangel von 1,8 Millionen erwartet. Die Überlastung resultiert laut Marburger Bund hauptsächlich aus administrativen Aufgaben, wobei 85 Prozent der Befragten die klinische Dokumentation als wesentlichen Belastungsfaktor sehen. Ein KI-Einsatz könnte hier entlasten und ermöglichen, dass sich das medizinische Personal wieder mehr auf die empathische Behandlung und Pflege der Patientinnen und Patienten konzentrieren kann. Eine Gesundheitsversorgung also, die den Menschen wieder mehr in den Mittelpunkt rückt.

Die Partnerschaft zwischen dem gemeinnützigen Klinikverbund Agaplesion und Microsoft soll zeigen, wie sich durch den Einsatz unserer Software administrative Prozesse digitalisieren und so effizienter gestalten lassen: Weniger Verwaltung, entlastete Pflegekräfte, mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten und eine höhere Mitarbeitenden-Zufriedenheit. In den USA reduziert die Anwendung des DAX Copilot im ärztlichen Einsatz die Zeit für die klinische Dokumentation um 57 Prozent, verringerte Burnout-Symptome bei 55 Prozent der Nutzenden und verbesserte die Qualität der Dokumentation um 67 Prozent.

Nicht optional, sondern notwendig

Trotzdem scheint es, als bummele der Gesundheitsbereich hinter den Möglichkeiten hinterher. Dabei zeigen die marktgängigen Lösungen und Beispiele, dass längst Tools verfügbar sind, die höchsten ethischen Standards und Datenverarbeitungsvorschriften gerecht werden. Die teils beharrliche Skepsis gegenüber Neuem muss einer Aufgeschlossenheit gegenüber der Technologie weichen. Nur so können wir unser Gesundheitssystem gemeinsam resilienter und zukunftsfest gestalten.

Um es klar zu betonen: Die Digitalisierung des Gesundheitssystems muss darauf abzielen, konkrete Herausforderungen in Medizin und Pflege zu bewältigen und Fachkräftemangel und Kostendruck entgegenzuwirken. KI dient dabei nicht als Ersatz, sondern als Hilfsmittel für medizinisches Personal. Sie muss als unterstützender Copilot fungieren statt als führender Autopilot. Die endgültige Verantwortung für Entscheidungen bleibt dabei stets beim Menschen. KI, als präzises Instrument eingesetzt, kann unser Gesundheitssystem schrittweise verbessern, die Behandlungsqualität erhöhen und die Versorgungssicherheit steigern.

Durch richtige Regulierung Vertrauen fördern

Mit dem AI Act wurde nun erstmals ein regulatorischer Rahmen für den Einsatz von KI im Gesundheitssystem geschaffen. Auch das gerade in Deutschland in Kraft getretene Gesundheitsdatennutzungsgesetz hilft, indem es die strukturierte Verwendung von Gesundheitsdaten für KI-Anwendungen ermöglicht. Doch neben der nötigen Rechtssicherheit braucht es auch eine einheitliche Vorstellung davon, welche Rolle die Digitalisierung und der Einsatz von KI einnehmen sollen. Um die Akzeptanz sowohl auf Personal- als auch Patientinnen- und Patientenseite zu fördern, müssen ein vertrauensvoller Einsatz der Technologie garantiert und eine transparente Kommunikation gewährleistet sein.

Um dies zu erreichen, müssen wir jetzt handeln. Denn wir stehen vor nichts Geringerem, als der historischen Aufgabe, das Gesundheitssystem der Zukunft aufzubauen. Ein System, das auf den Stärken von KI aufsetzt, ohne dabei den Menschen aus den Augen zu verlieren. Entscheidend ist nun der politische und gesellschaftliche Wille, diesen Weg zielstrebig zu gehen.

Wolfgang Dierker ist der General Manager Corporate, External & Legal Affairs bei Microsoft Deutschland.

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